Geschmeidige Skulpturen

14.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:03 Uhr

Kühner Schwung: Ein kalt geschmiedeter, polierter Silberring von Hans Berchtenbreiter. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Jedes Schmuckstück von Hans Berchtenbreiter könnte – um ein Vielfaches vergrößert – als Skulptur in einem Park stehen. Aber seine formvollendet schlichten Halsketten, Armreife und Ringe kommen auch in den Räumen des Museums für Konkrete Kunst perfekt zur Geltung: Die filigranen Exponate des Silberschmieds treten dort ab heute in einen erhellenden Dialog mit den konstruktiven Werken des Museumsbestandes.

Nach Ludwig Wilding und Rolf Glasmeier ist Berchtenbreiter der dritte Künstler, der sein Werk der Ingolstädter Stiftung für Konkrete Kunst und Design anvertraut. Museumsleiter Tobias Hoffmann ist darüber sehr froh, denn "die schlichten, sachlich gestalteten, außergewöhnlichen Objekte passen sehr gut in unsere Sammlung".

Wie gut die Schmuckstücke mit den Werken konkreter Künstler harmonieren, zeigt sich im Obergeschoss gleich in der Vitrine am Treppenaufgang: Ein kalt geschmiedeter, polierter Silberring (2005) korrespondiert dort mit den strengen und intensiven "Farbreihen" von Richard Paul Lohse. Kühn und kraftvoll ist der Schwung des schimmernden Kleinods, sinnlich seine Ausstrahlung. Man möchte den Ring anprobieren, sein Gewicht abwägen, über das glatte Metall streichen! Mit Gold arbeitet der 1929 in Augsburg geborene Künstler nicht, weil ihm dieses Edelmetall "nicht liegt". Silber dagegen assoziiert der 78-Jährige mit dem sich rundenden Mond. Aber auch unkonventionelle Werkstoffe faszinieren den Metallgestalter. Silicium etwa nutzt er als bläulich schimmernde, spiegelnde Einfassung einer Silberkette. Diese grandiosen "Pendelformen" – die Berchtenbreiter so nennt, weil sie beim Tragen mitschwingen – zeigt Kuratorin Ines Bauer vor Joël Steins schaukelnden Styroporkugeln. Und stellt damit unter Beweis, welche Bereicherung die rund 70 Objekte für die Sammlung sind.

Berchtenbreiters Spiel mit Raum und Licht spiegelt sich auch in den nur zehn Zentimeter hohen Acrylglas-Skulpturen wider: Der Künstler schneidet Würfel auf und setzt sie wieder zusammen, er kombiniert matte, geschliffene Flächen mit durchsichtigen und erreicht so raffinierte Einblicke. Im Vordergrund steht bei Berchtenbreiter, der bei Franz Rickert an der Münchner Akademie der Bildenden Künste studierte, das stete Ringen um die Form. Scheinbare Gegensätze verschmelzen in seinen Designobjekten – diese sind geschmeidig und stabil, sinnlich und abstrakt, geheimnisvoll und klar.

 

Hans Berchtenbreiter: Museum für Konkrete Kunst, bis 26. April, Di bis So von 10 bis 17 Uhr. Die Vernissage am heutigen Samstag beginnt um 18 Uhr.