Greding
Gefragtes Organisationstalent

Katharina Baier hat ihren Meisterlehrgang im Fach Hauswirtschaft mit Auszeichnung bestanden

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr
Lange Zeit hat Katharina Baier im Hotel Bayerhof im Ausschank gearbeitet. Etwas mit Menschen und mit Kochen sollte ihr zukünftiger Beruf zu tun haben, das war ihr schon nach dem Abitur klar. −Foto: Steimle, Tina (Steimle, Tina)

Greding (HK) Etwas mit Menschen und mit Kochen sollte ihr Beruf zu tun haben, das war Katharina Baier nach dem Abitur klar. Seit Kurzem ist sie eine von 115 neuen Meisterinnen der Hauswirtschaft in Bayern. Die Absolventen werden gebraucht, ihr Beruf aber noch zu wenig gewürdigt.

Die Tätigkeit in einem Büro kam für Katharina Baier nie in Frage. "Ich wollte nach der Schule etwas Praktisches machen", sagt die 36-Jährige, die schon kurz nach ihrem Abschluss in der Klosterwirtschaft Plankstetten in der Küche arbeitete. "Mir gefällt der Kontakt mit den Gästen, dass man sich mal zehn Minuten mit hinsetzt und sich erkundigt, was es Neues gibt."

Die Freude am Kochen kam dagegen später dazu, Thema war es aber schon vorher. "Zu Hause habe ich zwar nicht viel gekocht", erinnert sie sich, "aber meine Mutter war Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin und dadurch hatte gutes und außergewöhnliches Essen schon immer einen hohen Stellenwert." Bevor sie sich aber zur Hauswirtschafterin in Neumarkt in der Oberpfalz ausbilden ließ, machte sie eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau in Freystadt.

"Mir gefällt der Kontakt mit den Gästen, dass man sich mal zehn Minuten mit hinsetzt und sich erkundigt, was es Neues gibt."

Katharina Baier

 

Eine von vielen Stationen auf ihrem beruflichen Weg. Nach ihrer zweiten Ausbildung zur Hauswirtschafterin war die Gredingerin in einer Bäckerei im Verkauf und in einem Vier-Sterne-Hotel im Service beschäftigt. Es folgte der Posten als stellvertretende Küchenleiterin im Caritas-Seniorenheim und im Bayerischen Hof sowie im Café Central in Greding, zwischen denen sie ständig hin- und herwechselte und Aufgaben in jedem Bereich wahrnahm. Auch an ihrem jetzigen Arbeitsplatz, einem Betriebsrestaurant in Manching, war Katharina zuvor schon einmal beschäftigt. "Es war überall interessant", sagt sie, die es als Vorteil ansieht, so viele unterschiedliche Strukturen kennengelernt zu haben. "Man kann schauen, was ist gut in diesem Betrieb, was kann man vielleicht verbessern."

Eine Frage, der sie sich auch in ihrer Meister-Abschlussarbeit angenommen hat. Baier erstellte Ablaufpläne und Checklisten, fertigte Rezeptkarten an. Dass es von der Idee zur Umsetzung manchmal schwierig sein kann, diese Erfahrung machte Katharina im Rahmen ihrer Arbeit. "Es war ein Lernprozess", sagt sie.

Am Dienstag, wenn im Hotel Ruhetag war, ging es für die Gredingerin zum Meisterlehrgang des Fortbildungszentrums Triesdorf an der Diakonie Neuendettelsau. Stattgefunden haben viele Kurse an den unterschiedlichen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Mittelfranken. Ebenso abwechslungsreich wie die Orte seien die Themen gewesen, betont Katharina. In Ansbach etwa sei es darum gegangen, wie man einen Business-Plan erstellt, wenn man den Schritt in die Selbstständigkeit wählen will, bei Regens Wagner Zell haben sich die angehenden Meisterinnen die Abläufe in der Wäscherei angeschaut. "Hier kommt auch der soziale Aspekt der Hauswirtschaft zum Tragen", sagt Katharina, Menschen mit Behinderung sollen in die Arbeit eingebunden werden.

Für Abwechslung sorgten aber auch die Erzählungen der anderen Anwärterinnen. "Es war klasse, dass da so viele aus verschiedenen Sparten zusammentrafen", sagt die Meisterin, jede habe bei Seminaren und Kursen von ihrem persönlichen Arbeitsalltag berichtet. "Eine hat zu Hause einen professionellen Milchbetrieb, eine andere hat sich mit einem eigenen Partyservice selbstständig gemacht." Das zeige, wie vielseitig die Hauswirtschaft sei. Trotzdem habe der Beruf ein Imageproblem - "ist doch nur Putzen", heiße es oft. Dass die Fachkräfte Organisationsprofis sein müssen, werde dagegen oft übersehen. "Wir haben darüber oft in der Schule diskutiert", erzählt die 36-Jährige. Zum einen könne es am Namen liegen, "der klingt altbacken", zum anderen "haben wir als Meisterinnen die Chance, etwas an diesem Bild zu verändern". Vieles, das den Bereich der Hauswirtschaft betreffe, passiere zudem im Verborgenen, der Gast eines Hotels etwa solle ja bestimmte Vorgänge auch nicht mitbekommen.

So wie in der Großküche in Manching. Dort ist Katharina jeden Tag für einen von insgesamt fünf Essensposten verantwortlich. "Am Tag vorher wird besprochen, welche Gerichte es gibt und wie viele davon hergerichtet werden." Beispielsweise Tortellini al Forno: Das bedeutet etwa 500 Portionen, die aus 150 Kilo Tortellini, 140 Liter Tomatensoße und 60 Kilo Gemüse bestehen. Von sieben bis halb 11 hat sie Zeit, gemeinsam mit den Küchenhilfen alles herzurichten und zuzubereiten. Nach einer weiteren Besprechung wird eingeteilt, wobei Katharina für ein bis zwei Essenausgaben verantwortlich ist. Dort werden die Gerichte nicht nur portioniert und ausgegeben, es muss auch ständig nachproduziert werden. "Schließlich wollen die Gäste möglichst alles frisch bekommen", erklärt sie. Insgesamt werden in Manching etwa 2200 Essen am Tag verkauft, dazu kommen Salate und Suppen.

Den Meisterlehrgang hat Baier mit Auszeichnung bestanden, auf der Abschiedfeier hielt sie eine Rede. Dass sie aber überhaupt am Kurs teilnahm, war Zufall: "Ich wollte einfach schauen, was für Kurse es gibt, zum Beispiel zum Cocktail mixen und da wurde mir gesagt, dass der Meister-Vorbereitungslehrgang bald beginnt. Ich stand anfangs sogar noch auf der Warteliste." Im Nachhinein sei sie aber froh, dass sich alles so gefügt hat.