Vohburg
Funkstille

Im Zeitalter der Handys ist das Hobby der Funkrunde Vohburg vom Aussterben bedroht

31.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:08 Uhr

Nicht mehr im Einsatz: Ihr Funkgerät bewahren Marion und Rembert Heine von der Funkrunde Vohburg heute, wie viele andere Mitglieder, normalerweise im Keller auf. - Foto: Lamprecht

Vohburg (DK) Sie heißen Feuermelder, Opta, Rembrandt oder Astoria. Unter diesen und ähnlichen Rufnamen meldeten sich die Mitglieder der Funkrunde Vohburg bis vor einigen Jahren regelmäßig über CB-Funk, dem öffentlichen, kostenfrei nutzbaren Sprech- und Datenfunk.

Ein langjähriges, lieb gewonnenes Hobby, das durch Handys und PCs akut vom Aussterben bedroht ist. Der Verein aber lebt weiter, wenn auch mit anderen Schwerpunkten. „Leider wird kaum noch gefunkt“, sagt Marion Heine, wie ihre ganze Familie seit Mai 1988 Mitglied und seit 1994 Vorsitzende der Funkrunde. Ihr Mann Rembert ist Schriftführer, Sohn Dominik Kassier und die Tochter, obwohl sie nicht mehr in Vohburg lebt, bis heute Mitglied.

Gegründet wurde der Verein 1978 als Interessengemeinschaft. Von den sechs Gründungsmitgliedern Angel, Astoria, Fledermaus, Gamma, Libelle und Panther, wie ihre Rufnamen im CB-Funk hießen, ist heute nur noch Astoria Mitglied der Funkrunde, die seit 1984 das e. V. hinter dem Namen trägt.

Zu seinen besten Zeiten hatte der Verein rund 60 Mitglieder. Es gab Faschingsbälle, Sommerfeste, Weihnachtsfeiern und Ausflüge, oft auch mit anderen Funkergruppen. Kinder- und Jugendzeltlager für den funkenden Nachwuchs wurden organisiert und auch ein Stand auf dem Vohburger Bürgerfest war eine alljährliche Selbstverständlichkeit. Man traf sich zum Stammtisch und zum Kegeln. Aber auch, wenn eines der Mitglieder Hilfe brauchte oder eine Panne hatte, reichte ein Funkspruch, und Unterstützung war unterwegs.

Heute, in Zeiten, in denen fast jedes Kind ganz selbstverständlich einen PC und ein Handy hat, sieht es mit dem Nachwuchs allerdings schwierig aus. „Wo sollen wir den denn auch her kriegen“, fragt Marion Heine. Die Jugend wachse heute anders und mit anderen Möglichkeiten auf. „Das ist alles nicht mehr wie vor 20, 30 Jahren. Wenn man irgendwo einen Stand aufstellt, dann schauen die Leute sich das schon an und fragen vielleicht auch nach, aber das war’s dann auch.“

Ihre Funkgeräte haben die Mitglieder inzwischen fast alle eingemottet. Die Funkgeräte der Familie Heine liegen an einem sicheren Platz im Keller. Denn hergeben würde sie Marion Heine, wie wohl auch die meisten anderen ehemaligen Funker, nie. „Da hängen zu viele Erinnerungen dran.“

Anders als hier sei in Ostdeutschland und vor allem in Osteuropa im CB-Funkbereich noch wesentlich mehr los. „Da sieht man ja auch ganz oft noch Autos mit einem Spargel auf dem Dach“, sagt Marion Heine und meint damit die CB-Funkantenne auf dem Autodach. Ein Grund aufzuhören war für die Heines auch die Erweiterung des Frequenzbereiches Mitte der 90er Jahre und einige weitere Neuerungen. „Man hätte dann jedes Mal ein neues Gerät gebraucht, und die waren nicht ganz billig“, sagt Rembert Heine. Dazu komme, dass, wie er sagt, nur noch selten ein vernünftiges Gespräch zustande kam. „Das hat sich alles irgendwo totgelaufen“, sagt Marion Heine kopfschüttelnd.

Trotzdem: Auch wenn die meisten der heute noch 24 Mitglieder nicht mehr aktiv funken und auch die bis vor einigen Jahren noch regelmäßigen Treffen heute seltener geworden sind: Ein toter Verein ist die Funkrunde Vohburg nicht. „Im Vordergrund steht die Geselligkeit. Das war für uns schon immer so“, sagt Marion Heine. Das liege auch daran, dass der Altersdurchschnitt im Verein so hoch sei. Viele seien über 70, einige über 80. Ihre beiden Kinder sind mit 29 und 32 Jahren die jüngsten Mitglieder und auch sie selbst zählt mit ihren 54 Jahren zu den jüngeren. Dennoch gibt es einmal im Jahr einen Tagesausflug oder ein Sommerfest, eine Weihnachtsfeier und von Zeit zu Zeit Versammlungen. „Und wenn wir uns brauchen, sind wir auch immer noch füreinander da“, sagt Marion Heine. „Aber heute telefoniert man halt dann miteinander.“