Ingolstadt
"Geschenkt wird einem nichts"

Im eigenen Bierzelt: Daniel Schneider aus Ingolstadt ist mit 27 Jahren Wirt auf dem Pfingstvolksfest

12.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:23 Uhr
Smarter Jungunternehmer und überzeugter Festwirt: Daniel Schneider aus Ingolstadt leitet mit 27 Jahren das Nordbräuzelt auf dem Pfingstvolksfest und ist erstmals auf der Schanzer Wiesn. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Originelle Ideen hat der Mann, das muss man ihm lassen: "Kim geh weida nei zum Schneider" steht in geschwungener weißer Schrift hoch auf dem Giebel des Nordbräuzeltes, mitten auf dem Pfingstvolksfest.

Nicht so dezent höflich an die Besucher gerichtet wie ein "Herzlich Willkommen", dafür aber alles andere als abgedroschen.

Und abgedroschen will Daniel Schneider nun wirklich nicht wirken. Der 27-jährige Ingolstädter gilt derzeit als der jüngste Festwirt Deutschlands. Das habe er aus der Festzeltbranche so gehört, erzählt er im Gespräch mit dem DK. Er gilt zudem als einer, der frischen Wind in den manchmal etwas eingefahren erscheinenden Bierzeltbetrieb bringen möchte. Bewiesen hat er das im vergangenen Jahr schon auf dem Gillamoos in Abensberg, wo er quasi seine Feuertaufe als Hofbräu-Festwirt bestand. Jetzt also das erste Volksfest in der Heimatstadt. "Das macht mich schon stolz, denn schließlich fühle ich mich Ingolstadt verbunden. Hier kennt man die Leute", so der Betriebswirt.

Der junge Mann gehört nicht zu jenen, die von der Hochschule direkt in die Chefetage gelangt sind, ohne jemals selbst an der Basis mit angepackt zu haben. Seine Sporen in der Gastronomie habe er sich während des Studiums mit Nebenjobs beim Stiftl-Wirt verdient, sagt er. Den Wunsch, einmal ein eigenes Bierzelt zu besitzen, hegte der Arztsohn aus dem Südviertel jedoch schon viel früher - und stieß damit zuerst auf Skepsis im Elternhaus. "Das ist ein Riesenrad, das du da drehen willst", habe er zu hören bekommen. War es natürlich auch - aber das wusste Schneider von Beginn an. "Das geht beim Personal los. Da brauchst du plötzlich 15 Köche statt zwei", nennt er ein Beispiel. Dann der Aufbau des Zeltes, das - in seine Einzelteile zerlegt - die Ladeflächen von zwölf Sattelzügen belegt und der 14 Stunden täglich benötigt - 13 Tage lang. Harte Arbeit also und eine enorme Verantwortung. Das ist Schneider aber offenbar gewöhnt. "Man darf sich für die Arbeit nicht zu schade sein", betont er. In der Familie habe Arbeit seit jeher einen hohen Stellenwert besessen. "Meine Eltern waren mir ein fleißiges Vorbild", sagt er. Sie seien es schließlich auch gewesen, die den Sohn in seinen Plänen tatkräftig unterstützt hätten.

Gefreut habe er sich, dass die Brauerei ihm das Vertrauen ausgesprochen und gesagt habe: "Probieren wir es mit dem jungen Kerl" - auch wenn er in der Branche für sein Alter manchmal noch belächelt werde. Von Festwirt-Romantik indes will Schneider nicht viel wissen. Das Klischee, jeder Wirt würde ja im Handumdrehen Millionen verdienen, das habe gerade heute keinen Bestand mehr, stellt er klar. "Der Kostendruck ist hoch, und geschenkt wird einem nichts. Die goldenen Jahre sind vorbei", bringt er es auf den Punkt. Nichts desto trotz hätten Volksfeste nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung. "Das sieht man am Barthelmarkt", sagt Schneider.

Sein Konzept beschreibt er als "bayerisch, modern und frisch". Das äußert sich sowohl im Angebot von Speisen und Getränken, bei dem Regionales im Vordergrund steht, als auch bei der Auswahl der Musik und in der Gestaltung des Zeltes, das durch den rotweißen Himmel in warme Farben getaucht ist und durch transparente Giebel besonders freundlich und hell wirkt. Zur bayerischen Biertradition kommt eine großzügige Bar, an der Lifestyle-Getränke serviert werden. Wer es erleben will, braucht nur der Einladung zu folgen: "Kim geh weida".
 

Michael Brandl