Ingolstadt (peh) Mit dem Roman „Ein gefragter Mann“ hat Markus Herrmann sein mittlerweile viertes Buch veröffentlicht. Der gebürtige Eichstätter (kleines Bild), der nach seinem Studium am Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt arbeitet, beschreibt darin auf 200 Seiten das Wirken des Humanisten Johannes Reuchlin, als dieser 1520/21 an der damals noch jungen Universität Ingolstadt Vorlesungen gehalten hat.
Reuchlin galt schon seinen Zeitgenossen als Gelehrter von europäischem Rang und als bedeutender Kenner der griechischen und hebräischen Sprache. Der 1455 in Pforzheim Geborene war darüber hinaus ein Musterbeispiel gelebter Toleranz, der sich öffentlich gegen die Verbrennung jüdischer Bücher aussprach. Reuchlin ließ sich weder von Konflikten mit den Dominikanern noch von einem Häresieprozess in Rom davon abbringen.
Markus Herrmann hat in seinem historischen Roman versucht, diese liberale Geisteshaltung Reuchlins einzufangen. In den einzelnen Kapiteln schildert er jeweils eine kleine, in sich abgeschlossene Geschichte.
Da geht es um die Konflikte mit dem getauften Juden Johannes Pfefferkorn (der übrigens tatsächlich gelebt hat), um die Vernichtung jüdischer Schriften, um Auseinandersetzungen mit und in der Bürgerschaft und unter den Studenten, um Vorwürfe wegen Hexerei und eine als Mann verkleidete Studentin, um antisemitische Vorurteile und anderes mehr. Nettes Detail am Rande: Ab und zu geht der große Humanist mit seinen Studenten auch einen heben, und das tut er in einer Kneipe, die es heute noch gibt: den Englwirt. Auch eine Vielzahl weiterer Details, wie etwa die Dunkelmännerbriefe, entsprechen den historischen Tatsachen, während die Geschichten selber Fiktion sind.
Reuchlins Gastspiel in Ingolstadt währte jedoch nur gut ein Jahr. 1521 verließ er Ingolstadt in Richtung Tübingen, wo er kurz nach seiner Priesterweihe Mitte 1522 starb.
Markus Herrmann: Ein gefragter Mann, Konstanz, Debras Verlag 2014, ISBN: 978-3-937150-02-4.
