Wolnzach
Gerhard Stanglmayr möchte Viechtacher Brauerei kaufen

02.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:37 Uhr
Gerhard Stanglmayr steht kurz vor Vertragsabschluss mit der Viechtacher Gesellschaftsbrauerei. −Foto: Trouboukis

Larsbach (WZ) Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Gerhard Stanglmayr, Chef der Larsbacher Lampl-Brauerei, Braumeister und seit über 40 Jahren "im Geschäft", wie er sagt, soll eine Brauerei im Bayerischen Wald gekauft haben. "Ganz so weit ist es noch nicht", sagt er auf Nachfrage. Aber: Der Notarvertrag ist schon in Vorbereitung, die Unterzeichnung für Mitte Juli geplant.

Gesellschaftsbrauerei Viechtach, so heißt sie. Seit über 450 Jahren wird dort im ehrwürdigen Brauhaus in Viechtach im Landkreis Regen gebraut, der jährliche Bierausstoß ist mit 10000 Hektolitern angegeben. Gesellschaftsbrauerei - Gerhard Stanglmayr, der künftige Besitzer, weiß, warum das Brauhaus so heißt: "Es ist aus einem Zusammenschluss von Wirten entstanden", erzählt er. Anfang des 20. Jahrhunderts folgte dann - so schreibt der Viechtacher Bayerwald-Bote - die Gründung einer GmbH mit acht Gesellschaftern. Diese acht "Kommunbräuer", nahmen dann zur Stärkung der Brauerei noch große Wirte in die Gesellschaft auf, allerdings verringerte sich die Zahl dieser zwölf Gesellschafter im Laufe der Jahrzehnte schrittweise. Aktuell sind es derer nur noch zwei: der Gastronom und Metzger Michael Bielmeier, der laut Stanglmayr 80 Prozent hält, und Rosemarie Kosina, die 20 Prozent innehat. Aber die Brauerei ist in die Jahre gekommen, stand kurz vor der Schließung, nachdem aus der Familie der Gesellschafter kein Nachfolger zu finden war.

Da kam schließlich Gerhard Stanglmayr ins Spiel: "Ich kenne in der Branche halt sehr viele Leute, komme viel herum", erzählt er. Bereits Ende vergangenen Jahres habe ihn die Anfrage erreicht, für besagte Gesellschaftsbrauerei Viechtach einen Käufer zu suchen. "Es gab da auch einige Interessenten", so Stanglmayr. Etliche Besichtigungen folgten, aber kaufen wollte das alte Brauhaus keiner. Der Fachmann glaubt, den Grund zu kennen: "Es ist halt schon etwas zu machen an der Technik, am Fuhrpark, es muss Geld in die Hand genommen werden." Das habe die Interessenten wohl abgeschreckt.

Ihn aber nicht, auch sei er von Anfang an mit Hauptgesellschafter Bielmeier recht gut ausgekommen. Von ihm sei dann auch schließlich die Aussage gekommen, die sozusagen das Fass ins Rollen brachte: "Entweder der Stanglmayr oder gar keiner." Was das bedeutet, erklärt der Larsbacher Brauereibesitzer so: "Er hat gesagt, er würde zusperren, wenn wir die Brauerei nicht übernehmen." Also hat der Larsbacher Braumeister reagiert: Stanglmayrs Zusage steht, fehlt nur noch die Unterschrift auf dem Vertrag. "Das Bier ist wirklich gut und vor allem stehen die Leute hinter diesem Brauhaus", erklärt Stanglmayr, welche Gründe ihn am Ende doch zur Kaufzusage bewogen haben. Zudem erinnert ihn diese Brauerei auch an seine ersten Anfänge - und damit an ein Stück Wolnzacher Geschichte: Die Strukturen der Viechtacher Brauerei, die Gebäude, das Brauhaus seien ähnlich strukturiert wie damals die Wolnzacher Alterbrauerei, die Brauerei, in der Stanglmayr in den 1970er Jahren das Brauhandwerk erlernt hat. "Es ist vieles ganz ähnlich wie in der Alterbrauerei", so der heute 60-Jährige. " Das Bier ist gefragt, kommt bei den Bürgern gut an und zudem ist die Brauerei hier seit jeher Festwirt, beispielsweise beim Viechtacher Volksfest." Wieder eine Parallele zu Wolnzach: Das Viechtacher Volksfest findet ebenfalls im August statt. Der Brauereibetrieb - das ist der Wunsch des bisherigen Besitzers und auch des Kaufinteressenten Stanglmayr - soll möglichst nahtlos weitergehen, das Bier wie gewohnt fließen.

"Natürlich" sollen alle 17 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten, zum Teil seien sie ja auch schon Jahrzehnte für dieses Haus tätig. "Eher bräuchten wir sogar noch mehr Leute", so Stanglmayr. "Aber wir werden sehen." Zusammen mit einem Partner, einem Experten für Verwaltung und Vertrieb, wolle er diese zusätzliche Herausforderung stemmen - und natürlich an seiner Lamplbrauerei in Larsbach wie gewohnt festhalten.

Rund zwei Stunden Fahrtzeit sind es von Larsbach bis nach Viechtach. Einige Male ist Stanglmayr in den vergangenen Wochen diese Strecke gefahren, jetzt tut er das als Besitzer, der er nach Vertragsunterzeichnung sein wird. "Wenn nichts mehr dazwischenkommt", meint er augenzwinkernd. Denn tatsächlich gibt es für die Brauerei, die bisher keiner wollte, jetzt wieder neue Interessenten - seit die geplante Übernahme durch Stanglmayr in Fachkreisen die Runde macht. "Dadurch ist die Brauerei jetzt anscheinend doch auch für andere wieder interessant geworden", so der Bräu. Doch dürften sie zu spät kommen: Der Notarvertrag ist ja bereits in Vorbereitung.
 

Karin Trouboukis