Geisenfeld
Gegen langweiliges Einheitsgrün

Umweltreferent Reinhard Bachmaier will mehr Patenschaften für städtische Flächen

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

−Foto: Maggie Zurek

Geisenfeld (GZ) Stolze Bäume und noch mehr bunt blühende Blumen statt langweiligem Einheits-Wiesengrün - das wünscht sich Reinhard Bachmaier für die öffentlichen Anlagen in Geisenfeld. Dabei hat der USB-Stadtrat vor allem auch ökologische Ausgleichsflächen im Visier.

„Es gibt so viele kommunale Flächen, aus denen man optisch und ökologisch mehr machen könnte“, ist der 51-Jährige überzeugt. Sein Vorschlag: die Vergabe von Patenschaften für städtische Grünflächen intensivieren. Mitbürger könnten dann vor ihrer eigenen Haustür oder wo immer sonst es ihnen gefällt, ein Stück Natur gestalten. Eine Anfrage seinerseits im Stadtrat hatte zwar ergeben, dass es bereits Baum-Patenschaften gibt – laut Auskunft des Bauamtes sind derzeit 60 Bäume „adoptiert“. Eine genaue Definition von Rahmenbedingungen, Informationen zum Thema oder gar ein Werben für diese Möglichkeit bürgerschaftlichen Mitwirkens vermisst Bachmaier jedoch.

Die Motivation, sich verstärkt für das Thema einzusetzen, ist einem zehn Meter breiten Grünstreifen neben seinem Grundstück im Wohngebiet Gabis geschuldet. Das eigentlich als ökologische Ausgleichsfläche ausgewiesene Areal ist „nichts als Grasland“, wie Bachmaier moniert. Im Klartext heißt das: es ist für die Umwelt nicht von großem Nutzen. „Die Fläche könnte man deutlich aufwerten und mehr draus machen“, so der Schulrektor. Mit einem Nachbarn gemeinsam hat er selber schon gezeigt, wie das gehen könnte. Insektenfreundliche Pflanzen bereichern den von ihnen gepflegten Grünstreifen.

Ein Traumtänzer ist der Pädagoge nicht, kennt er doch die wirtschaftlichen Zwänge, unter denen eine Gemeinde steht. Die Furcht vor hohen Kosten entkräftet der Umweltreferent daher unter Hinweis auf eine „Win-win-Situation“ für alle Beteiligten. „Ökologie und Ökonomie müssen kein Widerspruch sein“, rechnet der Stadtrat anhand des Beispiels in seiner Nachbarschaft vor. Selbst wenn die Stadt in Eigenregie aus der Wiese eine blühende Bienenweide machen würde, wäre es für sie finanziell kein Schaden: „Die Wiese wird derzeit alle drei bis vier Wochen von Bauhofmitarbeitern gemäht – der personelle Aufwand ist wesentlich höher, als die Aussaat von Blühmischungen und deren einmalige Mahd im Herbst.“

Die Anwohner ihrerseits könnten sich an einer schönen Aussicht freuen, die als im Wortsinn „lebendige Fläche“ einer Vielfalt von Insekten als Lebensraum dienen würde. Voraussetzung für das Gelingen einer Patenschaft ist jedoch, wie der Initiator betont, gerade bei größeren Flächen ein „gewisses ökologisches Grundwissen und eine sinnvolle Planung“. Nur so sei gewährleistet, dass tatsächlich pflegeleichte, heimische Arten zu einem ansprechenden und der Umwelt nützlichen Ensemble zusammengefügt werden. So manche Blume gefällt zwar dem Auge des Betrachters, hat aber wegen Überzüchtung für Insekten keinerlei Nährwert mehr.

Generell „muss man in dieser Hinsicht nichts neu erfinden“, sagt er. Denn Imker, Obst- und Gartenbauverein sowie die Kreisgruppen des BN oder LBV seien „ein Quell von Wissen, von dem man profitieren kann“.

Bei Bürgermeister Christian Staudter (USB) rennt der Vorstoß Bachmaiers offene Türen ein. Es sei im Sinne der Stadt „sehr wünschenswert“, wenn Anwohner vor ihrer Haustür „mit Liebe und Engagement“ Bäume oder öffentliche Bereiche pflegen, so der Rathauschef. Im Gegenzug könne man, ähnlich wie dies in der Kreisstadt Pfaffenhofen gehandhabt werde (siehe unten), in gewissem Umfang städtischerseits „das nötige Material stellen“. Auch Bachmaiers Vorschlag, Fachleute etwa in Gestalt von Vorträgen einzubinden, hält er für sinnvoll.

SO LÄUFT ES IN PFAFFENHOFEN

Eine lange Tradition hat der Patengedanke in der Kreisstadt. Bereits 1865 gründete sich in Pfaffenhofen der „Verschönerungsverein“, dessen Grundidee heuer im Juni mit den „Grünanlagen-Patenschaften“ wiederbelebt wurde. „Die Resonanz ist sehr gut“, freut sich Mario Dietrich als verantwortlicher Teamleiter bei den Stadtwerken. Der Gartenbauingenieur und Baum-Kontrolleur hat bereits fast 40 Paten registrieren können.

Doch wie sieht das Projekt im Detail aus? Im Vorfeld der Aktion hatte Dietrich die Regularien ausgearbeitet, die dann vom Stadtrat abgesegnet wurden. Welche Aufgaben ein Pate übernehmen kann und was er nicht tun darf, ist dabei ebenso definiert wie die Leistungen der Stadt. Diese reichen von der Bereitstellung von Stauden oder Blumenzwiebeln bis hin zu gärtnerischen Tipps und gegebenenfalls Versicherungsschutz (Haftpflicht, Unfallversicherung).

Zum Dank für das freiwillige bürgerschaftliche Engagement gibt es dann eine Patenschaftsurkunde und ein Hinweis-Taferl in der Grünanlage.