Zur Bajuwarenbesiedelung ein Verkehrsknotenpunkt

01.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Am Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrswege dürfte im Jahr 700 Pobenhausen entstanden sein. Das Foto von der Neuburger Straße entstand viel später, hat aber auch schon ein beachtliches Alter. Eines der ersten Farbfotos der Gemeinde wurde 1936 aufgenommen. - Foto: Perlinger

Pobenhausen (SZ) Bajuwaren tauchen in der Geschichtsschreibung um das Jahr 500 auf. So teilte Jonas von Bobbio um 624 mit: "Boiae, qui nunc Baioarii vocantur", er spricht also von "varii", von Leuten, die auf dem Land Boia(os) siedeln und jetzt (nunc) Bayern genannt werden. Dies bedeutet aber, dass die Begriffe "Bojer" als Stammesbezeichnung von der Gebietsbezeichnung und damit von den dort Gebietsansässigen, nämlich den Bajuwaren, streng zu unterscheiden ist.

Diese Überlegungen mögen Grundstrukturen freilegen, die im Rahmen der Besiedelung des tertiären Hügellandes um Pobenhausen von Wichtigkeit sind. Zu berücksichtigen ist, dass nach dem Abzug der Römer ein doch entsiedeltes Land vorhanden war, das durchaus eine selbstständige Anziehungskraft entwickeln konnte. Attraktive Siedlungsgebiete befanden sich bei den Flüssen, weil hier sowohl fruchtbares Schwemmland als auch bereits gestaltete Verkehrswege vorhanden waren.

Als nachgewiesen gilt inzwischen, dass Orte mit den Endungen "ing", "ingen" oder "heim" diejenigen sind, die auf eine Besiedlung in der Frühzeit Bayerns hindeuten. Nachdem Pobenhausen weit von der Donau entfernt ist, und der Dorfname auch nicht über die angesprochenen Endungen verfügt, ist es nahe liegend, anzunehmen, dass die Dorfgründung nicht in die Zeit des ersten Besiedlungsschubes fällt. Weiter indiziert auch die Bezeichnung "hausen", dass dieses Dorf einem jüngeren Zeitabschnitt zugeordnet werden muss.

Bei Pobenhausen ist außerdem noch zu berücksichtigen, dass es an einem Nordhang des tertiären Hügellandes mit Böden mittlerer Güte liegt. Wegen der Bodenverhältnisse kam der Platz also nicht für die primäre Besiedelung in Frage. Erst in einer zweiten Besiedlungsphase im siebten und achten Jahrhundert entstanden Orte, die mit "hausen", "hofen", "stätten", "dorf" oder "brunn" endeten. Diese Besiedlungsphase erfolgt bereits in einer Zeit, in der das Herrschergeschlecht der Agilolfinger etabliert war. In dieser Phase war sicherlich der Ausbau von Verkehrsverbindungen aus Herrschaftsüberlegungen von großer Wichtigkeit.

Durch Pobenhausen führt auch heute noch die hergebrachte Wegeverbindung von Reichertshofen über Adelshausen nach Schrobenhausen und Hohenwart, also in der Überzahl Orte, deren Namensendungen in die gleiche Richtung zeigen, wie der Name Pobenhausen. Es kreuzte sich aber auch die alte Wegeverbindung von München und Pfaffenhofen über Pörnbach nach Neuburg mit der Straße von Adelshausen, so dass Pobenhausen letztlich ein Verkehrsknotenpunkt war, der von Süden aus gesehen unmittelbar hinter dem Freinhausener Berg lag, der von Fuhrwerken aus Norden und Süden überwunden werden musste, was in Anbetracht des Anstieges beziehungsweise des Gefälles das Zuspannen von Zugtieren notwendig machte.

Diese Straßenverbindungen unter Ortschaften, die etwa in derselben Zeit entstanden sein dürften, können nur die Begründung dafür gewesen sein, an dieser für den Ackerbau nicht sehr interessanten Stelle das Dorf Pobenhausen entstehen zu lassen. Diese Annahme wird durch einen Fund untermauert, der im Jahre 1977 im Ortsgebiet von Pobenhausen im Baugebiet Nord-Ost auf dem Grundstück Singer gemacht wurde. Zunächst wurde ein Schwert aus der Merowingerzeit, ein sogenanntes Langsax, gefunden. Das Schwert wurde in einem Bereich gefunden, in dem man ein Jahr später ein merowingisches Reihengräberfeld entdeckte. Nachdem solche Gräberfelder in einem Abstand von 500 Metern eine Siedlung bedingen, muss davon ausgegangen werden, dass Pobenhausen um 700 entstanden ist, also in der Zeit einer zweiten Zuwanderung. ? Fortsetzung folgt