Ingolstadt
Geduld zahlt sich aus: ERC-Kapitän Wagner gibt sein WM-Debüt

Nach zwei knapp verpassten Turnieren ist es so weit

18.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:42 Uhr
Heiß auf die WM: Am Freitag startet das DHB-Team um Fabio Wagner in das Turnier in Riga. −Foto: Daniel Karmann/dpa

Ingolstadt/Riga - Zweimal hatte Fabio Wagner kurz vor dem Turnierstart die Koffer packen müssen, nun erfüllt sich für den Kapitän des ERC Ingolstadt doch noch der Traum von der WM.

Nach drei Tagen Einzel-Quarantäne legten die Eishockey-Nationalspieler am Dienstag mit dem Training in Riga los. Schon an diesem Freitag (15.15 Uhr/Sport1) wartet das erste Gruppenspiel gegen Italien.

Die erfreuliche Nachricht erhielt Wagner am vergangenen Samstag auf sehr unspektakuläre Art. Bundestrainer Toni Söderholm teilte den Spielern, die nach wochenlangem WM-Casting kein Ticket für den Charterflug nach Riga erhielten, seine Entscheidung persönlich mit - darunter überraschend auch Ex-Panther Tim Wohlgemuth. Wagner kennt diesen enttäuschenden Moment, er hat ihn 2018 und 2019 gleich zweimal erlebt, als er jeweils die Vorbereitung mitmachte, den Sprung in den WM-Kader aber knapp verpasste. Im vergangenen Jahr fiel das Turnier dann wegen Corona aus.

Am Samstag aber verzichtete Söderholm auf ein Gespräch mit dem Verteidiger, somit war klar, dass sich Wagners WM-Traum doch noch erfüllt. Er habe sich zwar keinen großen Druck gemacht, sagt der 25-Jährige. Doch die Freude über das Ticket nach Riga war riesengroß. Für sein Land bei einer WM auf dem Eis zu stehen - das hatte schon sein Vater Bernd zweimal erlebt. "Das ist etwas Besonderes", meint Wagner. "Ich kann es kaum erwarten, dass es jetzt losgeht. "

Lange Zeit muss der ERC-Spieler nicht mehr warten, schon an diesem Freitag trifft das deutsche Team in der ersten Vorrundenpartie auf Außenseiter Italien. In der Gruppe B kämpft die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in der Vorrunde zudem mit Kanada, Finnland, USA, Lettland, Norwegen und Kasachstan um den Einzug in die K. -o. -Runde. "Ich freue mich natürlich am meisten auf die Spiele und darauf, die WM live mitzuerleben", sagt Wagner.

Nach dem Halbfinal-Aus des ERC gegen die Eisbären Berlin war der Panther-Kapitän erst Anfang Mai zum DEB-Team gestoßen, das Söderholm in Gruppen aufteilte, die getrennt voneinander trainierten und wohnten. Noch einsamer wurde es für die Nationalspieler nach der Ankunft am Samstagnachmittag in der lettischen Hauptstadt, denn nach einem Corona-Test im Hotel wurden Wagner und seine Teamkollegen erst einmal auf ihre Zimmer geschickt - für drei Tage Einzel-Isolation. Frühstück, Mittag- und Abendessen wurden aufs Zimmer geliefert, Fitness-Workouts und Trainermeetings erfolgten online. Ansonsten vertrieb sich Wagner die Zeit mit Büchern und Netflix. "Man findet da schon irgendwelche Möglichkeiten, dass man die Zeit rumbringt", sagt der Landshuter. Und überhaupt: "Der Spielplan wird ziemlich straff sein mit vielen Spielen, so ist es auch gut, dass wir die Akkus noch mal aufladen konnten, bevor es richtig losgeht. "

Am Dienstagnachmittag aber war Schluss mit Gymnastik vor dem Laptop, das erste richtige Training stand an. Es ist eine vielversprechende Mischung, die in der Arena Riga auf dem Eis stand: Söderholm setzt in seinem 27-köpfigen Kader auf Teenager-Power der Top-Talente und künftigen NHL-Spieler Moritz Seider, Lukas Reichel oder John Peterka; Routiniers wie der zweifache Stanley-Cup-Champion Tom Kühnhackl, Kapitän Moritz Müller, NHL-Stürmer Tobias Rieder oder der langjährige NHL-Verteidiger Korbinian Holzer sollen dem Team Stabilität geben. "Ich glaube, dass wir eine sehr gute, talentierte Mannschaft haben. Auf dem Eis sind wir sehr stark, und auch neben dem Eis verstehen wir uns als Mannschaft sehr gut", sagt Wagner.

Die NHL-Profis Leon Draisaitl, Dominik Kahun, Tim Stützle und Torhüter Philipp Grubauer werden allerdings nicht dabei sein. Doch auch anderen Nationen fehlen prominente Spieler. Auch deshalb geht das DEB-Team, das in der Vorbereitung fünf von sechs Spiele verlor, mit hohen Ambitionen in die WM. Söderholm redet offen davon, dass sein Team "in die Weltspitze und damit Weltmeister werden" will. Wagner hat sich erst einmal das Viertelfinale zum Mindestziel gesetzt. "Von dort aus ist alles möglich", sagt er. Persönlich will sich der 25-Jährige bei seinem Turnier-Debüt "schnell einfinden". Das Halbfinal-Aus mit dem ERC hat er abgehakt, der Fokus liegt jetzt auf der WM. "Ich will natürlich mein bestes Spiel abliefern", sagt Wagner, "und der Mannschaft helfen, so gut ich kann. "

DK

Modus der Eishockey-WM in Riga

Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) kämpft bei der WM in der Arena Riga ab Freitag in der Vorrundengruppe B mit sieben weiteren Teams - Italien, Norwegen, Kanada, Kasachstan, Finnland, USA und Gastgeber Lettland - um den Einzug ins Viertelfinale. Die Gruppe A mit Russland, Schweden, Tschechien, Schweiz, Slowakei, Dänemark, Belarus und Großbritannien wird gleich nebenan im Olympia-Sportzentrum ausgetragen.

Die jeweils vier Gruppenbesten ziehen in die K. -o. -Runde ein. Bei Punktgleichheit entscheidet der direkte Vergleich. Absteiger gibt es diesmal nicht, weil die unterklassigen WM-Turniere wegen Corona abgesagt und keine Aufsteiger ausgespielt wurden.

Im Viertelfinale spielen die Erstplatzierten der Gruppenphase gegen die Vierten sowie die Zweiten gegen die Dritten der jeweils anderen Vorrundengruppe. Die Sieger ziehen ins Halbfinale ein. Das Finale steigt am 6. Juni. Rekordsieger ist Russland (27 Titel) vor Kanada (26). Als Titelverteidiger tritt Finnland an.

sid

Julia Pickl