Ingolstadt
Gefährliche Begegnungen

Auf den Straßen der Region kommen viele Tiere ums Leben – Der Schaden ist oft enorm

16.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

Toter Biber am Straßenrand zwischen Pförring und Wackerstein (Kreis Eichstätt): Wie dieser Vertreter der unter Schutz stehenden Nager kommen zahlreiche Tiere bei Begegnungen mit Autos ums Leben - Foto: Kügel

Ingolstadt (DK) Dichter Nebel, leichter Nieselregen, schlechte Sicht – plötzlich läuft ein Reh über die Straße und schon ist es passiert. In der Region ist es zuletzt häufiger zu solchen unliebsamen Begegnungen gekommen. Bei Wildunfällen sterben nicht nur viele Tiere, es entsteht auch ein gehöriger Schaden.

Die Polizei in Schrobenhausen meldete erst am Freitag den aktuellsten Fall, aufgenommen in der Nacht zuvor. Auf der Ortsverbindung von Hohenried nach Hohenwart (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) war ein Autofahrer mehreren Rehen ausgewichen und von der Straße abgekommen. Er streifte mit seinem Wagen einen Baum, der Schaden beläuft sich auf 20 000 Euro. Allein bei der Schrobenhausener Inspektion ist die Zahl der gemeldeten Wildunfälle von 278 im vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf heuer 378 gestiegen. Laut ADAC kommen jedes Jahr 220 000 Rehe, 12 000 Wildschweine und über 200 000 Hasen und Kaninchen in ganz Deutschland unter die Räder.

Im Neuburger Bereich war erst vorigen Sonntag ein Wildschwein auf der B 16 bei Oberhausen vor ein Auto geraten und verendet. Zweieinhalb Wochen zuvor hatte bei Burgheim eine Rotte die Bundesstraße überquert, ein knapp 90 Kilogramm schwerer Keiler war von einem Mercedes erfasst worden und regungslos liegen geblieben. Als die Polizei erschien und das vermeintlich schwer verletzte Tier erschießen wollte, sprang es plötzlich auf und verschwand in einem Maisfeld.

Solche Beispiele machen die Gefahren deutlich. „Gerade bei Unfällen mit Rehen und Wildschweinen kann es für die Autoinsassen gefährlich werden“, sagt Richard Binder, zuständig für die Jagdausbildung in der Region. Nicht nur, weil die großen Tiere mitunter in den Wagen geschleudert werden. Ein verletzter Keiler oder eine in Rage geratene Muttersau kann nach dem ersten Schreck auch mal zum Angriff übergehen, selbst wenn das eher selten passiert. Nach Binders Erfahrungen gibt es manche Strecken, „wo die Jagdpächter bis zu 50 Prozent ihrer Tiere durch Unfälle verlieren“, etwa bei Demling und Theißing oder bei Buxheim (Kreis Eichstätt).

Wer plötzlich ein Wildtier vor seinem Auto auftauchen sieht, sollte nicht versuchen, auszuweichen. „Das endet meistens im Gegenverkehr oder im Graben“, sagt Michael Huber von der Ingolstädter Verkehrspolizei. Als Mittel der Wahl bleibt nur die Vollbremsung. Kommt es zum Unfall, heißt es erst einmal den nachfolgenden Verkehr warnen und die Polizei rufen. Wer das nicht tut, dem kann es wie einem 49-jährigen Kelheimer ergehen, der bei Riedenburg ein Reh erfasste und den Vorfall erst tags darauf mitteilte. Die Polizei zeigte ihn an, weil es nicht mehr möglich war, das vermutlich verletzte Tier zu suchen und zu erlösen.

Die Unfallmeldung ist schon deshalb wichtig, um den Schaden, einen entsprechenden Vertrag vorausgesetzt, reguliert zu bekommen. „Ein Polizeiprotokoll ist Voraussetzung“, betont Claudia Scheerer von der Versicherungskammer Bayern.