Ingolstadt
Fundgrube für Sammler

Beim zweiten Antikmarkt erwartete die Besucher ein fast unüberschaubares Angebot

19.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Auch die zweite Auflage des Antikmarkts in der Fußgängerzone zog am Sonntag wieder tausende Besucher an. An die 220 Anbieter von hochwertigem Trödel und Antiquitäten hatten ihre Stände aufgebaut. Im Illinger-Haus konnten Besucher ihre „Schätze“ begutachten lassen.

Die richtigen Sammler sind schon kurz nach 8 Uhr unterwegs. So wie jenes Ehepaar aus Düren respektive Friesland, das es von Berufs wegen nach Ingolstadt verschlagen hat und das sogar im Morgennebel bei seiner Suche nach altem Blechspielzeug und -dosen fündig geworden ist. „Wir haben schon an die 400 Objekte zuhause“, erzählt der Mann, der aus Angst vor Einbrechern verständlicherweise seinen Namen nicht verraten will. Den hochwertigen Flohmarkt in Pfaffenhofen finden sie auch gut. „Aber in Ingolstadt gibt es deutlich mehr Anbieter“, freuen sie sich.

Ziemlich genau 220 sind es, wie die Zählung von Organisator Thomas Seizmeir später ergeben sollte. Bis aus Norddeutschland und Österreich sind die nicht selten professionellen Händler gekommen, um ihre Waren feilzuhalten. Die Bandbreite des Angebots ist enorm und lässt wirklich keine Wünsche offen. Echte Antiquitäten sind darunter, aber auch hochwertiger Trödel, Funde aus dem Keller, Nachlässe oder einfach nur Sammlerobjekte.

Albert Krammel aus Kösching beispielsweise hat zum ersten Mal seinen kleinen Stand mit Trachtenschmuck und Charivaris aufgebaut. „Ich mach’ das alles selber, das ist mein Hobby“, erzählt er: „Aber auf Flohmärkte gehe ich nicht, nur Fachmärkte und solche mit wertvolleren Objekten.“ Ähnlich äußert sich ein Rentnerehepaar aus Dingolfing, das ein buntes Sammelsurium anbietet. „Der Antikmarkt in Ingolstadt gefällt uns gut“, sagen sie. Wenigstens gebe es hier keine Leute, die einem für 50 Cent etwas abkaufen wollen.

Derweil haben drei junge Frauen am Nachbarstand offenbar die höchste Gaudi. „Wenn schon mal ein Flohmarkt vor der Tür ist, sollte man auch hingehen“, ist ihre Einstellung. Während eine bereits eine Dirndlkette erworben hat, ist ihre Freundin auf der Suche nach Utensilien für den neuen Hausstand: Sie ist gerade umgezogen.

Im Laufe der Vormittags füllt sich der Antikmarkt zusehends. An den Ständen herrscht ein dichtes Gedränge, die Händler harren der Dinge, die da kommen mögen. Handeln gehört dazu, wer hier den Preis zahlt, der verlangt wird, ist selbst schuld. Und so entbrennen nicht selten wahre Bieterschlachten um einen oder zwei Euro für eine alte Küchenuhr. Die meisten aber verbinden das ausnehmend schöne Oktoberwetter mit einem Bummel durch die Innenstadt. Nahezu übereinstimmendes Urteil: „Der Antikmarkt ist eine Bereicherung für die Stadt.“ Für manche Händler sind die Besuchermassen freilich eine etwas zwiespältige Angelegenheit: „In der Früh’ wird das Geschäft gemacht, nachmittags wird nur noch g’schaut“, sagt ein Anbieter aus Österreich, dessen Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Andere wiederum können sich übers Geschäft nicht beklagen.

Das tun auch Beatrix Schönewald und Hans Zech, Leiterin und Kurator des Stadtmuseums, nicht. Sie haben im Illinger-Haus wieder die „Schätze“ begutachtet, die die Besucher vorbeigebracht haben. Und da waren wieder ein paar Überraschungen dabei. Neben einigen Gemälden der Münchner Schule und einer an die 100 Jahre alten, bestens erhaltenen Ektachrome-Kamera mit Fotoplatten brachte ein älterer Herr ein mehrere Jahrhunderte altes Drudmesser vorbei, das aus Familienbesitz stammt. Dieses Messer wurde einst Herzog Philipp von Pfalz-Neuburg unter sein Kopfkissen gelegt, als er noch ein junger Mann war, damit ihn die Drud des Nächtens nicht packt. Eine Drud ist eine Frau (männliche Druderer sind selten), die unter dem Fluch stehen, nachts andere Menschen drücken zu müssen. „Die Geschichten um die Gegenstände drum herum sind einfach am schönsten“, sagt Beatrix Schönewald zu Recht.