Gemeinde billigt Vertrag für Moos

28.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:32 Uhr

 

Burgheim (r) Nach jahrelangem Hin und Her gibt es jetzt ein Ergebnis: Der Mustervertrag zur Absiedlung von Anwesen im "Hochwasserdorf" Burgheim-Moos ist unter Dach und Fach. Nachdem die Staatsministerien ihre Version längst präsentiert hatten, gab am Dienstag auch der Gemeinderat sein Plazet.

Der Vertrag regelt Entschädigung und Modalitäten für Eigentümer, die ihr Anwesen in Moos zum Abriss freigeben wollen. Der Freistaat Bayern bezahlt dafür 65 Prozent der Schätzsumme und übernimmt die Abbruchkosten. Der Markt Burgheim steuert acht Prozent bei, der Landkreis 2,33. Zusammen kann ein Betroffener mit rund 75 Prozent rechnen. Für Grundstücke gibt es nichts. Beispiel: Ein Hauseigentümer, dessen Gebäude auf 200 000 Euro taxiert worden sind, erhält 150 000 Erstattung. Die Anwesen müssen innerhalb von fünf Jahren verschwinden.

Das knifflige Problem mit dem Baurecht sieht Bürgermeister Albin Kaufmann (Freie Wähler) als einigermaßen gelöst. "Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit", betont der Bürgermeister. Das heißt, ein Eigentümer, der sein Haus notariell zum Abbruch freigibt, muss gleichzeitig auf Baurecht für den verbleibenden Grund verzichten. Darauf pochen die Staatsvertreter. Die Marktgemeinde beschneide das Baurecht somit nicht. Bewohner, die in Moos bleiben, können Bauanträge stellen. Darauf legt auch das Landratsamt mit Landrat Roland Weigert Wert.

Falls ein neues Wohnhaus mit Hochwasservorkehrungen geplant wird, müsste es somit genehmigungsfähig sein. Die Gemeinde bietet weiterhin die Förderung des sogenannten Objektschutzes an. Das heißt, Bodenwannen oder etwa Stahlplatten für Kellerfenster oder Terrassentüren werden zu 50 Prozent bezuschusst. Der Staat gibt hier nichts.

Bisher noch kein Antrag

Nachdem der Mustervertrag nun unterzeichnungsreif ist, könnte es bald ernst werden mit den ersten Abrissen in Straß-Moos. Einige wenige (von 35) Betroffenen haben ihre Absicht signalisiert, zu unterschreiben. Ein konkreter Antrag liegt nicht vor. Kommt es zum Abschluss, könnte der Abrissbagger in den nächsten Jahren unübersehbare "Löcher" in das hochwassergeschädigte Dorf reißen.

Die 16 Eigentümer, die bei der Jahrhundertflut 1999 am stärksten betroffen waren, können ausnahmlos das Angebot der Staatsbehörden in Anspruch nehmen. Ab 2015, so das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt, könnten "alle gehen". Dieser zweite Schritt setzt allerdings – so wollen es die Behörden – den Verzicht auf bauliche Aktivitäten in Moos voraus.

Diese gewünschte freiwillige Selbstverpflichtung schafft Fronten im Dorf. Das Gros der Bewohner will den Heimatort nämlich nicht verlassen. Die Möglichkeit zu einer baulichen Verbesserung dürfe deshalb nicht ausgeschlossen werden.

Zehn Millionen Euro

Wenn – rein theoretisch – alle Hauseigentümer Moos verlassen, gibt der Freistaat Bayern über zehn Millionen Euro dafür aus, das kleine Dorf in der Donauebene aus der Landkarte zu tilgen.

2009 und 2008 gab es eher zu wenig Wasser, doch eine Donauflut kann sich jederzeit wieder über die Felder aus der "Schütt" den Häusern nähern. Straß-Moos war in den 60er Jahren von der Rhein-Main-Donau AG zur Retentionsfläche erklärt worden, die die "Sollausuferung" der Donau zu schlucken hat. Seitdem nimmt die großflächige Wasserrückhaltung von Donau, Friedberger Ach und Kleiner Paar Unterliegern wie Neuburg und Ingolstadt etliche Zentimeter Pegelstand weg, die bei starken Hochwassern entscheidend sein können.