Kühbach
Genmais-Bauern reichen Klage ein

01.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Kühbach (roe) Bekommen Xaver Tyroller und die anderen Landwirte, die wegen der Genmais-Panne bei der Firma Pioneer hohe Verluste zu beklagen haben, eine Entschädigung? Die Firma will zinslose Darlehen auszahlen, außerdem geht die Sache vor Gericht.

Die betroffenen Landwirte der Genmais-Panne bei der Firma Pioneer (wir berichteten) warten noch auf eine finanzielle Entschädigung. Inzwischen haben fast 50 Bauern, darunter auch Xaver Tyroller aus Oberschönbach bei Kühbach, beim Verwaltungsgericht in Augsburg Klage gegen den Freistaat Bayern eingereicht.

 
Ein Zeichen gegen die verordnete Zwangsmaßnahme habe man damit setzen wollen, erklärt Berghof-Bäuerin Annegret Tyroller. Auf Anordnung der Regierung mussten sie und ihr Mann über 40 Hektar Mais umpflügen. Wer für den dadurch entstandenen Schaden aufkommt, das weiß bis dato niemand. Allein bei den Tyrollers stehen bis zu 80 000 Euro im Feuer. Tendenz steigend. Trotz der durchgeführten Mulch- und Unterpflügaktion standen einige H20-Pflanzen wieder auf und mussten nun per Hand beseitigt werden. "Bei uns waren acht bis neun Leute tagelang damit beschäftigt", berichtet Annegret Tyroller. Ob sie die Klage gegen den Freistaat tatsächlich durchziehen, das sei noch offen.

Klar: Erster Ansprechpartner ist eigentlich die Firma Pioneer, die das gentechnisch veränderte Saatgut verschickt hat. Bei Pioneer indes lehnt man jegliche Verantwortung ab und verweist auf eine entsprechende Laboruntersuchung. Auf dieser Grundlage haben die Tyrollers und ihre fast 100 Berufskollegen aus weiß-blauen Landen das vermeintlich gentechnikfreie Saatgut auch erworben.

Möglicherweise könnte das Land Niedersachsen zur Kasse gebeten werden. In Buxtehude wurde die betroffene Saatgut-Partie abgesackt und von der zuständigen Gentechnik-Aufsichtsbehörde untersucht. Das war am 9. Februar, das im Gegensatz zur Pioneer-eigenen Prüfung positive Ergebnis wurde aber erst am 26. April weitergegeben. Warum, das weiß niemand.

Das juristische Tauziehen um die Verantwortung hilft den Landwirten wenig. Sie setzen momentan eher auf den Imageschaden, der einer Firma wie Pioneer droht. Das sieht man dort offenbar ähnlich. Bei Informationsveranstaltungen mit den Bauern wird versucht, die Kuh vom Eis zu bringen. Konkret wäre die Firma bereit, eine Soforthilfe in Form einer Art von zinslosem Darlehen zu leisten. Von maximal 1500 Euro pro Hektar ist die Rede. Zumal Pioneer dies nicht als Schuldanerkenntnis gewertet haben will, wird nun darüber gegrübelt, wie das Geld ausbezahlt werden könnte. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, seien die bisherigen Bedingungen nicht akzeptabel. Zudem seien nicht alle Geschädigten mit der in Aussicht gestellten Höhe einverstanden. Damit seien die entstandenen Kosten nicht gedeckt.