Ingolstadt
Gasalarm im Wonnemar

180 Gäste nach Panne mit Schwefelsäure evakuiert – fünf Personen mit Atemnot

14.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:50 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Rund 180 Badegäste sind gestern nach einem Gasalarm aus dem Wonnemar evakuiert worden. Grund war eine Panne an einem Schwefelsäurebehälter. Einige Besucher und Mitarbeiter des Bades klagten über Atembeschwerden und mussten sich behandeln lassen. Ein Mann liegt im Krankenhaus.

Eigentlich war es ein Routinevorgang. Vier Mal im Jahr bekommt das Wonnemar eine Lieferung von 37-prozentiger Schwefelsäure. Die Chemikalie wird verwendet, um den pH-Wert des Badewassers zu senken, erklärt Manager Friedrich Haag. Gestern kam es allerdings zu einer folgenschweren Panne: Der Lieferant pumpte die 2500 Liter Säure gegen 7.45 Uhr versehentlich in einen Behälter mit Salzwasser. Im Tank setzte sich dadurch – zunächst unbemerkt – eine chemische Reaktion in Gang. Gegen 11 Uhr, so meldet das Wonnemar, stellten Mitarbeiter einen starken Chlorgeruch fest. Die Betreiber des Bades entschieden sich kurz nach 11 Uhr, das Gebäude zu evakuieren. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, betont Haag.

Über Lautsprecher wurden die rund 180 Badegäste, die zu diesem Zeitpunkt im Wonnemar waren, aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. „Wir waren in der Sauna, als die Durchsage gemacht wurde. Ich habe sie aber akustisch schlecht verstanden. Wir wurden dann von anderen Gästen über die Evakuierung informiert“, berichtet Besucher Christian Vosswinkel, der das Bad gegen 11.30 Uhr verließ. Draußen wunderte er sich, dass trotz des Gasalarms weder der Rettungsdienst noch Kräfte der Feuerwehr auf dem Parkplatz waren. „Es war weit und breit nichts zu sehen“, sagt der 45-jährige Ingolstädter dem DK.

Tatsächlich waren die Rettungskräfte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht informiert. Erst um 11.47 ging der Alarm ein, sagt Michael Zinsmeister, Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr. Auf die Frage, warum die Wehr erst so spät alarmiert wurde, erklärt Lars Nielsen, der Marketingleiter des Wonnemar, man habe vorher dafür keine Notwendigkeit gesehen. „Die Feuerwehr ist in so einem Fall nicht der erste Ansprechpartner“, so Nielsen. Zuerst habe man die Gäste in Sicherheit gebracht und sich dann auf die Suche nach der Ursache des Gasaustritts gemacht. Hilfe von der Feuerwehr habe man sich erst bei der Entsorgung des chemischen Gemisches erhofft.

Als erster war Brandinspektor Georg Babinger im Keller des Wonnemar im Einsatz. Mit einem Messgerät kontrollierte er den Schwefelsäuregehalt der Luft. Der betrug zum Zeitpunkt der Untersuchung 0,0. Von Spezialisten ließ sich die Feuerwehr die Gefährlichkeit des Säure-Salzwassergemisches erklären, das noch immer in dem Behälter war. „Ich habe fast gleichzeitig mit drei Chemikern telefoniert“, so Brandamtmann Zinsmeister. Der Einsatz seiner Leute war noch nicht abgeschlossen, da meldete die Notaufnahme des Klinikums der Integrierten Rettungsleitstelle, dass sich drei Mitarbeiter des Spaßbades von sich aus wegen Atembeschwerden hatten untersuchen lassen. Zinsmeister entschied sich deswegen, die Öffentlichkeit zu informieren. In Absprache mit dem städtischen Presseamt und dem Klinikum wurde eine Meldung an die Medien abgesetzt: Badegäste, die nach dem Besuch des Wonnemars Beschwerden haben, sollen sich untersuchen lassen.

Nach Angaben der diensthabenden Ärztin sind in der Notfallklinik bis gestern am späten Abend fünf Personen untersucht worden. Ein Mann wurde zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus behalten. Eine Patientin, die ebenfalls zur Sicherheit hätte übernachten sollen, hat die Klinik auf eigene Verantwortung wieder verlassen. Alle Patienten hätten nur „leichte Beschwerden“, so die Ärztin gestern Abend zum DK.

Das Chemiegemisch wurde tagsüber von einer Spezialfirma abgepumpt und entsorgt. Die Polizei und das Gewerbeaufsichtsamt haben Ermittlungen aufgenommen. Das Wonnemar blieb gestern den ganzen Tag geschlossen. Heute ist das Erlebnisbad wieder geöffnet. Die evakuierten Gäste erhielten als Entschädigung einen Gutschein, erklärte Nielsen. „Wir sind froh, dass die Sache relativ glimpflich abgegangen ist.“