Gerhard Schröder klopft Steine

11.01.2007 | Stand 03.12.2020, 7:09 Uhr

Ingolstadt (DK) Bei einem fünftägigen Seminar im Bildungszentrum werden derzeit Steinmetze aus ganz Deutschland fortgebildet. In diesem Jahr beschäftigen sich die Teilnehmer in Gerhard Schröders Kurs mit dem Kreis-Motiv.

Seit knapp drei Jahrzehnten wird Ingolstadt ein Mal im Jahr Treffpunkt für Steinmetzmeister aus ganz Deutschland. Heuer dreht sich im Bildungszentrum am Brückenkopf alles um die geometrische Figur des Kreises. Seit Montag zeichnen, schnitzen und modellieren die 26 Seminarteilnehmer fleißig Entwürfe für Grabmäler – unter der Aufsicht des Künstlers Gerhard Schröder.

Der Namensvetter des ehemaligen Bundeskanzlers, ein bekannter Steinmetz und Bildhauer aus Türkheim, hat das Kursthema nicht ohne Grund gewählt: "Der Kreis ist ein Symbol für die Unendlichkeit, für ewiges Leben." Jeder Teilnehmer hat das Motiv auf eine eigene Art und Weise aufgegriffen: Manche deuten ihn durch ein Relief an, andere stellen ihn figürlich dar.

Wie immer stehen auch in diesem Jahr interessante Exkursionen wie in das Alf-Lechner-Museum auf dem Lehrplan. Beim ersten Mal ist auch Freihandzeichnen mit Manfred Kozel, ein Schüler Schröders, integriert. Pater Donatus Leicher, der mit Schröder bisher zusammen den Unterricht leitete, musste heuer wegen Krankheit absagen.

Was den Kurs unter anderem ausmache, sagt Schröder, "ist die Atmosphäre im Kurs. In der Gruppe kommt richtig Kreativität auf." Jeder Kurstag beginnt mit einer Meditation, "damit man Kraft zum Gestalten bekommt". Das Bildungszentrum wolle mit dem Kursangebot bewusst einen Akzent in einem Markt setzen, in dem immer mehr Grabmäler aus Indien und China geliefert würden, erklärt der Leiter des Zentrums, Dieter Krause: "Oft sind das polierte Steine, bei denen die Inschrift nur eingeätzt ist."

Juditha Berschin aus Weißenhorn nimmt seit 1995 an dem Gestaltungsseminar in Ingolstadt teil: "Man kommt immer unheimlich motiviert wieder nach Hause." Ihr Entwurf, ein stilisierter Pfau auf einer Stele, erinnert kaum noch an einen herkömmlichen Grabstein. "Man kommt immer weiter weg von christlichen Symbolen. Denn oft wollen sich die Angehörigen das Denkmal später, wenn das Grab aufgelöst wird, in den Garten stellen", erklärt Juditha Berschin. Es komme auch vor, dass Kunden eine Skulptur für ihren Garten bestellen, die nach ihrem Tod als Grabstein dienen soll. "Dann kommt die Inschrift auf einen separaten Sockel", sagt die 40-Jährige.

Der 29-jährige Matthias Schleich hat bereits seine überbetriebliche Ausbildung in Ingolstadt absolviert und kommt nun seit zwei Jahren zu dem Kurs – immer ein Höhepunkt im Alltagstrott: "Gerade als junger Steinmetz profitiert man von den Erfahrung der Älteren", sagt er. "Es entwickeln sich hier Freundschaften, die einen sein ganzes Berufsleben begleiten können."