Ingolstadt
Gesprächsbedarf nach Fest der Kulturen

Diskussion im Migrationsrat: Mitwirkende Vereine wünschen sich Verbesserungen in der Organisation

06.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr
Das Fest der Kulturen im Klenzepark ist immer wieder ein Anziehungspunkt – hier ein Bild vom vergangenen Wochenende, auf dem (v.l.) Alanine, Susan und Mary Ann von den Philippinen zu sehen sind. Allerdings gab es ein paar Teilnehmer, die sich über den Plan, Standgebühren zu erheben, beschweren. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Das Fest der Kulturen am vergangenen Wochenende sorgte in der jüngsten Sitzung des Migrationsrates am späten Mittwochnachmittag für Gesprächsstoff. Und das, obwohl die multikulturelle Veranstaltung gar nicht Gegenstand der Tagesordnung war. Offenbar lief nicht alles rund.

Das zumindest sagte Beiratsmitglied Markus Bregulla. Er sprach zugleich für den rumänischen Kulturverein und äußerte, dass die Versorgung mit Strom und Wasser am Veranstaltungsort bei der Donaubühne zu früh abgeschaltet worden sei, sodass für Reinigungsarbeiten Wasser herbeigeschafft werden musste. Auch sei man bei den Vereinen nicht glücklich darüber, dass ab nächstem Jahr Standgebühren erhoben werden sollen. „Da verliert man langsam die Lust“, so Bregulla.

Schon während der Veranstaltung hatte der Plan, Gebühren erheben zu wollen, vereinzelt für Unmut gesorgt. Das würde den Charakter des Festes zerstören, meinte ein Teilnehmer gegenüber unserer Zeitung. Er stellte sogar infrage, ob alle Kulturvereine im kommenden Jahr wieder mitmachen würden.

Die Beiratsmitglieder Gerd Werding und Barbara Leininger sicherten zu, sich der Sache anzunehmen. Die in der Sitzung geäußerte Kritik sorgte allerdings auch für Unverständnis in der Runde. Bei anderen Festen sei es schon lange üblich, dass Standgebühren entrichtet werden müssten, hieß es.

Tobias Klein, Geschäftsführer der veranstaltenden Stadttochter, kann die Vorwürfe ebenfalls nicht verstehen, wie er dem DK gestern auf Anfrage mitteilte. Es habe im Vorfeld Gespräche mit allen Beteiligten über den Ablauf gegeben. Zudem sei man den Vereinen bei den Aufbauzeiten entgegengekommen. „Ich habe auf dem Fest mit vielen gesprochen und konnte eine sehr gute Stimmung bei den Gruppen wahrnehmen“, sagte Klein. Was die Gebühren angehe, sei derzeit noch keine Entscheidung gefallen, versicherte er.

Ein heikleres Thema beschäftigte den Migrationsrat am Mittwoch ebenfalls: Ingrid Gumplinger, die Vorsitzende des Gremiums, berichtete, dass es gelungen sei, ein gemeinsames Fastenbrechen als „Zeichen der Gemeinschaft und der gegenseitigen Toleranz“ mit Teilnehmern unterschiedlicher Moscheevereine und des Vereins Atlantik in den Räumen der Ditib-Gemeinde abzuhalten. Das Thema war aktuell geworden, nachdem es im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund des Putschversuchs in der Türkei auch in Ingolstadt zu Diskussionen und offenbar zu Anfeindungen unter türkischstämmigen Bürgern gekommen war. Der Migrationsrat und der Christlich-Islamische Dialog gründeten daraufhin die Arbeitsgruppe, die das Treffen realisierte. Das Ingolstädter Fastenbrechen als Zeichen für gegenseitigen Respekt erregte auch überregional Aufsehen. Vor allem in Augsburg zeigte man sich in der zuständigen Behörde überrascht vom Ingolstädter Erfolg, Vertreter der Moscheevereine an einen Tisch zu bringen, sagte Gumplinger. Weitere gemeinsame Fastenbrechen sollen folgen.

Für das Projekt „Mit Migranten für Migranten“, das ausländische Mitbürger in deren Muttersprache zur Gesundheitsvorsorge aufklärt, wurden in Ingolstadt aktuell 64 Mediatoren, die 13 unterschiedliche Sprachen sprechen, ausgebildet. Der Anteil der männlichen Mediatoren habe sich dabei erfreulicherweise erhöht. Ferner stellte Gumplinger das Plakat zur Aktion „Hilfetelefon“ des Familienministeriums vor. Frauen, die Gewalt erfahren haben, können unter der Telefonnummer (0 80 00) 11 60 16 Beratung und Unterstützung in 17 Sprachen einholen. Ausgehängt werden die Plakate in öffentlichen Ämtern, Institutionen und Organisationen. Exemplare sind auch im Büro der Integrationsbeauftragten im Neuen Rathaus erhältlich.