Geheimsache Baggersee

03.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:38 Uhr

Verlassen und verwahrlost: Die Situation auf dem ehemaligen Sea-Scouts-Gelände am Baggersee sei "eine Schande", heißt es in einem FW-Papier. Die Zirkusfamilie, die mittlerweile unter dem Namen Lexany auftritt, ist zurzeit unterwegs. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Was wird aus dem ehemaligen Gelände der Sea Scouts am Baggersee? Noch im Juli forderten die Freien Wähler ganz offen, dass die Zirkusfamilie Brumbach das heruntergekommen Areal zugunsten einer Jugendeinrichtung verlassen müsse. Doch derzeit schweigen sich die FW-Stadträte aus.

"Wir sind im Wort." So lautete der Titel eines längeren Beitrages von Stadtrat Gerd Werding im FW-eigenen Blatt, in dem mehrere Versprechen aus dem Kommunalwahlkampf erwähnt wurden. Darin auch ein größeres Foto des verwahrlosten Areals am Baggersee. Werding und Bürgermeister Sepp Mißlbeck könnten sich "gut vorstellen", hieß es im Text, "das Gelände künftig für die Jugendarbeit zu nutzen".

Der Sozialexperte der Freien Wähler hat mittlerweile keineswegs dieses Thema aus den Augen verloren, wie ein dreiseitiges Konzept aus seiner Feder zeigt. Werding nennt die Umgebung des ehemaligen Sea-Scout-Geländes "eines der schönsten stadtnahen Erholungsgebiete". Aber: "Seit Jahren bereits verwildert und verfällt die Anlage und hat mit ihrer ursprünglichen Nutzung nichts mehr gemein."

Das an die Familie Brumbach vermietete Grundstück stehe während des Sommerhalbjahres leer, die Räume seien – so der Eindruck Werdings bei mehreren Ortsterminen – "komplett verdreckt, teilweise bis in Kniehöhe mit Müll gefüllt", kurz, "die jetzige Situation ist eine Schande".

Der FW-Stadtrat plädiert dafür, das Areal zu räumen, die Gebäude zu sanieren und für eine "jugendgerechte Nutzung" herzurichten, eventuell in Verbindung mit Naturschutzaktivitäten und dem nahegelegenen Wildpark. So klar die Forderung ist, so zurückhaltend geben sich die Freien Wähler zurzeit in dieser Sache.

Der Koalitionspartner der CSU scheint in Sachen Baggersee mit gebremstem Schaum zu agieren, möchte dazu am liebsten keinerlei öffentliche Erklärungen abgeben. Hinter den Kulissen wird zwar bestätigt, dass es Versuche gibt, für die schwierigen Brumbachs ein anderes Quartier zu finden, doch bevor man sich nicht geeinigt habe, sei das kein Thema für die Öffentlichkeit. Auch der bevorstehende Wahltermin, so ist zu hören, fördere die Auskunftsfreudigkeit in dieser heiklen Geschichte nicht unbedingt. "Vielleicht in 14 Tagen" könne er dazu Stellung nehmen, sagt Sepp Mißlbeck.

Ein Kontaktmann, der zwischen der Stadt und der Zirkusfamilie vermittelt, aber nicht genannt werden will, meinte zum Stand der Dinge: "Man will versuchen, das im Guten zu lösen." Auch Liegenschaftsbürgermeister Albert Wittmann will keinesfalls "mit der Brechstange" vorgehen. Im Gespräch mit dem DK bemerkte er: "Darüber werden Sie wohl auch nächstes Jahr noch berichten können."