Niederstimm
Für ein paar Kirschen fast erschlagen

12.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:52 Uhr
Der Tatort in Niederstimm: Die Polizei hatte die Plantage von Martin Kumpf zur Spurensicherung weiträumig abgesichert. −Foto: Schmidtner

Niederstimm (PK) Von Kirschendieben fast erschlagen: Für den 51-jährigen Niederstimmer Obstbauern Martin Kumpf ist die Saison in der Nacht zum Montag dramatisch zu Ende gegangen. Er wurde von Unbekannten, die in seiner Plantage wilderten, lebensgefährlich verletzt.

Für den gelernten Elektromeister war es eine Routineinspektion wie viele andere in den Nächten zuvor: Gegen Mitternacht radelt Martin Kumpf, der den Obstbau vom Hobby zum Beruf gemacht hat, am Montag die kurze Strecke vom Niederstimmer Siedlungsrand zu seiner Plantage nordwestlich des Manchinger Ortsteils, um die automatische Bewässerung abzustellen und nochmals nach dem Rechten zu sehen. Diesmal hätte er den gewohnten Rundgang beinahe mit dem Leben bezahlt.
 

Es ist ca. 23.30 Uhr, als der Plantagenbesitzer auf seinem Gelände mehrere Gestalten bemerkt. Schon öfter haben hier Diebe wild gepflückt; jetzt will der Obstbauer die ungebetenen Besucher zur Rede stellen oder verscheuchen. Doch er hat nicht mit ihrer Brutalität gerechnet: Einer der Fremden blendet ihn mit einer Taschenlampe, dann schlägt auch schon ein anderer mit einem harten Gegenstand zu. Gleich mehrfach, davon geht die Polizei aus, wird Martin Kumpf am Kopf getroffen.

Während die Täter flüchten, kann sich das blutende Opfer zurück zu seinem Radl schleppen und sogar noch nach Hause fahren. Die Lebensgefährtin bringt den Verletzten ins Ingolstädter Klinikum. Diagnose: Platzwunden und Schädelbruch. Laut Polizei bestand gestern noch Lebensgefahr.

Es sind die Umstände der Tat, die Unverhältnismäßigkeit von eigentlichem Anlass und schlimmen Folgen, die das Geschehen gestern zum Tagesgespräch in Manching und auch weit darüber hinaus gemacht haben. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Geschichte am Morgen verbreitet; zunächst war sogar vom Mord an dem Plantagenbesitzer die Rede gewesen. Selbst auswärtige Medien wurden auf den Fall aufmerksam.

Die Ingolstädter Kripo geht von einem versuchten Tötungsdelikt aus. Der Obstbauer konnte den Fahndern zum Glück eine vergleichsweise gute Beschreibung der drei Täter geben, die er wahrgenommen hat. Demnach sollen alle Männer gebrochen Deutsch gesprochen haben; dem Akzent nach könnten sie aus Osteuropa stammen. Ein Täter soll ca. 1,85 Meter groß und schlank sein, der zweite möglicherweise ein paar Zentimeter kleiner und ebenfalls schlank. Der dritte Mann wird als auffällig klein (ca. 1,60 Meter) und ebenfalls schlank beschrieben. Hinweise, die auf die Spur der Männer führend oder sonstige Angaben zu verdächtigen Beobachtungen im Umfeld des Tatortes in der fraglichen Zeit nimmt das Polizeipräsidium in Ingolstadt unter der Rufnummer (08 41) 93 43-0 entgegen.

Für die Familie Kumpf muss der Plantagenbetrieb trotz des bösen Zwischenfalls weitergehen. Die in den nächsten Tagen anstehende Himbeerernte sei nicht gefährdet, hieß es gestern gegenüber dem PK. Sobald die Polizei ihre Absperrungen aufhebe, sei die Plantage wieder für Kunden geöffnet. Künftige Kontrollgänge, das steht für Martin Kumpfs Lebensgefährtin allerdings fest, werden nur noch mit Hund unternommen.