Ingolstadt
Dezente Warnungen an die Arbeitgeber

Regionale Metaller gehen mitgliederstark wie nie in die heraufziehende Tarifrunde

04.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:54 Uhr

Alte Bekannte: Der bayerische Bezirksleiter der IG Metall, Jürgen Wechsler (rechts), am Rande der Delegiertenversammlung mit dem früheren Audi-Betriebsratsvorsitzenden Xaver Meier - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter IG Metall geht mit dem höchsten Mitgliederstand ihrer Geschichte in die winterliche Tarifrunde: Genau 47 270 Männer und Frauen gehörten mit dem gestrigen Tage in der Region der Gewerkschaft an. Damit bleibt die hiesige IGM-Verwaltungsstelle die drittgrößte in Deutschland.

Erstmals hat die Metallergewerkschaft ihre regionale Delegiertenversammlung gestern an einem Werktag durchgezogen – Einstieg in einen allmählichen Veränderungsprozess, durch den das Quartalstreffen der IGM-Betriebsräte und -Vertrauensleute künftig weiter an Profil gewinnen soll. Man setze auf noch „mehr Debatte, mehr Diskussion“, deutete 1. Bevollmächtigter Johann Horn die erhoffte Richtung an.

Schwerpunkte der gestrigen Versammlung: die im Januar startende neue Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie, zu der der bayerische IGM-Bezirksleiter Jürgen Wechsler einige Ausführungen machte, und die Situation in den kriselnden regionalen Unternehmen Airbus (Manching), Osram (Eichstätt) und Cummins (Ingolstadt, siehe Kasten rechts), wo insgesamt gut 1500 Arbeitsplätze bedroht sind. Bei Osram gebe es erste Hoffnungszeichen auf eine Sicherung des Standortes, bei Airbus erwarte man die Spitze des Personalabbaus erst in den kommenden Jahren, sagte Horn.

Jürgen Wechsler umriss vor den Delegierten die Kernforderungen der Metaller in der Tarifrunde: 5,5 Prozent mehr Lohn, Beibehaltung flexibler Altersteilzeitlösungen und eine neue, von den Arbeitgebern zu finanzierende Bildungsteilzeit. Letztere sei angesichts der neuen Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt unbedingt notwendig, so Wechsler, und zwar sowohl für Facharbeiter wie erst recht auch für angelernte Kräfte, deren Arbeitsplätze zunehmend abgebaut würden.

In einem Pressegespräch vor der Versammlung warnte der bayerische IG-Metall-Chef die Arbeitgeber, sich angesichts dieser Forderungen frühzeitig „in die Schützengräben“ zu begeben. Nur „auf dem Feld“ und in konstruktiven Gesprächen mit der IG Metall könnten vernünftige Lösungen für Unternehmen und Arbeitnehmer gefunden werden. Andernfalls scheue die Gewerkschaft sicher auch keine lange Auseinandersetzung mit Streikaktionen (die Friedenspflicht endet am 28. Januar). Die „Kriegskasse“ der IGM ist offenbar gut gefüllt.

Das liegt sicher auch zu einem gewissen Teil an den regionalen Metallern, die gegenüber dem Jahresende 2013 um 3,6 Prozent zugelegt haben. Zuletzt wurden sogar gewisse Zuwächse (340 Neuaufnahmen) im Ingenieurbereich bei Audi und Airbus erzielt. Die IGM will jetzt im gehobenen Angestelltensektor Wurzeln schlagen.