Geldmarktfonds - Anleger fliehen vor Minirenditen

27.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:14 Uhr

Geldmarktfonds waren früher der ideale Geldparkplatz, heute erwirtschaften sie Renditen nahe Null. Hochverzinste Tagesgeldkonten bringen deutlich mehr.

Das waren Zeiten als Geldmarktfonds vier bis fünf Prozent Rendite abwarfen. Genau zehn Jahre ist es her, als etwa der H&A Universal-Geldmarktfonds eine Einjahresrendite von rund 5,5 Prozent auswies oder der DWS Geldmarkt Plus eine Jahresperformance von 4,0 Prozent vorweisen konnte. Seither ging es mit den Renditen steil bergab. Im Jahr 2005 betrug die durchschnittliche Jahresperformance von Euro-Geldmarktfonds laut Fondsverband BVI noch 1,83 Prozent, die aktuelle Einjahresrendite von Juni 2012 liegt bei 1,0 Prozent. Doch damit ist noch nicht Schluss: Im laufenden Jahr haben Euro-Geldmarktfonds laut BVI gerade mal ein Plus von 0,49 Prozent erzielt. Vor dem Hintergrund einer um die Zwei-Prozent-Marke schwankenden Inflationsrate erleiden Anleger mit Cashfonds also reale Kapitalverluste. Geldmarktfonds erleben ein schwieriges Umfeld. Als Privatanleger würde ich mein Geld zurzeit dort nicht investieren, rät BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.

Anleger kehren Fonds den Rücken

Um die früheren Lieblinge der Fondsbranche ist es inzwischen leise geworden. Finanzkrise und neue Regulierungsmaßnahmen des Gesetzgebers setzen den Portfolios zu. Viele Fonds machten Verluste, weil sie hochriskante Papiere abschreiben mussten. Das anhaltende Zinstief und die jüngste Leitzinssenkung tun derzeit ein Übriges. Der Zinssatz für kurzfristige Refinanzierungen liegt heute bei Null Prozent – damit haben es Geldmarktfonds schwer überhaupt noch Rendite zu erwirtschaften. Das Ein-Monats-Ergebnis von Euro-Cashfonds beträgt denn auch nur noch 0,1 Prozent. Investoren kehren den Produkten scharenweise den Rücken. Hatten institutionelle und private Anleger früher mehr als 100 Milliarden Euro in Geldmarktfonds investiert, so halten sie heute nur noch etwa 13 Milliarden Euro, berichtet BVI-Chef Richter. Große Fondsgesellschaften wie JP Morgen Chase und Goldman Sachs möchten sich komplett vom europäischen Geldmarkt zurückziehen.

Ein weiteres Manko von Geldmarktfonds sind ihre Kosten. Während klassische Tagesgeldkonten bei Banken und Sparkassen gebührenfrei sind, müssen Käufer von Geldmarktfonds teilweise Ausgabeaufschläge und jährliche Managementgebühren verkraften. So kostet beispielsweise der ESPA Cash Euro A 0,75 Prozent reguläre Verkaufsgebühr, der SLF Money Market Euro sogar 2,0 Prozent. Interessenten sollten hier auf Fonds achten, die ohne Ausgabeaufschlag vertrieben werden, etwa der AL Trust Euro Cash. Die Managementgebühren liegen regelmäßig zwischen 0,15 und 0,20 Prozent p.a. Ein Ausreißer nach oben ist der KBC Money Euro mit 0,61 Prozent. Hier besteht die Gefahr, dass die Verwaltungsgebühr höher liegt, als der diesjährige Kursgewinn.

Kostenfreie Alternative: Zinsstarke Tagesgeldkonten


Eine kostenfreie und zinsstarke Alternative zu Geldmarktfonds sind Tagesgeldkonten. Hier wächst das Geld verlustfrei und ohne Abzug kontinuierlich an. Manche Geldhäuser offerieren Zinsen von deutlich über zwei Prozent, etwa die Gefa Bank (2,5 Prozent), die niederländische Direktbank Moneyou (2,5 Prozent), die Bausparkasse Wüstenrot (2,44 Prozent) und die Direktbank ING-Diba (2,25 Prozent). Die Angebote von Gefa, Diba und Wüstenrot gelten allerdings nur für Neukunden. Bestandskunden erhalten hingegen bei der deutschen AK Bank sowie der Bank of Scotland mit 2,25 Prozent attraktive Zinsen, ebenso bei der Denizbank mit 2,3 Prozent. Vorteil: Guthaben auf Tagesgeldkonten sind täglich verfügbar, Anleger können jederzeit in andere Sparprodukte wechseln.