Für Trendwende im Klimaschutz

23.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:32 Uhr

"Wir hätten als Kommune unheimliche Chancen, klimafreundlich zu agieren": Grünen-Fraktionschefin Petra Kleine beim Sommerinterview mit DK-Redakteur Reimund Herbst am neu gestalteten Donauufer. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Petra Kleine ist seit langem eine feste Größe in der Ingolstädter Kommunalpolitik. Die 47-jährige Fraktionschefin der Grünen tritt 2008 zum zweiten Mal als OB-Kandidatin ihrer Partei an. Auf den neuen Stufen des Donau?ufers traf sich DK-Redakteur Reimund Herbst mit ihr zum Sommerinterview.

Frau Kleine, wie gefällt es Ihnen hier?

Petra Kleine: Ich bin sehr begeistert. Das ist für mich so der Natur-/Kulturort in Ingolstadt. Das Schöne ist: Man hat so Stunden, da ist man hier ganz allein, heute sind Leute da und Hunde da. Ich finde es ganz toll hier und gut gelungen, es wird auch sehr gut von den Bürgern angenommen.

Wann geht es hier mit der Uferpromenade weiter?

Kleine: Die Erweiterung ist geplant oder zumindest versprochen. Da muss man aber noch mal überlegen, wie deutlich der Ausbau dort sein wird, ob das so eine Massivität haben muss wie hier oder ob man das sehr leicht ausführt.

Sie haben schon vor längerer Zeit gesagt, dass Sie sich vorstellen könnten, Bürgermeisterin zu werden. Wie groß sind 2008 die Chancen für Schwarz-Grün?

Kleine: Wir Grünen haben zwei Ziele: das grüne Ergebnis zu verbessern und unsere Fraktion um mindestens einen weiteren Stadtrat zu vergrößern. Das zweite Ziel ist, die absolute Mehrheit der CSU zu verhindern, um wieder mehr ins Verhandeln und Diskutieren der Sachthemen zu kommen.

In einem Jahr ist die neue Stadtregierung schon im Amt. Können die amtierenden Referenten bei ihrer Wiederwahl mit der Unterstützung der Grünen rechnen?

Kleine: Wir haben uns dazu insofern klar geäußert, als wir gesagt haben, dass der neue Stadtrat die Referenten wählen und die Referatsstruktur neu überdenken soll (OB Lehmann wollte ursprünglich die Referenten vorher wählen lassen, d. Red.). Es ist natürlich zu überlegen, ob ein Stadtbaurat notwendig oder gewollt wird. Wir haben das bisher immer unterstützt. Es geht nicht, dass Stadtplanung und Bauordnung getrennt sind. Eigentlich gehören auch Stadtplanung und Verkehr zusammen. Ich meine, dass da in der Vergangenheit durch die starke Trennung verschiedener Themenbereiche viele unnötige Schnittstellen und Reibungsverluste entstanden. Wir wünschen uns, dass alles Planerische zusammengeführt wird.

Ein uraltes Anliegen der Grünen ist der Klimaschutz, inzwischen reden alle darüber. Das müsste eigentlich den Grünen Auftrieb geben. Spüren Sie etwas davon?

Kleine: Wir spüren, dass die Kontinuität, die wir bei diesem Thema gezeigt haben, honoriert wird. Und wir spüren auch, dass das als grünes Thema angekommen ist. Dass Wirtschaft und Ökologie sich gegenseitig befruchten können, ist jetzt Allgemeingut. Eine grüne Stadtratsmehrheit würde hier wesentlich mehr klimarelevante Entscheidungen auf den Weg bringen, als im Moment passiert.

Kürzlich hat der Stadtrat ein Klimaschutzprogramm von Umweltreferent Bernhard beschlossen. Wie bewerten Sie das Ergebnis?

Kleine: Mit der grundsätzlichen Ausrichtung sind wir zufrieden. Aber es fehlen einzelne Maßnahmen im Bereich Verkehr und Energie, die wirklich eine Trendwende einleiten würden. Wir hätten als Kommune und als Investor unheimliche Chancen, klimafreundlich zu agieren. Wir haben alles vor Ort, Firmen, Innovateure, den Wald, und wir könnten für das Klima und die regionale Wirtschaft wirklich was tun. Eine grüne Mehrheit würde die Potenziale Ingolstadts viel besser nutzen. Die CSU hat die Macht und die Chancen, und sie macht zu wenig draus.

In der Ingolstädter Fußballszene gibt es derzeit fast jeden Tag einen neuen Vorschlag, in welchem Stadion der FCI in der nächsten Saison am besten spielen sollte. Nur der Stadtrat hat dazu offenbar nicht viel zu sagen.

Kleine: Ich habe den Herrn Jackwerth heute zufällig getroffen und auch gleich angesprochen. Im Moment sind die Aktionen richtig verteilt. Der FC 04 lässt die Machbarkeitsstudien erarbeiten, er überlegt, welche Optionen hat der Verein. Das sind alles Vereinsangelegenheiten. Sie nehmen auch das Geld dazu in die Hand. Ich werde erst aktiv, wenn städtische Gelder gefordert werden. Und da sind die Sportförderungsrichtlinien sehr deutlich. Dort steht ausdrücklich drin, Profisport wird nicht gefördert. Mich interessiert: Wo werden öffentliche Belange tangiert, dort mische ich mich ein. Das Stadion sollte ja anfangs recht schnell umgesetzt werden. Wir haben durch unsere kritischen Fragen erreicht, dass das jetzt planerisch richtig angegangen wird, dass offen diskutiert wird, alle Daten und Fakten auf den Tisch kommen und der Verein mehr mit einbezogen wird.