Pfalzpaint
Fundamente im Wiesengrund

Die Wiederentdeckung der untergegangenen Wasserburg von Pfalzpaint – Magnetische Messungen

12.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Fundamente von Steingebäuden, vermutlich vom Palas und einem Nebengebäude, entdeckten Heimatforscher Rudolf Hager und Pilot Michael Hoedt vom Flugzeug aus. Die Gebäude samt Verbindungsmauer und der einstige Verlauf des Altmühl-Nebenarms sind in diesem Luftbild nachträglich deutlich gemacht worden. - Foto: Hager/Hoedt

Pfalzpaint (EK) Jeder Ort hat seine unverwechselbare Geschichte. Bei einer Rückschau auf dessen Anfänge stößt man oft auf Adelige, die sich nach dem Ort nennen und als Zeugen bei Rechtsgeschäften genannt werden. Die ältesten erhaltenen Bauwerke von Ortschaften sind meist die Kirche oder die Burg der Ortsadeligen, welche Letztere oft im 12. Jahrhundert als Steinbau errichtet haben. So verhält es sich auch in Pfalzpaint.

Neben der im Jahr 1710 auf älteren Fundamenten erbauten Kirche steht heute noch ein Turm, der Bergfried der Pfalzpainter Burg aus eben dem 12. Jahrhundert. In dessen Untergeschoss können die Steinquader heute noch bewundert werden. Die Oberflächen der auch ihrer Größe nach beeindruckenden Quader sind mit hohem handwerklichen Aufwand sorgfältig bearbeitet und ebenso exakt gesetzt. Romanik wird diese Epoche genannt, weil sie in der Tradition der römischen Bautechnik steht. Genannt werden die Herren von „Pholespuwent“ erstmals im Jahr 1119. Conrad und Hupreht gehörten zu den Edelfreien oder nobiles, wie sie in den Urkunden bezeichnet werden. 

Im Jahr 1999 hat der ausgewiesene Burgenspezialist unserer Region, Helmut Rischert, in der Festschrift für Diözesanarchivar Brun Appel im Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt eine Burgenkarte des Landkreises Eichstätt veröffentlicht. In diesem auf neuestem wissenschaftlichen Stand erstellten Kataster ist die ältere Pfalzpainter Burg folgendermaßen beschrieben: „Willibald Pfalzpainter empfing um 1392 von Bischof Friedrich IV. Grafen von Oettingen zu Lehen ,ainen turnstock by der kirchen und den gangk uß sinem haws in die kirchen’“. Die einstige Burg bestand folglich aus einem Turm, dessen Unterbau noch steht, und einem Haus, das zuletzt 1779 erneuert wurde.“

Rischert geht in seinem Beitrag auch auf eine zweite Burg ein, die „an der Altmühl liegt“, deren Standort aber noch nicht festgestellt werden konnte. Von dieser weiß er Folgendes zu berichten: „Pfalzpaint (Sitz der Morsbeck). Der 1578 noch vorhandene Burgstall war im Dorf an der Altmühl gelegen.“ Der Arnsberger Lehrer Jakob Buchberger hat Anfang 1950 eine detaillierte Chronik von Pfalzpaint zusammengestellt und in der Beilage „Heimgarten“ zur Eichstätter Volkszeitung veröffentlicht. Darin wird ein ausführlicher Bericht wiedergegeben, in welchem zum Zustand der Wasserburg einiges zu erfahren ist. Es heißt da: „und steht noch ein Burgstall im Dorf an der Altmühl, aber aller eingegangen und vor 100 oder mehr Jahren öd gelegen.“

Dieser Ansitz dürfte eben jener gewesen sein, auf dem die Morsbacher saßen. Im Jahr 1415 wird Kraft von Morspeck (Morsbach) von Herzog Ludwig mit dem Gericht über das Dorf Pfalßpewt „Leut und Gud mit allen Zugehörigen, ausgenommen, was der Pfalßpewnter Eigenes daselbst hat“. 1449 und 1451 wird das Bekenntnis des Lehensempfängers vom Bayernherzog bestätigt. Wenige Jahre später, im Jahr 1465 werden die beiden Dorfgerichte vereinigt, also die Pfalzpaintischen und Morsbachischen Lehen und Eigengüter. Vermutlich war dies der Grund für die Auflassung und den Niedergang und Verfall der Wasserburg an der Altmühl.

Im vergangenen Jahr kam Bewegung in diese Geschichte. Rudi Hager, der seit Jahrzehnten erfolgreiche Lieferant von Luftbildern, legte Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder Fotoaufnahmen vor, die eine Lösung der von Rischert gestellten Frage anboten. Hager hatte diese schon vor einigen Jahren gemacht, sie aber noch nicht genauer betrachtet. Die Fotografien zeigen Bewuchsmerkmale in der Altmühlaue, durch welche sich im Wiesengrund Fundamente von Steingebäuden zu erkennen geben. Dort befanden sich offenbar die Wohngebäude der Burg, die von einem künstlichen Wassergraben oder einem Seitenarm der Altmühl umgeben waren. Vergleiche bieten sich an mit der ähnlichen Burgruine Rieshofen oder dem Burgstall von Rauenwörth zwischen Gungolding und Arnsberg. Interpretiert man die Bewuchsmerkmale, so zeigen sich zwei rechteckige Grundrisse, die durch einen Mauerzug verbunden sind. Einer davon dürfte derjenige des Palas, also das herrschaftliche Wohngebäude gewesen sein.

Bürgermeister Roland Schermer zeigte sich an der neuen Burg im Gemeindegebiet recht interessiert. Mittlerweile hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zusammen mit der Universität Erlangen eine magnetische Prospektion durchgeführt, um die unterirdischen Baubefunde genau lokalisieren und ansprechen zu können. Die Grundstückseigentümer waren dem Ansinnen der Wissenschaftler gegenüber aufgeschlossen, und man darf gespannt sein, was die Messungen ergeben.

Vielleicht lässt sich die wieder aufgetauchte Wasserburg zukünftig als virtuelle Attraktion für den Fremdenverkehr nutzen. Das wäre der nachdrückliche Wunsch von Bürgermeister Roland Schermer. Die Aussichten dafür stehen jedenfalls nicht schlecht.