"Viele halten seine Festnahme für überzogen"

14.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:03 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Festnahme des ehemaligen City-Managers Peter Haas wirkt sich nun doch auf die heuer geplanten Veranstaltungen in der Altstadt aus. Der Vorstand von IN-City stellte am Freitag fest, dass das am 2. Mai vorgesehene Dämmershopping noch nicht genehmigt ist und deshalb ausfallen muss.

Der 41-jährige Haas sitzt derweil weiter in U-Haft. Sein Anwalt will nach dem Studium der Akten versuchen, ihn eventuell noch vor Ostern frei zu bekommen. Der frühere City-Manager war wegen Unregelmäßigkeiten in der Buchführung gekündigt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdacht, weil Rechnungen für die Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt nicht bezahlt, gleichzeitig aber Mitgliedsbeiträge für diesen Posten eingesammelt worden waren. Es geht um 71 154 Euro.

Der Fall Haas bleibt Tagesgespräch in der Stadt, sei es am Viktualienmarkt, auf der Straße oder etwa auch in der Apotheke von Stephan Kurzeder. "Viele halten seine Festnahme für überzogen", fasst er die Diskussionen seiner Kundschaft zusammen. Und: "Es mag ja einiges schief gelaufen sein, aber soweit, dass man ihn einsperrt, hätte man nicht gehen müssen." Andere würden davon sprechen, dass Haas das Bauernopfer sei, das "wie die Sau durchs Dorf getrieben wird", um von der Unfähigkeit des Vereinsvorstands abzulenken.

Entsetzt ist man beim Marketing-Club, wo Peter Haas seit sieben Jahre die Geschäfte geführt hatte. "Er hat seine Arbeit immer gut gemacht. Die Buchführung bei uns ist jedenfalls in Ordnung", betont Präsident Heinrich Stiefel. "Wir haben volles Vertrauen zu ihm und können uns nicht vorstellen, dass er etwas Unrechtes getan haben soll. Es ist mir unerklärlich, dass man ihn wie einen Schwerverbrecher behandelt."

Die honorige Stammtischrunde um den früheren Stadtrat Alfred Hagn im Le Café hat den Fall ebenfalls diskutiert. Unter ihnen ist Ex-Innenstaatssekretär Hermann Regensburger, ein ausgewiesener Experte. Für ihn ist die Inhaftierung des 41-Jährigen "eine glasklare Sache, weil Verdunklungsgefahr gegeben ist." Doch auch hier kommt die Frage auf: "Hat die Führung von IN-City immer ordentlich kontrolliert"

Hans Nüsslein, Vorstandsmitglied des Werbevereins, bleibt aber dabei, dass es durch "geschickte Manipulationen" des City-Managers unmöglich gewesen sei, die Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Gleichwohl ist der Fall für ihn Anlass, "einmal über die gesamte Struktur nachzudenken. Vielleicht brauchen wir einen Neuanfang." Dabei müsse auch die Aufstockung des Gesamtbudgets erwogen werden. "Wir dürfen uns nie wieder auf unsoliden Boden begeben."

Leitender Oberstaatsanwalt Helmut Walter verteidigte am Freitag noch einmal die Festnahme von Haas: "Wenn er nicht versucht hätte, Beweismaterial auf die Seite zu schaffen, hätten wir ihn nie eingesperrt."