Ingolstadt
Geisterfahrer auf der Ringstraße

01.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:58 Uhr

Ingolstadt (reh) Für die Ereignisse am diesem Samstagmorgen Mitte März fand Staatsanwalt Robert Pohle gestern nur drastische Worte: "Das ist die Horrorvorstellung, für jeden Autofahrer.

Wenn da jemand auf der eigenen Fahrspur entgegen kommt, kann man sich nur fragen: Fährt man in den Acker? Oder fährt man in die Lärmschutzmauer"? Die erwähnte Mauer war seinerzeit die einzige Möglichkeit. Denn Schauplatz des Zwischenfalls, der gestern am Amtsgericht seine juristische Aufarbeitung fand, war die Westliche Ringstraße mit ihren Lärmschutzkörben. An diesem Tag – und da hatte der Staatsanwalt mit dem Hinweis auf die "Horrorvorstellung" das passende Wort gewählt – wurde ein 32-jähriger Ingolstädter mitten in der Stadt zum Geisterfahrer.

Der Produktionshelfer kam mit seinem Cabrio kurz vor dem Brodmühlweg unvermittelt auf die Gegenspur und streifte den Volvo eines 37-jährigen Ingolstädters. Anschließend krachte er frontal in den Kleinwagen eines Rentners aus Pollenfeld. Der 71-Jährige und seine Frau wurden wie der Volvo-Fahrer leicht verletzt. Die Unfallopfer waren gestern im Gericht, konnten aber ohne Aussage wieder gehen. Denn der angeklagte Geisterfahrer ließ Richter Michael Fein nur über die Rechtsfolgen urteilen. Für den Unfall übernahm er die Verantwortung.

Die Polizei fand damals schnell den Grund für den Zusammenstoß: Der Geisterfahrer hatte 1,08 Promille Alkohol im Blut. "Er hat mit Freunden gefeiert und sich dummerweise ans Steuer gesetzt", versuchte Anwältin Derya Basal eine Erläuterung. Ihr Mandant habe sich strafrechtlich nie etwas zuschulden kommen lassen. "Seit diesem Tag trinkt er keinen Tropfen Alkohol mehr", versicherte Basal.

Am Ende bekam der Angeklagte eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu 30 Euro aufgebrummt. Seinen Führerschein ist er für elf Monate los.