Kösching
Geburt in wohnlicher Atmosphäre

Neuer Kreißsaalbereich der Köschinger Klinik wird am 24. Januar offiziell eröffnet

21.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr
Das Entspannungsbad ist schon installiert, das restliche Mobiliar muss noch ausgepackt werden. Rund einen Monat vor der offiziellen Eröffnung des neuen Kreißsaalbereichs in der Köschinger Klinik haben Geschäftsführer Lorenz Meier (von links), Landrat Anton Knapp, Betriebsdirektor Alfred Schimmer (Kösching) und Betriebsdirektor Marco Fürsich (Eichstätt) die Räume schon einmal besichtigt. −Foto: Stephan

Kösching (DK) Der neue Kreißsaalbereich in der Köschinger Klinik ist so gut wie fertig. Die offizielle Einweihung ist erst am Mittwoch, 24. Januar - Landrat Anton Knapp hat sich aber schon einmal ein Bild von den Räumen gemacht.

Als es im ersten Stock durch die Türen in den hell und freundlich gestalteten Kreißsaalbereich geht, will Knapp als Erstes wissen, wo die "nervösen Männer" abgeliefert werden können. Der dreifache Vater kann sich selbst noch gut daran erinnern, wie es für ihn damals war - zum Beispiel 1984 bei der Geburt seiner mittleren Tochter, als er in Gaimersheim mitten im Bürgermeisterwahlkampf war und mit seiner Frau "nach Kösching gerast" ist. "Ich habe einen weißen Kittel bekommen und mich gefühlt wie ein Arzt", erzählt der 62-Jährige. Angst habe er nicht gehabt, ein bisschen aufgeregt sei er vielleicht gewesen.

Fast 34 Jahre später hat sich viel getan auf der Geburtenstation in Kösching. Nach den im vergangenen Frühjahr begonnenen Bauarbeiten ist die Größe des Kreißsaalbereichs auf rund 300 Quadratmeter verdoppelt worden. Betriebsdirektor Alfred Schimmer führt durch das Wartezimmer, den Hebammenstützpunkt, den Raum mit einem Entspannungsbad, zwei große Hauptkreißsäle, einen kleineren alternativen Kreißsaal und zwei Untersuchungsräume, die im Notfall ebenfalls für Geburten zur Verfügung stehen. "Wenn viele Frauen auf einmal kommen, braucht man mehr Räume", sagt Schimmer. "Das ist der Vorteil, den wir jetzt durch den Neubau haben."

Gegenwärtig sind die Zimmer leer, nur in einem stapelt sich das teils noch verpackte Mobiliar wie Stühle oder eine kleine Badewanne für Babys. "Die Möbel sind da, terminlich ist alles gut gelaufen", sagt Lorenz Meier, obwohl die ersten Geburten in den neuen Räumen eigentlich bereits für November vorgesehen waren. So kurz vor Weihnachten wäre das dem Geschäftsführer zufolge aber mit Stress verbunden gewesen. "Wann wir umziehen, wissen wir noch nicht genau, die offizielle Einweihung ist aber am 24. Januar."

Am vergangenen Freitag konnten werdende Eltern den neuen Kreißsaalbereich im Zuge des monatlichen Infotags erstmals besichtigen - so wie nun Landrat Knapp, der bisher nur die Baupläne beziehungsweise die Baustelle kannte. "Schön und farblich gut gestaltet", kommentiert er während des Rundgangs. "Die Materialien wie die Holzböden und -wände schaffen eine wohnliche Stimmung." Ob während der Geburt dann tatsächlich "eine Wohlfühlatmosphäre" herrschen wird, müssten die Frauen und Kinder letztlich selbst entscheiden, fügt er schmunzelnd hinzu.

Drei Millionen Euro - aus zwei Millionen Förder- sowie einer Million Euro Eigenmitteln - hat der neue Kreißsaalbereich laut Geschäftsführer Meier gekostet. Knapp zufolge ist diese Summe eine gute Investition für den Landkreis. Vor allem angesichts der Geburtenzahl, die laut Schimmer heuer trotz der Baustelle bei etwa 660 liegen dürfte und nun mäßig gesteigert werden soll.

"Da haben wir eine Verantwortung", sagt Knapp und erwähnt die Entwicklung des Landkreises. "Gerade die Gemeinden wachsen schnell, da muss ein Krankenhaus mit Geburtenstation wohnortnah sein." Sowohl den gebärenden Frauen als auch ihren Besuchern sei es kaum zuzumuten, erst einmal 100 Kilometer zur nächsten Klinik fahren zu müssen. Insbesondere Kösching habe ein großes Einzugsgebiet. "Das ist von unserer Seite ein klares Bekenntnis zum Standort Kösching neben Eichstätt im Landkreis."

Mit neun Hebammen gestärkt in die Zukunft

Kösching (tjs) Entgegen aller Gerüchte, die Geburtenstation in Kösching müsse aufgrund fehlender Hebammen gar geschlossen werden, kann Alfred Schimmer Entwarnung geben. Der Betriebsleiter gibt zwar zu, dass es im November - aufgrund von hauptsächlich altersbedingten Kündigungen - einige Engpässe gegeben habe, die nur mit einer Aushilfe bewältigt werden konnten. "Wir haben aber fünf neue Hebammen aus ganz Bayern hinzugewonnen, sodass die Situation jetzt entspannt ist und wir gestärkt daraus hervorgehen." Mit momentan neun Hebammen sei die Klinik gut für die Zukunft im neuen Kreißsaalbereich gerüstet. Je nach Situation könne auch über weitere Verträge nachgedacht werden.

Ein Problem, das nicht nur die Klinik in Kösching betrifft, gebe es trotzdem: Wegen des Anfang September gefallenen Schiedsspruchs zwischen dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen und den Hebammenvertreterinnen sei nun ein Rufbereitschaftsdienst notwendig geworden. Beleghebammen - also freiberufliche Hebammen wie sie in Kösching arbeiten, die ihre Leistungen mit den Krankenkassen abrechnen - dürfen ab Januar nur noch maximal zwei Frauen gleichzeitig versorgen. Kommt eine dritte, kann die Hebamme diese zwar versorgen, wird dafür aber nicht bezahlt. "Über den Rufdienst haben unsere Hebammen mehr Sicherheit, weil dann neben der im Dienst eine weitere einsatzbereit ist", sagt Schimmer.

Zum Vergleich: Auch an der Klinik in Eichstätt ist der Schiedsspruch mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Dort arbeiten derzeit sieben Beleghebammen, die laut Betriebsleiter Marco Fürsich zwischen 350 und 400 Geburten im Jahr stemmen müssen. Er beschreibt die Lage in der Kreisstadt aber als "ein bisschen entspannter als in Kösching".