stadtgeflüster
Gastrosexualität einmal anders

26.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:48 Uhr

(peh) Ein ungewöhnliches Phänomen machte vor einigen Jahren die Runde in der bundesrepublikanischen Griller- und Smokerszene: Männer, die ihre Küche technisch aufrüsten, als würde die Ernährung halb Bayerns davon abhängen.

Da muss das Fleisch in einem Topf aus original Vulkangestein vom Eyjafjallajökull vor sich hin simmern - das ist der Berg aus Island, der vor ein paar Jahren den Flugverkehr in ganz Europa lahmgelegt hat, als er mal wieder ein magmatisches Unwohlsein verspürte. Seitdem hat die Szene mächtig aufgerüstet, wie auch in unzähligen Fernsehshows zu sehen ist.

Es war praktisch nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend auch auf die Getränkesparte überschwappte. Wer heute keine kleine Braueule oder eine Mikro-Schnapsbrennerei daheim in der Garage stehen hat, braucht eigentlich gar nicht mehr mitreden. Doch da geht noch mehr, wie wir dieser Tage am Barthelmarkt feststellen durften (unser Dank gebührt an dieser Stelle unserem alten Englwirt-Bekannten Super-Sepp für das Foto! ). Weg von der Technik, hin zur Natur, ist der neueste Trend, wie bekanntlich auch die Craftbrewer-Szene von der Retro-Welle abgelöst wurde. Ein klares Bekenntnis zur Biermarke seines Vertrauens, das gehört bei einem traditionsverhafteten Bayern einfach dazu. Und wer sich einmal festgelegt hat, der hat eine Entscheidung fürs Leben getroffen. So wie der unbekannte junge Mann auf dem Foto, dessen Wadl für sich spricht.

Am Barthelmarkt ist er da natürlich bestens bedient. Ist doch die Schneiderbude, wie das Toerring-Zelt unter Insidern genannt wird (der langjährige frühere Wirt hieß so), seit Jahren am Barthelmarkt vertreten, genauso wie Graf Ignaz zu Toerring-Jettenbach ein gern gesehener Gast ist. Wir wissen natürlich nicht, wie viele Maß Freibier für diese Art von Corporate Identity jedesmal rausspringen. Jedenfalls hat sich unser Toerring-Fan eine Stelle ausgesucht, die im Gegensatz zu etlichen anderen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte eine gewisse Formstabilität bewahren dürfte.

Nur eine Frage hat sich uns spontan aufgedrängt: Was macht unser unbekannter Freund eigentlich, wenn er dann doch mal ein anderes Zelt besucht?