Fundgrube für Geschichte Scheyerns

27.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Eine umfangreiche Materialsammlung des verstorbenen Heimatforschers Werner Vitzthum über die Gemeinde Scheyern nahm deren Bürgermeister Albert Müller im Aresinger Rathaus im Empfang. Mit dabei: Aresings Ehrenbürger und Vitzthum-Freund Friedrich C. Schmidt (v.l.), der Pfaffenhofener Kreisarchivpfleger Willihard Kolbinger, Aresings Bürgermeister Horst Rössler und der Archivpfleger des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, Max Direktor, der die Sammlung übergab. - Foto: Wöhrle

Scheyern/Aresing (woe) Der 2005 verstorbene Autor und Heimatforscher Werner Vitzthum hat umfangreiche Forschungen zum Pfaffenhofener und Schrobenhausener Land hinterlassen. Das Material, das Scheyern betrifft, wurde jetzt im Aresinger Rathaus an Bürgermeister Albert Müller übergeben.

Scheyerns Bürgermeister Albert Müller kann sich gut an den Lehrer und unermüdlichen Heimatforscher Werner Vitzthum erinnern, schließlich war dieser am Ende seiner Schullaufbahn Konrektor an der Scheyerer Schule. "Er war bei den Kindern sehr beliebt", versichert Müller. "Mein jüngerer Bruder hatte ihn als Lehrer."

Vitzthum wohnte fast 40 Jahre lang in Singenbach, ehe er 1994 nach seiner Pensionierung in die Pfalz zog. Nach seinem Tod hat seine Witwe den Nachlass in das Schrobenhausener und Pfaffenhofener Land zurückgegeben – eine Fundgrube zu vielen Orten der Region.

Im Aresinger Rathaus – Bürgermeister Horst Rössler und Ehrenbürger Friedrich C. Schmidt haben sich bei der Vermittlung des Nachlasses besonders verdient gemacht – konnte Scheyerns Bürgermeister jetzt eine umfangreiche Materialsammlung, bestehend aus Fotos, Broschüren, Schriften und heimatgeschichtliche Artikel, in Empfang nehmen. Darunter auch das Standardwerk über die altehrwürdige Klostergemeinde "Scheyern – Benediktinisches Land im Schutze des Heiligen Kreuzes", das Vitzthum 1983 herausbrachte. Das Werk wird in Scheyern viel beachtet. "Wir haben viel davon für die Homepage unserer Gemeinde übernommen", versichert Bürgermeister Müller.

Die Gemeinde Scheyern und ihre Ortsteile sowie das Kloster Scheyern gehören zu den Themen, die Vitzthum neben Schrobenhausen am meisten interessierten. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel über Scheyerer Themen im Pfaffenhofener Kurier, in der Schrobenhausener Zeitung, in der Altbayerischen Heimatpost, im Scheyerer Turm, dem Mitteilungsblatt der Abtei Scheyern, sowie in der Schyren-Rundschau, dem Mitteilungsblatt der Gemeinde.

Eine Besonderheit des Nachlasses, den Neuburg-Schrobenhausens Kreisarchivpfleger Max Direktor bei der Sichtung entdeckte, ist eine Sammlung von Briefen, die Pfarrer Walter Abschlag aus dem KZ Buchenwald an seine Mutter schrieb. Der 1909 in Düsseldorf geborene Abschlag stimmte bei der Volksabstimmung über die "Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich" im April 1938 mit "Nein", wurde dabei beobachtet, verhaftet und ins KZ Buchenwald eingeliefert. Erhalten sind 15 Originalbriefe an seine Mutter in Frankfurt, die er kurz vor seinem Tod an Vitzthum übergab.

Walter Abschlag war seit 1964 als Wissenschaftler am Byzantinischen Institut der Benediktinerabtei Scheyern und als Pfarrvikar in Euernbach tätig. Er starb im Frühjahr 1981 im Kreiskrankenhaus Schrobenhausen. Da die Briefe für die überregionale Forschung über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus von Interesse sind, werden die Originale einem überregionalen Archiv übergeben; die Gemeinde Scheyern erhält Kopien der Briefe.