stadtgeflüster
Gedanken zum Lockdown light

30.10.2020 | Stand 31.12.2020, 3:34 Uhr

Vielleicht wird unsere Vor-Vorweihnachtszeit diesmal ja richtig hyggelig.

Sie wissen schon, dass neumodische Wort, mit dem die Dänen und Norweger Behaglichkeit ausdrücken, das vor allem in Wohnzeitschriften oder bei PR-Abteilungen diverser Einrichtungshäuser gerne Verwendung findet. Wenn's draußen kälter wird, hüllen wir uns in eine warme Wolldecke ein, chillen vor uns hin und fühlen uns - die entsprechende Einrichtung vorausgesetzt - hyggellig. Jetzt, wo uns der Lockdown light zwangsweise einen Gang runterschalten lässt, ist Zeit für eine vorgezogene "stade Zeit", in der wir zwar noch keine Adventskerzen entzünden, dafür aber jede Menge anderer Kerzen, die unser Wohnzimmer so richtig gemütlich, eben hyggellig, machen. So hat Corona zumindest eine gute Seite. Wir müssen nicht nach der Arbeit ins Fitnessstudio hetzen, um beim Yoga abzuschalten, wir tun das völlig entspannt zu Hause. Und machen uns schon mal Gedanken über Weihnachten.

Wie das Fest der Liebe heuer werden wird? Wer weiß. Vermutlich brauchen wir weniger Geschenke, weil wir eh nur den eigenen Hausstand sehen dürfen und die bucklige Verwandtschaft leer ausgeht. Unsere Weihnachtskrippe unter dem Christbaum freilich - ohne die wollen wir Weihnachten nicht sein. Aber Obacht! Wie machen wir das mit der Krippe, wenn uns bis dahin vielleicht der nächsten Lockdown light verordnet worden ist? Schließlich gehören zu einer gescheiten Krippe neben der Heiligen Familie auch die Heiligen Drei Könige und Hirten.

Und das, wo doch nur ein Haushalt pro Wohnung erlaubt ist! Maria und Josef und das Jesuskind sind safe - ein Haushalt. Aber was machen wir bloß mit den Heiligen Drei Königen und den (mindestens) zwei Hirten? Acht Leute aus sechs Haushalten! Geht gar nicht. Also die drei Weisen und die Hirten weglassen? Hm. Eine Weihnachtskrippe, in der die Heilige Familie ganz allein im Stall steht, mutet auch nicht wirklich weihnachtlich an. Wir könnten vielleicht zwischen der Heiligen Familie und den drei Weisen, denen wir schnell noch einen Mundschutz aus Stroh basteln, einen Spuckschutz aufstellen. Und die Hirten? Werden virtuell über Skype zugeschaltet. Weihnachten 2020 ist eben auch im Stall von Betlehem etwas anders als sonst.

rl