Pfaffenhofen
Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel

IHK, Politik und Wirtschaft im Landkreis gründen eine Allianz, um Unternehmen mit qualifiziertem Nachwuchs zu versorgen

09.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:51 Uhr

Einen Austausch von Argumenten gab es im Wolnzacher Hopfenmuseum bei der Podiumsrunde zur neugegründeten Allianz für Fachkräfte. Mit dabei waren Elfriede Kerschl (von links), Moderator Markus Weingärtner, Günter Böhm, Max Hechinger, Joachim Reuter und Karl Straub. - Foto: Raths

Pfaffenhofen/Wolnzach (PK) Der Landkreis Pfaffenhofen will zum Musterbeispiel für Deutschlands Zukunft werden – zumindest was die erfolgreiche Akquise und die Bindung von Fachkräften anbelangt. Weil es hier und anderswo an Fachkräftenachwuchs fehlt, haben Politiker, Handwerker, Unternehmer, Behörden zusammen mit der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) eine „Allianz für Fachkräfte im Landkreis Pfaffenhofen“ ins Leben gerufen und damit ein Pilotprojekt mit ungewissem Ausgang gestartet.

Mit Ausnahme von Privatpersonen will man offen für alle Interessierten sein. Die Allianz versteht sich als Netzwerk mit regionalem Handlungskonzept.

In konkreten Projekten sollen künftig die Vorreiter nach ihren jeweiligen Möglichkeiten beispielgebend ihr Know-how einbringen. Drei Kompetenzgruppen sind schon gegründet: Ausbildung, Migration und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ganz konkret wird es an vier Nachmittagen im April ein kostenfreies Praxistraining für Unternehmen zum Thema Familie und Beruf geben.

„Die nachhaltige Sicherung der Fachkräfte stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Davon ist auch der Landkreis Pfaffenhofen betroffen“, sagte Peter Kammerer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK vor zahlreichen Gästen bei der Auftaktveranstaltung im Wolnzacher Hopfenmuseum.

Die nackten Zahlen sprächen für eine deutliche Verschärfung des Problems, dass in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt nachrückende geburtenschwache Jahrgänge nicht ausreichten, die entstehende Lücke zu schließen. „Die Zahl der unter 18-Jährigen sinkt im Landkreis Pfaffenhofen bis zum Jahr 2029 um 9,7 Prozent, während die Altersgruppe ,65plus‘ nach den Daten des Statistischen Landesamts um 52,3 Prozent zulegt.“ Berechnungen der IHK hätten ergeben, dass in der Region 10 bereits im übernächsten Jahr ein Mangel von 16 000 Fachkräften bestehe.

Betriebe müssten sich, so der IHK-Manager, auf einen Konkurrenzkampf um verbleibende Fachkräfte einstellen; dazu komme die besondere Lage in der Boom-Region um Ingolstadt, wo es wegen der Vollbeschäftigung auch keine Reserven am Arbeitsmarkt gebe. Kammerer sprach dabei auch die besondere Situation pflegender Angehöriger von Schwerkranken an: „Was tun wir künftig mit Mitarbeitern, die vor dieser Aufgabe stehen“ Es gebe daher viele gute Gründe, regionale Allianzen für Fachkräfte zu entfalten. Ziel dieser Bemühungen soll sein, „regionale Handlungsfelder zu definieren und bedarfsgerechte Lösungen umzusetzen.“

Im Landkreis Pfaffenhofen gebe es gegenwärtig etliche Themenschwerpunkte. Dies seien die Unterstützung und Förderung Jugendlicher beim Übergang in die Berufsausbildung, eine familienfreundliche Personalpolitik, Förderung der Migration, Integration älterer Arbeitnehmer, Verbesserung von Weiterbildungsangeboten und die Steigerung der Standortattraktivität für Fachkräfte.

„Es sind neue Ideen zu entwickeln, sonst werden wir an diesen Hürden scheitern“, mahnte Kammerer und nannte dazu finanzierbaren Wohnraum und die Kinderbetreuung als Stichworte. In ein praktikables Lot bringen soll es nun ein langfristiges, an den regionalen Gegebenheiten ausgerichtetes Konzept der Allianz für Fachkräfte.

Landrat Martin Wolf (CSU) glaubt fest daran, dass dieses Netzwerk funktionieren wird – mit Hinweis auf das Landkreis-Ranking in der Zeitschrift Focus Money „Wenn man ganz vorne ist, dann kann es eigentlich nur noch nach unten gehen – und ich will nicht warten bis es nach unten geht.“ Er wolle sich daher frühzeitig mit den Fragen rund um den drohenden Fachkräftemangel auseinandersetzen, um auf die kommenden Entwicklungen vorbereitet zu sein.

Wie lange die Allianz zu bestehen hat, um die Herausforderungen zu meistern, darüber kann gegenwärtig nur spekuliert werden. Ein Ende ist jedenfalls noch lange nicht in Sicht. „Es werden sich in den nächsten Jahren zwangsläufig weitere Themen ergeben, wir werden weitere Kompetenzgruppen eröffnen, andere sind bis dahin womöglich erfolgreich geschlossen“, meint Kammerer.