Rennertshofen
Duell um den "Alten Fritz"

Rennertshofener Theaterjugend brilliert mit dem Stück "Fußball-Kini"

04.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Einen ständigen Wettkampf, nicht nur auf dem Fußballplatz, liefern sich Tscharlie und der "Oansa". Das Armdrücken begeistert auch die Damenwelt (links). Und so sehen gemäß dem Dreiakter "Fußball-Kini" Fußballfans aus den Sechzigern auf dem Lande aus, wenn sie ihre Mannschaft anfeuern (rechts). - Fotos: Maier

Rennertshofen (pm) Dass es sich bei den Theateraufführungen vom Wochenende in Rennertshofen um die Nachwuchsdarsteller handelte, war lediglich an den jugendlichen Gesichtern zu erkennen. Ihr Können auf der Bühne dagegen wirkte schon eher routiniert. Mit dem "Fußball-Kini" von Ralph Wallner spielten sie einen lustigen Dreiakter, der vom Leben in der Provinz in den 60er-Jahren handelt.

Wer die erlebt hat weiß ganz genau, dass es sportlich damals fast nur Fußball gab. Auf der Bühne im Rennertshofener Welschbräu erinnerte man sich deshalb gerne an das WM-Finale 1954 in Bern mit Protagonisten und Vorbildern wie Sepp Herberger, Fritz Walter, Helmut Rahn und Max Morlock. In der Provinz der 60er-Jahre steht der "Oansa" ganz oben. Der Torwart aus Lattenham, dem Nachbarort von Bolzbach, ist sowohl das Idol der Fußballfans - wie auch der Damenwelt. So mutet auch die erste Szene auf der Bühne ganz nach einem fußballerischen Fanverhalten an. In Wirklichkeit aber geht es um "Odel-Lotterie", bei der man auf Kühe setzt, die die meisten Fladen produzieren. Unter den jubelnden Fans ist Tscharlie (Christoph Hosemann), Sohn einer verwitweten Großbäuerin, der zum Aussteiger wird und sich in eine heruntergekommene Waldhütte zurückzieht.

Sein ein und alles ist ein alter Fußball, dem er eine Krone aufsetzt. Das runde Leder schenkte ihm einst sein verstorbener Vater, der ihm auch erzählte, dass Deutschlands Nationalmannschaftskapitän Fritz Walter vor der WM in der Schweiz 1954 mit diesem Ball trainierte. Doch Tscharlie hat ein ganz anderes Problem. Sein wahrer Erzeuger ist ein anderer. Dass er sich damit in eine Waldhütte zurückzieht, bedrückt auch seine Mitmenschen. Die Mutter Cilla (Christina Bauch) möchte, dass er zurückkommt. Der "Oansa" fordert ihn zu einem Fußballvergleich heraus, obwohl Bolzbach gar keine Mannschaft hat und auch Pfarrer Gottfried Beichtl (Niklas Hofmann), den Tscharlie für seinen leiblichen Vater hält, möchte ihn in die Zivilisation zurückholen. Der Liebe wegen möchte die "Toni" (Katharina Bauch) den Eremiten gerne bekehren. Lediglich Schluckspecht Lucki Brennbichler (Felix Reiner) kommt gerne mit Hochprozentigem in Tscharlies Hütte. Die "Hasen" Fanni (Annika Hofmann) und Zenzi (Celina Reiter), der italienische Schiedsrichter Giovanni (Dominik Winkler) und Erzähler Sör Quickly (Markus Schreiber), bereichern die Szene. Die wiederum lebt von starken Sprüchen und Szenen. Weil der Pfarrer und Ex-Fußballer, genauso wie Tscharlie, am "linken Fuß Gottes" nur vier Zehen hat, erfolgt ein Vaterschaftstest per Zehenprobe.

Im dritten Akt kommt es nach einigen Klimmzügen doch noch zum fußballerischen Vergleich zwischen Lattenham und Bolzbach, wobei es um den Fußball "Alter Fritz" geht. Gewinnt der "Oansa", muss Tscharlie seinen Fußball-Kini rausrücken. Nach 0:2 Rückstand holt Bolzbach auf 2:2 auf, Tscharlie scheidet verletzt aus, Toni wird eingewechselt. Als es in der letzten Minute Elfmeter für Bolzbach gibt, bricht Erzähler Sör Quickly ab. Er berichtet, dass man nicht mehr wisse, wie das Spiel ausgegangen ist. Der "Alte Fritz" blieb bei Tscharlie und die Mutter flüstert ihm ins Ohr, wer sein leiblicher Vater ist. Entsetzt meint Tscharlie: "Das darf nie rauskommen." Das Publikum aber darf raten und den Erzeuger auf einen Zettel schreiben. Wer gezogen wird, bekommt zwei Freikarten zum Herbsttheater bei den "Großen".