Hilpoltstein
Galavorstellung im ersten Heimspiel

Hilpoltsteins Tischtennisasse bezwingen TuS Celle mit 6:3 in 2. Bundesliga - Neuzugänge Reitspies und Sanchi ragen heraus

16.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:05 Uhr
Überragend in ihren Einzeln: Die Neuzugänge David Reitspies (großes Bild) und Francisco Sanchi (kleines Bild, links) sowie der langjährige TV-Spieler Dennis Dickhardt geben keinen einzigen Punkt ab und haben damit maßgeblichen Anteil am Sieg gegen Celle. −Foto: Enzmann

Hilpoltstein (HK) Es war eine Demonstration der Stärke: Mit einem triumphalen 6:3-Erfolg über den TuS Celle hat der TV Hilpoltstein gestern Nachmittag seinen Vorsprung an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga gestürmt. Die Siegesserie in der noch jungen Saison hält also an.

Damit hatte selbst Bernd Beringer nicht gerechnet: "Vor dem Spiel war ich durchaus skeptisch", räumte der Team-Manager des TV Hilpoltstein ein. Aus gutem Grunde. Denn der Neuling war mit der Empfehlung eines Respekt einflößenden 6:2-Sieges in Passau in die Burgstadt gereist. Hilpoltstein war also gewarnt. Spätestens hier war klar: Nach dem vergleichweise leichten Pokaldurchmarsch und dem 6:1 beim stark ersatzgeschwächten 1. FC Saarbücken, stand den Hilpoltsteinern die erste harte Bewährungsprobe der noch jungen Saison bevor.

So trafen gestern zwei überaus ambitionierte Mannschaften aufeinander. Von Beginn an wurde um jeden Ball gekämpft. Beide neu formierten Hilpoltsteiner Doppel mussten über die volle Distanz von fünf Sätzen gehen. Luft nach oben haben vor allem Dennis Dickhardt und Franciso Sanchi. Klar, die Laufwege sind noch nicht automatisiert und dann und wann überraschten die Akteure mehr sich selbst als den Gegner. Daran lässt sich arbeiten. Problematischer könnte die ausgeprägte Rückhand-Orientiertheit von Dickhardt und Sanchi sein, die die ohnehin ausgeprägte Neigung zur Passivität beider Spieler eher noch verstärkt.

Erfreulicher lief es nebenan, wo das Spitzendoppel mit David Reitspies und Alexander Flemming mit etwas Glück knapp die Oberhand behielt - unter dem Strich ging damit Hilpoltsteins "Ein-Punkt-Strategie" in den Doppeln voll auf.

Garant des Sieges aber war einer, der in dieser Saison überhaupt noch kein Spiel verloren hatte: David Reitspies, trotz seiner 21 Jahre ein Muster an Beständigkeit und so etwas wie der personifizierte Gegenentwurf zu seinem Vorgänger und tschechischen Landsmann Petr David. David konnte das Publikum mit seinem kompromisslosen Alles-oder-Nichts-Angriffsspiel ebenso begeistern wie zur Verzweiflung bringen, zumal er seine Nerven nicht immer im Griff hatte. Reitspies agiert deutlich besonnener, spielt seine Top-Spin-Bälle auch mehrmals hintereinander sicher auf den Tisch und erzielt damit eine erstaunliche Wirkung. Und auch, wenn es eng wird, bleibt der 1.95 Meter-Mann ruhig.

Der Höhepunkt des Nachmittages war sein Match gegen den ehemaligen russischen Nationalspieler Fedor Kuzmin, der vom viermaligen Champions-League-Sieger Gazprom Fakel Orenburg nach Celle kam. Der 35-jährige Kuzmin, der in seiner besten Zeit der erweiterten Weltspitze angehört hatte, griff dabei tief in die Trickkiste. So hob er nach Punktgewinnen demonstrativ seinen Arm in die Höhe. Das war grenzwertig. Doch Reitspies ließ sich nicht provozieren und behielt in einer ebenso turbulenten wie hochklassigen Partie mit 11:9 im fünften Satz die Oberhand. Als der Tscheche im zweiten Durchgang auch noch den 18-jährigen deutschen Jugendmeister Cedric Meister in drei Sätzen demontierte, mutierte die Begegnung vollends zur Reitspies-Gala. Seine Nominierung zu den morgen beginnenden Europameisterschaften hatte sich der Shooting-Star verdient.

Besonderen Grund zur Freude hatte auch Hilpoltsteins zweiter Neuer, der argentinische Nationalspieler Francisco Sanchi. "Franz" bezwang mit einer Leistung, die kaum jemand für möglich gehalten hatte, den deutlich stärker eingeschätzten Tobias Hippler und legte damit seine Zweitliga-Meisterprüfung ab. Die restlichen beiden Punkte holte Dennis Dickhardt, der auf Arne Hölter traf, einen guten alten Bekannten, der von 2013 bis 2015 selbst das schwarz-gelbe Hilpoltsteiner Trikot getragen hatte. Ein überaus reizvoller Vergleich. Doch Hölter war der nervlichen Belastung an seiner alten Wirkungsstätte offenbar nicht gewachsen und unterlag glatt. Das kann und darf Dickhardts Leistung nicht schmälern, der später gegen Hippler noch einen drauflegte und für den Schlusspunkt sorgte. Nicht so gut lief es für Alexander Flemming. "Rampensau Alex", der in beiden Partien keine Chance hatte, stand dieses Mal fast ein wenig im Abseits. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

TV Hilpoltstein - TuS Celle 6:3 - Dennis Dickhardt/Francisco Sanchi- Hölter/Xu 12:10, 2:11, 1:6, 6:11, 7:11, Alexander Flemming/David Reitspies - Kuzmin/Hippler 7:11, 12:10, 9:11,11:6, 11:8, Flemming - Meissner 4:11, 11:3, 5:11, 6:11, Reitspies - Kuzmin 11:7, 7:11, 11:3, 9:11, 11:9, Dickhardt - Hölter 11:5, 10:12, 11:6, 11:9, Sanchi - Hippler 11:8, 9:11, 11:9, 11:6, Flemming - Kuzmin 5:11, 8:11, 11:6, 7:11, Reitspies - Meissner 11:7, 11:3, 11:4, Dickhardt - Hippler 11:9, 10:12, 11:2, 5:11, 11:6.

Wolfgang Winkel