München
Gelungenes Experiment

Beim Konzert von Jack White im Münchner Zenith waren Smartphones verboten

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:40 Uhr
Konzentration auf das Wesentliche: Beim Konzert von Jack White gibt es weder Smartphones noch Videoleinwände. −Foto: Swanson

München (DK) No phone no fun? Es ist ein sogenanntes "No Phone Concert", also ein Konzert, bei dem Mobiltelefone nicht benutzt werden dürfen. Da fragt man sich, ist das überhaupt durchsetzbar? Aber es klappt überraschend gut beim Konzert mit Jack White. Trotz ausverkauftem Zenith und weit über 5000 Zuschauern bleibt das von vielen erwartete logistische Chaos aus.

Der Einlass funktioniert dank zusätzlicher Helfer reibungslos und sogar flüssiger als bei manch anderer Show in Freimann. Vor der Endkontrolle wird das mobile Gerät in eine patentierte Tasche gesteckt, die sich in der Halle nicht öffnen lässt. Wer unbedingt telefonieren muss, hat draußen im Raucherbereich kurzzeitig sozusagen die freie Wahl. Aber sprechen wir mal über das Konzert? Zu Beginn strapaziert die Band Gewalt mit noisigen Tönen im Spannungsfeld zwischen NDW, Independent und Avant Garde etwas die Nerven der Besucher. Die lassen die gute halbe Stunde aber relativ stoisch über sich ergehen, schließlich steht ja der Auftritt des mehrfachen Grammy-Preisträgers Jack White an. Der lässt das Zenith nach einer längeren Umbaupause, in der Roadies in Retro-Outfits mit Hut und Hosenträgern die Szenerie vorbereiten, etwas warten und provoziert damit einige Pfiffe. Dann aber ist er da und es gehen eben nicht sofort die hellen Displays in die Höhe, sondern kurzerhand nur die Hände.

Nach der Eröffnungsnummer "Over And Over And Over" steigen White und seine großartigen Musiker in den White-Stripes-Song "Dead Leaves And The Dirty Ground" ein, und die Fans sind begeistert. Erfreulicherweise gibt es heute nicht nur keine Displays im Publikum, sondern auch keine Videoleinwände. White & Co. verzichten auch auf diese Ablenkung und konzentrieren sich nur auf die Musik unter ausschließlich weißen, aber durchaus Akzente setzenden Scheinwerfern.

Die wuchtigen Songs zwischen Alternative, Americana und Archaischem wirken ohne Blinken im Auditorium der Halle eindrucksvoll intensiv. Einige Uneinsichtige haben ihre Geräte zwar doch in die Halle gebracht, halten sich aber mit der Benutzung verhältnismäßig zurück.

Nach nahezu zwei Stunden Konzentration auf das Wesentliche und dem finalen Gassenhauer "Seven Nation Army" ist das "No Phone"-Experiment vorüber. An speziellen Stationen werden die Mini-Handytresore wieder geöffnet und eingesammelt. Ob es Schule machen wird ist fraglich, interessant ist es allemal. Und so manch einer nimmt, obwohl so nicht gedacht, die Tasche als Souvenir an diesen einzigartigen Abend mit nach Hause.

Martin Buchenberger