Für Vedat geht es um die Wurst

07.11.2006 | Stand 03.12.2020, 7:22 Uhr

Altmannstein (DK) Die einheimischen Metzgereien sind die Gewinner des Ekelfleisch-Skandals. Sie vermelden ein Umsatzplus. Für Vedat Kaya, der einen Döner-Stand betreibt, ist das ein schwacher Trost. Sein Geschäft kämpft seither ums Überleben.

Immer wieder erschüttern Skandale in der Lebensmittelbranche das Vertrauen der Verbraucher in die Nahrungsmittel. Zuletzt sorgte Gammelfleisch für große Aufregung. Auch an der Großgemeinde Altmannstein ging der Skandal nicht spurlos vor über . Doch für manchen hatte er sogar positive Konsequenzen.

Einige Metzgereien haben davon profitiert und verzeichnen seitdem mehr Umsatz: "Die Leute schauen wieder mehr auf Qualität", hieß es unisono als Erklärung dafür. Mindestens einen Leidtragenden gibt es aber in der Großgemeinde, nämlich Vedat Kaya. Er betreibt seit einem Jahr einen Döner-Imbissstand in Altmannstein und beklagt: "Die Auswirkungen sind für mich schlimm, der Umsatz ist enorm zurückgegangen. Der kleine Verkäufer ist wieder mal der Leid Tragende."

Durchaus positiv sieht es bei Angela Neumayer vom Altmannsteiner Landgasthof aus : "Bei uns hat es sich nicht ausgewirkt, es wurden nicht weniger Braten verkauft." Das Essverhalten der Gäste habe sich deswegen gar nicht verändert: " Die Gäste wissen, wo unser Fleisch herkommt."

Regionale Zulieferer

Franz Kloiber senior, Metzgermeister aus Altmannstein, hat das Geschäft 1993 von seinem Vater übernommen. Der Familienbetrieb ist auch für die nächste Generation schon gesichert, denn auch Franz junior hat die Meisterprüfung abgelegt. "In diesen Zeiten besinnen sich die Leute wieder mehr auf ihren Metzger", sagt er. Das Kaufverhalten habe sich insofern verändert, als dass wieder mehr Metzgerqualität gefragt sei . "Die Leute wissen, dass wir regionale Zulieferer aus der Umgebung haben und alles aus frischer Schlachtung kommt", erklärt der Seniorchef . "Manche Leute haben einfach gemerkt, dass Lebensmittel auch ihren Wert haben."

Max Streitberger betreibt in Altmannstein ebenfalls eine Metzgerei, von der aus er auch die Filialen in Sandersdorf und Mindelstetten versorgt . Zudem beliefert er ein Gasthaus. Auch er stellte keine negativen Auswirkungen fest. In der Metzgerei sei meist sogar mehr los als vor dem Ekel fleischskandal, das Kaufverhalten sei besser geworden: "Es läuft ganz gut." Grund sei, wohl dass man für frische Ware stehe, findet er.

Auch Streitberger schlachtet wie Kloiber zwei Mal pro Woche, montags und freitags. Und weist daraufhin : "Wir kaufen von Bauern, die nur wenige Kilometer entfernt angesiedelt sind." Er bricht zugleich eine Lanze für alle Metzger in der Großgemeinde, von denen es nur noch fünf gibt : Streitberger, Kloiber, Schlagbauer in Sandersdorf, Haid in Pondorf und Schmid in Hexenagger. Das seien durchwegs Familienbetriebe. Jeder achte streng auf die Qualität. "Schnelles Geschäft hilft nicht, Qualität ist wichtig. Dafür steht man mit seinem Namen", weiß er.

"Besser kontrollieren"

Andere Töne schlägt nur Vedat Kaya in seinem Döner-Stand an . Kaum waren die Auswirkungen der Vogelgrippe verdaut, jetzt das: "Ich merke das deutlich, es wird weniger gekauft", berichtet er. "Die Kleinen wie ich sind dabei die Leidtragenden. Die Großen müssten besser kontrolliert werden", fordert er.

Gerade steckt er frisches Fleisch auf den Spieß. Keinen riesigen, sondern einen mit sechs Kilo: "Ich stecke jeden Tag meine Döner selbst. Sehen sie, das Fleisch ist ganz frisch."

Er versteht die Welt nicht mehr. Fragt sich, warum er so unter dem Ekelfleisch-Skanddal leiden muss. Und verweist auf "Orient Kebab ", einen Fleischgroßhandel , der s eit 14 Jahren für Qualität und Seriosität stehe . Vier Mal in der Woche w ird laut Kaya frische Ware geliefert. Ihm bleibe nichts als die Hoffnung auf Besserung. Denn so könne es jedenfalls nicht weiter gehen, sagt er.

Ein ganz anderes Bild gibt die Metzgerei Schlagbauer in Sandersdorf ab, der auch ein Gasthaus angeschlossen ist. In der Gaststätte wird Fleisch und Wurst wie eh und je verzehrt. Gleiches, so Martina Schlagbauer, gelte für die Metzgerei: "Es ist eher besser geworden." Die Kunden wissen um unsere eigene Schlachtung: "Die Bullen sind alle aus unserem Stall, die Schweine stammen von Landwirten der Umgebung."

Weder positiv noch negativ – so fällt die Bilanz des Edeka-Markts in Altmannstein aus. Auf Anfrage des DONAUKU-RIER heißt es: "Einen Rückgang im Umsatz haben wir nirgendwo festgestellt." Außerdem steht in der Stellungnahme, dass es zum Großteil Waren aus der Region seien, die verkauft würden.