Gerüchte und Verunsicherung

22.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:01 Uhr

In unmittelbarer Nähe der Gabel im Ingolstädter Westen, wo sich die alte B 16 und die B 13 früher trennten, haben die Stadtwerke ihren Wunschstandort für die Biogasanlage. Der ist umstritten. - Foto: Herbert

Friedrichshofen (DK) Gerüchte und Verunsicherung hatten sich beim Thema Biogasanlage zuletzt unter den Friedrichshofenern schnell verbreitet. Nach dem Veto des Gaimersheimer Gemeinderats brachte der Projektleiter der planenden Stadtwerketochter die Stadtteilbewohner auf den neuesten Stand.

"Das ist ja ganz neu, dass Gaimersheim uns vorschreibt, wo wir sie hinbauen sollen." Stadtrat Karl Spindler brachte im Bezirksausschuss (BZA) die Sorgen auf den Punkt. Die Friedrichshofener möchten die Biogasanlage so weit wie möglich von der Wohnbebauung weghaben. Bei rund drei Kilometern Distanz vom Ortsschild zum bisher vom Planer favorisierten Platz an der Gabel – und somit am äußersten Ende der Ingolstädter Gemarkung – ist das der Fall. Deshalb wollen sie aber natürlich nicht, dass die Gaimersheimer groß über den Standort mitreden.

Dort hatte man die Stadtwerketochter Reginova aufgefordert, über Alternativstandorte nachzudenken. "Das Projekt läuft bei uns intensiv weiter", versicherte Andreas Lederle, Prokurist und Projektleiter von Reginova, den Friedrichshofenern. Für vier mögliche Standorte würden detaillierte Verkehrs- und Geruchsgutachten erstellt. Neben dem Platz an der Gabel sind das einer jenseits des angrenzenden Wäldchens, nahe der Mühle bei Dünzlau und am Müllberg. Das hörten die Stadtteilbewohner nicht gerne. Lederle beruhigte: "Wir wollen einen Konsens mit allen Beteiligten und die Anlage über keinen Kopf hinweg bauen."

Die Gaimersheimer könnten mitreden, erklärte er, da die Anlage über den Feldweg erschlossen werden soll, der von der Gabel abzweigt und eben auf deren Gemeindegebiet liegt. Das Werk selbst muss auf Ingolstädter Gebiet stehen, das hat der Stadtrat so verfügt. Denn es sind die Stadtwerke, die das Klinikum von der Anlage aus mit Gas versorgen sollen.

Derzeit passieren täglich rund 16 000 Fahrzeuge die Gabel. Die Anlage sorge für 4300 An- und Abfahrten im Jahr, konzentriert auf die Ernteperiode, warb Lederle. Und die als Lieferanten gewonnenen Bauern müssten nicht mehr durch Friedrichshofen, um Waren zur BayWa in den Interpark zu transportieren.

Geruchsbelästigung schloss Lederle auch nahezu aus. Laut Gutachten könne man in einem Umkreis von eineinhalb Kilometern nur ganz wenige Stunden pro Jahr einen Geruch wahrnehmen – beim Anstechen der Silage. "Aber es heißt nicht, dass es gleich unangenehm sein muss." Auch die "Monsteranlage" verwies er ins Reich der Fabel. Eine Erweiterung sei unwahrscheinlich, da die Biomasse (Mais, Gras und anderes) in der Region nicht grenzenlos verfügbar ist. Lange Anfahrten seien Unfug. Eine Minute Standzeit schlage mit 1,30 Euro zu Buche. Lederle: "Weit draußen wird es ökonomisch nicht mehr darstellbar."