Dreh für Kinofilm in Moschee

03.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:38 Uhr

Ingolstadt (ms) In der Manissastraße hingen gestern noch zwei NPD-Hetzplakate hoch oben an einer Peitschenlampe, während 100 Meter weiter in der neuen Ingolstädter Moschee ein Kinofilm über Integration gedreht wurde. Die Wahlkampf-Symbolik passt gut zu dem vielschichtigen Thema.

"Ich habe schon beides erlebt", berichtete der Schauspieler Njamy Sitson, der die Hauptrolle in der Filmproduktion "Mein Deudshland" spielt. Manchmal sei dem 33-Jährigen aus Kamerun hierzulande durchaus Abneigung entgegen geschlagen. Aber zumeist macht der junge Farbige, der in Deutschland Musikwissenschaft und Germanistik studiert hat, gute Erfahrungen. "Der Film ist ein spannendes und wertvolles Projekt, das der Völkerverständigung dient", betonte gestern der Schauspieler, der bereits bei der zweiten Kinoproduktion vor der Kamera steht und reichlich TV-Erfahrung hat.

Der Stoff, den sich der Augsburger Kameramann und Regisseur Martin Pfeil ausgedacht hat, basiert auf der Liebesgeschichte des afrikanischen Asylanten Fesal und der jungen Türkin Jack, die von der 33-jährigen Berliner Schauspielerin Suzan Demircan (unter anderem bekannt aus "Dr. Sommerfeld" oder "Unser Charly") gespielt wird. "Das Thema Integration ist nicht neu, aber in dieser Form etwas Besonderes", sagte die in Deutschland geborene Schauspielerin, die persönlich noch keine Probleme mit Ausländerfeindlichkeit hatte. Dennoch sieht auch Suzan Demircan die Integration als "ein wichtiges Anliegen" an und will dazu beitragen, dass das filmische "Plädoyer für gegenseitigen Respekt und Anerkennung der kulturellen Vielfalt", so der Pressetext, ein Erfolg wird.

Bei den Dreharbeiten gestern in der Ingolstädter Moschee standen der Ingolstädter Vorbeter Hamza Yesildal und Kemal Öser vom Migrationsrat als fachkundige Experten dem Filmteam zur Seite. Gedreht wurde eine Szene, die beim Gebet spielt und dabei möglichst wirklichskeitsgetreu widergegeben werden sollte. Regisseur Pfeil legt zudem vor allem Wert darauf, ein differenziertes Bild zu zeichnen und auf den erhobenen Zeigefinger zu verzichten. Für die staatlich geförderte Produktion ist Michael Wolf (lupo media, München) verantwortlich. Das auf Film gedrehte Kinowerk ist auch eine Koproduktion mit dem Schanzer Regionalsender IN-TV und damit eine deutschlandweite Premiere.