Gala im Schatten des Debakels von Durban

11.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:38 Uhr

München (DK) Treffender hätte die Szenerie kaum sein können.

Dunkle Wolken hingen am Sonntagabend über der Münchner BMW-Welt. Vor dem Eingang warb ein übrig gebliebenes Werbebanner für die „Mission München 2018“ und rief das Debakel von Durban noch einmal jedem Gast ins Gedächtnis. Drinnen aber strahlte helles Scheinwerferlicht, Promis drängten sich über den roten Teppich und Frauen im Dirndl reichten Prosecco. Es gab ein Jubiläum zu feiern: Zum zehnten Mal wurden die Bayerischen Sportpreise verliehen – und die versammelte Prominenz gab sich alle Mühe zu demonstrieren, dass der Sport in Bayern glänzt, auch ohne Olympia. Der Schatten der Niederlage wollte sich trotzdem nicht so ganz verziehen bei der ersten großen Sport-Gala nach der Olympia-Entscheidung.

Gastgeber Horst Seehofer antwortete auf die Frage, ob er den klaren Sieg von Pyeongchang denn schon verdaut habe, mit einem kurzen und bestimmten „Ja“, das aber keineswegs so überzeugend klang, wie es sollte.

Vor allem vielen Sportlern war die Enttäuschung noch anzusehen. Bob-Bundestrainer Christoph Langen zum Beispiel, der die Auszeichnung in der Kategorie „Botschafter des bayerischen Sports“ erhielt, haderte noch sehr damit, als Olympia-Botschafter für München gescheitert zu sein. „Es fällt einfach schwer, die Kriterien des IOC nachzuvollziehen“, sagte Langen. „Die müssen da einfach transparenter werden, dann wissen alle die sich engagieren auch, woran sie sind.“ Aber natürlich müsse man den Koreanern jetzt fair gratulieren. Das gehört sich schließlich unter Sportlern.

Franz Beckenbauer, die letzte Münchner Trumpfkarte vom Mittwoch, hatte sich immer noch nicht beruhigt. Über die mangelnde Solidarität der europäischen IOC-Mitglieder könne er sich nach wie vor aufregen, schimpfte Beckenbauer.

In einer Sache waren sich die zahlreichen aktiven und ehemaligen Sportler wie Maria Riesch, Martina Ertl-Renz, Georg Hackl oder Susi Erdmann einig: München soll 2022 noch einmal einen Anlauf wagen. „Auf jeden Fall muss man das versuchen,“ forderte Christoph Langen. Schließlich habe man jetzt ja schon ein fertiges Konzept, das vom IOC auch gelobt worden sei.

Nicht ganz so forsch zeigte sich in diesem Punkt der Ministerpräsident. Man müsse jetzt gelassen bleiben, sagte Seehofer. „Erstmal sollen die Städte entscheiden, ob sie noch mal antreten wollen, und dann schauen wir weiter.“ In aller Ruhe, denn eine Olympia-Bewerbung sei ja schließlich „kein Kindergeburtstag“. Außerdem zeige doch gerade der Bayerische Sportpreis, dass es um den Sport im Freistaat auch ohne Olympia hervorragend bestellt sei.

Entsprechen glanzvoll wurden die Preisträger auch in Szene gesetzt. Ausgezeichnet wurden der Würzburger Schwimmer Thomas Lurz, Fußballer Mats Hummels vom Deutschen Meister Borussia Dortmund, die Mannschaft von Bundesliga-Aufsteiger Augsburg und die 18-jährige Tischtennis-Hoffnung Sabine WInter. Den Bayerischen Sportpreis für sein Lebenswerk bekam die Regensburger Motorsport-Legende Walter Röhrl. Der „Jetzt-erst-recht-Preis“ ging an den gelähmten Sportschützen Norbert Gau aus Erweg im Landkreis Dachau, Silbermedaillengewinner bei den Paralympics 2008 in Peking.

Doch trotz allem Bemühen, so ein bisschen schien sich jeder zu fragen, wie viel fröhlicher und enthusiastischer die Gala hätte sein können, wenn das IOC anders entschieden hätte. Olympia blieb das Thema, auch beim anschließenden Feiern am Buffet. Aus dem Sportler-Small-Talk waren sie immer wieder herauszuhören, die Stimmen für eine neue „Mission München 2022“. Es klang fast so, als wollten sich die Münchner Olympia-Macher schon mal für den „Jetzt-erst-recht-Preis“ im nächsten Jahr bewerben.