Ingolstadt
"Das entscheiden die immer noch selber!"

Ladenöffnung an Heiligabend: Innenstadtfreunde verteidigen Edeka-Händler Frank Wendler

21.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr
In der Schusslinie: Frank Wendler will seinen Edeka-Markt an der Theresienstraße am Sonntag, 24. Dezember, von 10 bis 13 Uhr öffnen. Seit dieser Ankündigung ist er heftiger Kritik ausgesetzt. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Als der Edeka-Händler Frank Wendler vor ein paar Tagen ankündigte, seinen Laden an Heiligabend für drei Stunden aufzusperren, hätte er nie gedacht, damit quasi das Tor zur Hölle zu öffnen; zumindest virtuell. Wendler und seine 20 Mitarbeiter sind seither im Internet viel Kritik bis hin zu üblen Beleidigungen ausgesetzt. Es erscheint erstaunlich - und besorgniserregend -, welche gewaltigen Kräfte ein Supermarkt zu wecken vermag, der willens ist, an einem Sonntag, der auf Heiligabend fällt, gemäß dem Ladenschlussgesetz am Vormittag ausnahmsweise drei Stunden lang zu öffnen.

Doch Wendler, der seinen Edeka-Markt an der Theresienstraße seit bald fünf Jahren betreibt, erhält in diesen aufwühlenden Tagen auch großen Zuspruch. Etwa vom Verein der Innenstadtfreunde. Deren Vorsitzender Oliver Munz (kleines Foto) bezieht jetzt deutlich Position. Ziemlich deutlich.

Eines ärgert ihn besonders: "Dass hier einfach für andere gesprochen wird! Frank Wendlers Leute werden an Heiligabend alle freiwillig arbeiten. Und das entscheiden die immer noch selber! Auch wenn das der Gewerkschaft nicht ins Weltbild passt. Bei Verdi müssen sie es akzeptieren, dass die Angestellten mündig sind." Und für "alle Lautsprecher" gelte: "Es muss aufhören, immer für andere zu sprechen!"

Wendler nutzt, wie berichtet, eine Sonderregelung im Ladenschlussgesetz: Fällt der 24. Dezember (Heiligabend; kein gesetzlicher Feiertag) auf einen Sonntag, dürfen Geschäfte, die überwiegend Lebensmittel verkaufen, bis 14 Uhr drei Stunden lang öffnen. "Er hat seine Mitarbeiter gefragt, ob man das machen soll", erzählt Munz. "Er hat seine Entscheidung also von der Zustimmung seines Teams abhängig gemacht. Das ist vorbildlich! Es muss das Recht jedes Händlers sein, in Absprache mit seinen Angestellten und im Rahmen der Gesetze sein Geschäft zu betreiben! Und der Gesetzgeber sagt: Du darfst."

In diesem Fall sei die Argumentation der Gewerkschaft besonders deplatziert, sagt der Chef der Innenstadtfreunde. "Da ist immer von den ,armen Verkäuferinnen' die Rede, die an Weihnachten ,von ihren Familien fortgerissen' werden - aber Wendler beschäftigt außer zwei Fleischereifachverkäuferinnen lauter junge Burschen, von denen die meisten gern für den doppelten Stundenlohn am Sonntag arbeiten. Elf von 20 Kollegen haben gleich gesagt: ,Ich bin dabei!' Und der Bäcker in Wendlers Laden hat sowieso jeden Sonntag auf." Also: Was bitte soll diese Empörung?"

Die Innenstadtfreunde wollen dem Wendler-Team an Heiligabend um 12 Uhr bei der Arbeit im Laden mit einer kleinen Überraschung danken und damit auch ein Zeichen setzen.

Munz stellt klar: "Ich bin kein Freund einer Sonntagsöffnung. Vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr, wie sie das Gesetz zulässt, müssen genug sein." Doch er wiederholt: "Wer sonntags öffnen darf, der darf öffnen! Und er entscheidet das alleine!"