Gedenkstein steht wieder, Rätsel um die Tote bleiben

01.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Letzte Handgriffe am Gedenkstein für Maria Loderer: Kunstpreisträger Karl-Heinz Torge bringt das kleine Denkmal auf seinem Sockel in die Vertikale. - Fotos: Rödig

Schrobenhausen (SZ) 100 Jahre lang trotzte er Wind und Wetter, Sonne und Frost: der Gedenkstein rechts am Anfang des Hagenauer Forstes in Richtung Langenmosen. Als er jetzt umfiel, schien das Ende besiegelt, doch inzwischen ist das kleine Denkmal wieder restauriert.

Das mit Ziegeln gelegte Fundament hatte in den letzten Jahren immer mehr nachgegeben, und schließlich stürzte schließlich stürzte der Gedenkstein um und zerlegte sich dabei in seine Bestandteile Basis und Aufsatz, ohne dass diese zerbrachen. Nach längeren Restaurierungsarbeiten durch Kreisheimatpfleger Bernhard Rödig, den dabei Steinbildhauer Karl-Heinz Torge fachkundig und unentgeltlich anleitete, wurde der Gedenkstein von beiden wieder an seinem ursprünglichen Ort aufgestellt. Eingerahmt von hohen Brennnesseln, soll er auch die nächsten 100 Jahre Passanten an den plötzlichen Tod von Maria Loderer erinnern, deren Todesumstände weiterhin im Dunkeln bleiben. Nur noch schwach zu lesen ist der im unteren Teil des Aufsatzes eingemeißelte Originaltext, der zuvor von einer mit Schablonenbuchstaben beschrifteten Aluminiumplatte verdeckt worden war. Deshalb wurde eine neue Schrifttafel mit demselben Text (identisch bis auf die Berichtigung des Sterbejahres 1903) in einem passenden Schrifttypus oben eingefügt.

Bei der Restaurierung konnte man erkennen, dass jemand schon Jahre zuvor, in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, versucht hatte, den Gedenkstein zu bewahren, indem er den in zwei Teile zerbrochenen Basisstein wieder zusammenfügte und dabei eine Waschbetonplatte einmörtelte. Wer hatte sich nun schon vor mehreren Jahrzehnten durch diese Maßnahmen um den Erhalt gekümmert

Ein kleiner Hinweis auf diese Person könnte die Schablonenschrift geben. Die Klasse 8b der Hauptschule Schrobenhausen erforschte 1989 im Rahmen eines Geschichtswettbewerb um den Preis des Bundespräsidenten mit dem Thema "Unser Ort – Heimat für Fremde" die Geschichte des Franzosengrabs, das sich ja nur 200 Meter vom Gedenkstein Loderer entfernt befindet. Die damalige Gedenktafel, ebenfalls mit Schablonenbeschriftung, wurde, wie am Ende ihres Textes zu lesen war, 1978 angebracht und zwar von einer Person, deren Name mit "F" beginnt.

Bald fanden die Schüler auch heraus, was dieses "F" bedeutete. Es handelte sich um Thomas Forster aus Steingriff, der zu dieser Zeit schon über 90 Jahre alt war. In einem Interview erzählte er: "Als ich in Rente ging, bin ich öfters mit dem Rad durch die Gegend gefahren und kam bei dem verwahrlosten Grab vorbei, das ich schon als kleines Kind gekannt hatte. Da es gepflegt werden musste, übernahm ich die Aufgabe.

Ich stellte ein neues Holzkreuz auf und brachte eine Tafel an. Die Kosten übernahm ich selber. Ich pflegte das Grab etwa 25 Jahre lang. Wegen einer Krankheit musste ich aber vor einigen Jahren damit aufhören." Thomas Forster starb ein Jahr später, am 28. Juli 1990.

Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Gedenkstätten und der Schablonenschrift erscheint es durchaus möglich, dass Thomas Forster sich auch des Gedenksteins Loderer angenommen und versucht hat, ihn zu erhalten. Das Geschehen 1903, bei dem Maria Loderer zu Tode kam, bleibt weiterhin im Dunkeln, falls sich nicht doch noch jemand daran erinnern kann, dass sein Vater oder Großvater einmal über dieses Unglück gesprochen hat.