Irgertsheim
Gekröntes Haupt und schmutzige Finger

Barthelmarktkönigin Regina Reithmeier aus Irgertsheim macht eine Lehre in einer Landtechnik-Werkstatt

02.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:11 Uhr

 

Irgertsheim/Eitensheim (DK) Das Dirndl hat Regina Reithmeier inzwischen gegen eine Arbeitshose getauscht, statt zum Krönchen greift die Barthelmarktkönigin zum Schraubenschlüssel. Die 19-jährige Studentin arbeitet in einer Landtechnik-Werkstatt.

Der große Vorteil liegt auf der Hand: „Zickereien gibt es hier nicht.“ Regina Reithmeier ist amtierende Barthelmarktkönigin – und schraubt in einer Werkstatt an Traktoren, Baumaschinen und anderen Geräten. Die 19-Jährige arbeitet bei der Firma Brandl in Eitensheim in der Landtechnik-Werkstatt, Reithmeier ist die einzige Frau in der Maschinenhalle. „Ich habe einmal ein Praktikum bei einem Landmaschinenmechaniker gemacht und einfach gewusst, dass ich das machen will“, erklärt die Irgertsheimerin. Etwas anderes – zum Beispiel ein Beruf im Management – käme für sie überhaupt nicht in Frage. „Ich hätte gar nicht den Nerv dazu, dass ich in der Früh aufsteh’ und mich schminke“, sagt Reithmeier.

Als Verbundstudentin ist die 19-Jährige die meiste Zeit an der Ingolstädter Hochschule. Dort studiert sie Maschinenbau, mit acht Prozent Damenquote ebenfalls kein typischer Frauenstudiengang. Momentan ist die Irgertsheimerin im zweiten Semester, dreieinhalb Jahre dauert das duale Studium insgesamt. In den Ferien und während des Praxissemesters arbeitet sie als Lehrling in der Eitensheimer Firma.

„Es sind öfter auch Praktikantinnen da“, erklärt sie. Die Mädchen machen nur etwa ein Drittel aus, der Rest sind Buben. Doch so besonders ist die Situation für Reithmeier eigentlich nicht. „Am Anfang waren ein paar dabei, die haben Probleme mit mir gehabt“, erinnert sie sich. Einige Kollegen wussten offensichtlich zuerst nicht, wie sie mit einer Frau an ihrem Arbeitsplatz umgehen sollten. „Die waren das halt einfach nicht gewohnt.“ Seit vergangenem Sommer arbeitet die Irgertsheimerin in der Werkstatt. Doch nach kurzer Zeit habe sich diese anfängliche Skepsis in Luft aufgelöst.

Inzwischen wissen die Arbeitskollegen in der Werkstatt, dass es die 19-Jährige nicht vor Motoröl, schmutzigen Traktoren oder dreckiger Arbeitskleidung graust. „Ich war schon als Kind immer draußen unterwegs“, sagt die Irgertsheimerin. „Was drinnen im Büro passiert, das hat mich null interessiert.“ Reithmeier sieht sich vor allem als Landmaschinenmechanikerin, selbst das Studium war nicht wirklich ihre erste Wahl. „Ich wollte eigentlich nur die Lehre machen“, sagt sie. „Aber ich hatte mein Abiturzeugnis mit der Bewerbung mitgeschickt.“ Als die Brandls das Dokument sahen, schlugen sie ihr vor, sie solle sich um ein duales Studium bewerben.

Dass nun ausgerechnet sie Barthelmarktkönigin ist, das war einer spontanen Entscheidung geschuldet. „Ich hab’ damals eigentlich nur aus Spaß an der Freud’ mitgemacht“, erinnert sich die 19-Jährige an den Wettbewerb im Stiftl-Zelt. 14 junge Frauen hatten zur Wahl gestanden, Reithmeier selbst hatte sich noch im letzten Moment angemeldet – und gewonnen. Noch gut 100 Tage, dann steht die nächste Wahl auf dem Barthelmarktprogramm – allerdings ohne Reithmeier. „Das war eine einmalige Erfahrung“, sagt sie. „Aber es langt auch wieder“, fügt sie an.

Von der Arbeit in der Brandl-Werkstatt allerdings hat die Irgertsheimerin noch lange nicht die Nase voll. Eines stellt sie jedoch klar: „Wer Probleme hat mit Dreck und lieber auf seine künstlichen Fingernägel achtet, der braucht es hier gar nicht erst zu probieren.“