Ingolstadt
Schatten der Lüfte

Ingolstädter LBV-Kreisverband lud am Samstag zur elften Nacht der Fledermäuse

26.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:48 Uhr
Selbst der Regen hielt die 30 Besucher der Fledermausnacht nicht von der Fledermausbeobachtung ab: Mit Regenschirm und Taschenlampe gewappnet und unter Anleitung von Expertin Kerstin Kellerer (unten links) wurde der Nachthimmel abgesucht (untere Bilder). Oben sieht man ein Exemplar. −Foto: Hammer, Hausmann, Wittmann

Ingolstadt (ahm) Mystische Stimmung am Baggersee: Der Ingolstädter LBV-Kreisverband lud zu seiner elften "Bat Night" und erklärte heimische Fledermausarten.

Wie wichtig der Schutz der fliegenden Säugetiere ist, lernten die Besucher bei einer Nachtwanderung der besonderen Art - mit Fledermausdetektor und wachem Blick in den Nachthimmel.

Die Lichtkegel der Taschenlampe gleiten durch die Nacht, wandern durch das Blätterdach. Ein Schatten huscht durch die Luft. "Da ist eine! ", ruft ein Junge. Doch so schnell, wie der Schatten kam, entschwindet er in die Dunkelheit. Ein leises Knacken, es wird lauter - denn ausnahmsweise kann man sie hören. Bei der European Batnight des NABU, traditionell am 25. August, führte Fledermausbeauftragte Kerstin Kellerer durch die Nacht und zeigte die heimischen Tiere. Mit dabei ihr Detektor, der die dem Menschen sonst verborgenen Laute für rund 30 Besucher hörbar werden ließ - darunter auch viele Familien mit Kind. Die Faszination Fledermaus ist sichtlich erkennbar: Mit Regenschirm und festem Schuhwerk ging es vom Donaupavillon zum Baggersee, den Kopf stets in den Nacken gelegt und die Taschenlampe gezückt.

Ein paar Schritte weiter, so nah an das Ufer heran wie möglich: Feiner Nebel steigt über dem Wasser auf. Einige Handbreit darüber breitet eine Fledermaus ihre Schwingen aus, segelt über den See. Sie ist auf der Jagd. Über 3000 Insekten muss die Fledermaus fangen, so hoch ist ihr täglicher Grundumsatz. Feine Tropfen brechen die Oberfläche, dann prasselt auch schon der Regen. "In den letzten Wochen konnten die Fledermäuse uneingeschränkt jagen, so viele Insekten waren unterwegs", so Kellerer. Die Tiere hätten sich eine Fettschicht angefressen, die ihnen erlaubt, eine Nacht auch mal ohne Jagd auszukommen.

Zuvor zeigte Kellerer die verschiedenen Fledermausarten: In Ingolstadt gibt es 16, in ganz Deutschland 24 verschiedene Arten. Der große Abendsegler komme im Auwaldgebiet am häufigsten vor, rund 300 Stück hätten sie im Frühjahr an den Staustufen gezählt. Auch im Fischerheim und in Hochhäusern des Piusviertels sind die Tiere ansässig. Andere Arten wie beispielsweise die Mopsfledermaus kommen in Ingolstadt hingegen gar nicht vor. Eine sehr seltene Art ist das graue Langohr. Kellerer holt eine kleine Schatulle zum Vorschein - in ihr liegt eine tote Zwergfledermaus. Ihrer Art reicht als Unterschlupf ein kleines Baumloch in Größe einer Streichholzschachtel, erklärt die Fledermausbeauftragte. Aber nicht nur Größe und Aussehen unterscheiden sich, jede Fledermaus hat auch ein eigenes Jagdhabitat.

Ein schneidiger Wind fegt an der Staustufe, als sich die Besucher über das Geländer lehnen - hier stürzen sich die Mückenfledermäuse auf ihre Beute. Fledermäuse seien gerade für die Landwirtschaft so wichtig, denn sie jagen Insekten aller Art - von Motten bis hin zu Wespen. "Früher wurden Fledermäuse verteufelt", erklärt Kerstin Kellerer. Mit der Batnight des Naturschutzbundes möchte man ein neues Bild vermitteln. Denn die heimische Fledermaus benötigt Schutz: Mittlerweile stagniere zwar der Bestand, der sich von dem niedrigen Level zu Beginn des Jahrhunderts erholt hätte. "Nur 40 Prozent des Nachwuchses überlebt", so Kellerer. Eine Fledermaus gebiert in der Regel nur ein Junges. Die Quartiere der ortstreuen Tiere gilt es zu schützen. Dennoch sollte man die Tiere nie nur mit der bloßen Hand anfassen, denn wie jedes andere wilde Tier könne es Tollwut übertragen, warnt Kellerer.
Im September werden die Fledermäuse sogar ohne Detektor hörbar sein, denn dann ist Balzzeit. Wer in der Nacht ein Zwitschern von einem Baum hört, kann sich sicher sein, dass dort eine Fledermaus haust. Dieses Quartier sollte dann der Stadt gemeldet werden, damit dieser Baum nicht versehentlich gefällt wird, so Kellerer.