Schweitenkirchen
Für Bauern und Bauherrn

Georg Moser hat ein florierendes Unternehmen aufgebaut und seine Nachfolge geregelt

04.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Foto: Severin Strasser

Schweitenkirchen (PK) Das Lagerhaus des Agrar- und Baufachzentrums Moser mit dem großen Firmenlogo ist weithin sichtbar. Und das soll auch noch lang so bleiben. "Ich könnte nicht mehr durch Schweitenkirchen fahren, wenn da unser Name nicht mehr draufsteht", sagt Sabine Moser-Wilms.

Gemeinsam mit ihrem Mann Marco Wilms (43) will Sabine (36) den Traditionsbetrieb in die Zukunft führen. Noch ist ihr Vater Georg Moser (64) Geschäftsführer und derjenige, der sogar mit seinem Privatvermögen für Verluste der Firma einstehen müsste. Denn obwohl die Mosers mehr als 70 Mitarbeiter an ihren Standorten Schweitenkirchen, Reichertshausen, Riedenburg und Ingolstadt haben, ist das Unternehmen weder eine GmbH noch eine KG oder gar eine AG. Georg Moser ist eingetragener Kaufmann. "Wir haften mit dem letzten Hemd", sagt er. Vor allem in Verhandlungen mit Banken sei das oft ein Vorteil, es ist einfach Vertrauen da.

1950 kaufte Georg Mosers Vater ein altes Gemischtwarengeschäft in Schweitenkirchen und baute parallel dazu eine Mehlumtauschstelle auf - der Grundstein für das heutige Unternehmen. Mittlerweile ist Moser im Handel mit Agrarprodukten und Baustoffen einer der Platzhirschen in der Region. Das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist, hat Georg Moser selbst. Mit 18 hat er den Betrieb übernommen. "Da waren wir zu zweit", sagt Moser. Er und ein Lkw-Fahrer. "Es gibt also keine Arbeit, die ich nicht selbst schon gemacht habe." Das Geschäft lief, 1983 baute Moser die neue Zentrale im Gewerbegebiet. "Der große Sprung war dann 1996", sagt er. Die Betreiber eines Lagerhauses mit Bahnanschluss in Ingolstadt hatte Insolvenz anmelden müssen, Moser griff zu. "Das war für uns die große Chance, in diesem Geschäft Fuß zu fassen." 1999 wuchs der Hauptsitz in Schweitenkirchen, 2010 baute Moser eine Getreideannahme mit Umschlagsilos am Main-Donau-Kanal in Riedenburg. "Im Getreide- und Düngemittelhandel ist der Hauptbestandteil die Logistik", sagt Georg Moser. "Uns war bewusst, nur Lkw reichen nicht. Wir brauchen Gleise und Wasser." Der Markt im Agrarsektor ist europäisch. Von Riedenburg aus bedient Moser die Kunden in Richtung Norden. Den Rhein entlang bis zum Hafen in Rotterdam. Dazu brauche man eine Getreideannahme, die technisch auf dem modernsten Stand sei. "Da haben wir die nötigen Investitionen gemacht." Dass der Hauptkonkurrent Baywa in Bruckbach ein nen neuen Standort aufbaut, kümmert die Mosers daher wenig. "Das bedeutet für uns keine Veränderung", sagt Georg Moser gelassen.

Der Lkw-Fahrer, mit dem er in den 70er-Jahren angefangen hatte, ist vor Kurzem in Rente gegangen - nach über 40 Jahren im Betrieb. Daran denkt Georg Moser noch nicht. Die Nachfolge ist dennoch geregelt. Tochter Sabine leitet schon seit 2009 den Baustoffhandel. Also alles, was mit Fliesen, Parkett, Fenster, Türen und allen möglichen Produkten für den Rohrbau zu tun hat. Ihr Mann Marco ist als Geschäftsleiter für den Standort Schweitenkirchen zuständig. Der Bankkaufmann hat knapp 20 Jahre lang bei einem großen Geldinstitut gearbeitet, mit Agrarhandel hatte er zunächst wenig zu tun. Über Praktika hat er sich auf seinen Einstieg vorbereitet. "Wir haben uns langsam herangetastet. Es ist alles eine Frage des qualifizierten Personals", sagt er.

Seine Frau Sabine hat dagegen alles von klein auf gelernt, schon als Kind habe sie gern im Laden mitgeholfen, sagt sie. Ihre Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau hat sie aber auswärts gemacht. "Es war immer unsere Devise, dass keines unserer Kinder daheim lernt", sagt Georg Moser. Ein Blick von außen schadet eben nicht. Für Sabine Moser-Wilms stand aber nie zur Debatte, in den Familienbetrieb nicht einzusteigen. Nach dem BWL-Studium war es dann so weit, mittlerweile arbeiten auch die jüngeren Geschwister Claudia und Georg junior im Betrieb.

Dass ihr Vater noch da ist, freut Sabine Moser-Wilms. "Ich find's super. Er ist ein guter Ansprechpartner", sagt sie. Eben weil er praktisch alles schon einmal selbst gemacht hat. So wird Georg Moser demnächst im Baustoffbereich seine eigene Tochter vertreten, sie erwartet ihr zweites Kind. Für ihn kein Problem: "Ich habe das ja von der Pike auf gelernt." Und wie lange soll es für den Chef noch gehen? "Wenn der alte Herr nicht mehr klar denken kann, müssen sie es mir sagen. Dann ist er weg. Und akzeptiert das auch", sagt Georg Moser. Und erst dann ist die nächste Generation auf sich alleine gestellt.