Riedenburg
"Für alle Bürger soll es gerecht zugehen"

Manfred Meyer sitzt für die BGR im Stadtrat: Er kämpft gegen Spezlwirtschaft und für die Umwelt

13.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:46 Uhr
Für den Umweltschutztechniker Manfred Meyer ergibt sich als Riedenburger Stadtrat ein reiches Betätigungsfeld. −Foto: Meyer

Riedenburg - In Sachen Expertenwissen hat sich der Riedenburger Stadtrat durch die Kommunalwahl weiter verbessert. Denn mit Manfred Meyer von der Bürgerliste (BGR) gehört dem Gremium seit dem 1. Mai ein Umweltschutztechniker an. Angesichts der zunehmenden Bedeutung dieses Themas kann der 57-Jährige seine Erfahrung künftig in viele Bereiche der Riedenburger Kommunalpolitik einbringen.

Er arbeitet als Techniker für Abfallwirtschaft und Abfallberatung mit den Schwerpunkten Deponien und Bauschuttrecycling am Landratsamt. Wie berichtet, plant ein örtlicher Bauunternehmer im Industriegebiet Haidhof eine - wenn auch kleine - Anlage für die Wiederverwertung alter Ziegel und anderem Bauschutt zu errichten. Dieses Vorhaben war vom früheren Stadtrat durchaus kontrovers diskutiert worden und auch das neue Gremium wird sich an der Angelegenheit noch abarbeiten müssen. Eine Steilvorlage für Meyer, der sich schon seit 30 Jahren beruflich und privat mit Umweltfragen beschäftigt.

Eigentlich hatte der gebürtige Riedenburger zwischen 1978 und 1982 eine Lehre als Fernsehtechniker absolviert. "Die alten Röhrengeräte, die wir schleppen mussten, wogen bis zu 60 Kilogramm", erinnert er sich. Doch die Technik auf diesem Gebiet machte in den vergangenen vier Jahrzehnten derart rasante Fortschritte, dass es "den Beruf des Fernsehtechnikers nicht mehr gibt", wie Meyer feststellt. Nach seiner Bundeswehrzeit wechselt er zu Audi nach Ingolstadt ans Fließband. "Ich war als Autoelektriker für die Fehlersuche in den Fahrzeugen zuständig", berichtet er und fügt hinzu: "Das war ein Superjob."

Im Laufe der Jahre stellt Meyer, der sich selbst als "naturverbundenen Menschen" bezeichnet, aber fest, dass er lieber eine näher an seiner Passion liegende Tätigkeit ausüben würde. So beginnt er im Jahr 1989 in Regenstauf eine Ausbildung zum Umweltschutztechniker. Nach zwei Jahren an einem privatwirtschaftlichen Institut, in denen sich der Riedenburger vor allem in die Bereiche Grundwasser, Geologie und Bodenuntersuchungen einarbeitet, bewirbt er sich vor 26 Jahren am Kelheimer Landratsamt. "Unter 36 Bewerbern war ich der Glückliche."

Im Referat Abfallwirtschaft beschäftigt sich Meyer mit Hausmülldeponien, deren Rekultivierung und Abdichtung. Als Quereinsteiger erwirbt er sich die Qualifikation des Abfallberaters. "Mein Aufgabengebiet ist umfangreich, aber abwechslungsreich."

Besonders stolz ist Meyer, dass es ihm zwischen 1998 und 2000 gelang, bei der Sanierung der Deponie in Herrnwahlthann einen Eichenbestand zu retten. Dieser hätte nach der ursprünglichen Planung gefällt werden sollen, die Bäume stehen aber heute noch und haben sich zum artenreichen Biotop entwickelt. "Ich hoffe, dass ich in meinem Leben mehr Gutes bewirke als ich kaputt mache", lautet Meyers Motto.

Seit vier Jahren gehört er dem Personalrat am Landratsamt an. Der Umweltschutztechniker fürchtet sich nicht davor, sich auch bei Vorgesetzten unbeliebt zu machen. "Ich sage, was ich denke - das ist manchmal mein Problem, aber ich stehe dazu", meint er.

Der Einstieg des zweifachen Vaters in die Riedenburger Kommunalpolitik erfolgt spät. In der vergangenen Wahlperiode soll ein Baugebiet im Ortsteil Gleislhof ausgewiesen werden, für den Naturschützer Meyer und viele Anwohner ein Unding. Er hilft mit, Unterschriften gegen das städtische Projekt zu sammeln. Zu diesem Zeitpunkt spricht ihn der damalige BGR-Stadtrat Axel Uttlinger an, ob Meyer sich nicht in der Bürgerliste engagieren wolle. "Ich habe mir 14 Tage Bedenkzeit erbeten und mit meiner Frau Ingrid gesprochen", erinnert er sich. Dann habe er zugesagt. "Die Bürgerliste entspricht genau meinem Typus", sagt er zur Begründung. Da gehe es um die Sache und die stehe für einen "Gerechtigkeitsfanatiker", wie Meyer sich selbst nennt, im Mittelpunkt.

Die BGR platziert Meyer auf dem sehr guten Platz zwei ihrer Liste für den Stadtrat. Dennoch ist er überrascht, dass ihm der Sprung ins Gremium gelingt, denn er ist nicht so intensiv vernetzt wie andere Kandidaten: "Ich bin nur passives Mitglied beim TV Riedenburg." Meyer ersetzt nun Uttlinger, der nicht mehr kandidiert hatte, ansonsten gab es bei den BGR-Stadträten keine Veränderung. "Ich habe mich riesig gefreut, dass ich es geschafft habe."

Vor allem jegliche Spezlwirtschaft ist dem Riedenburger generell ein Dorn im Auge. "Für alle Bürger in der Großgemeinde soll es gerecht zugehen", fordert er. Ein Problem sieht er im Gegensatz zwischen Stadt und Land, den es zu überwinden gelte: "Auch die Dörfer gehören zu Riedenburg." Begeistert ist Meyer von der bisherigen Arbeit der Gestaltungsmehrheit im Stadtrat, der neben der CWG noch die Bürgerliste, die SPD und die Freien Wähler angehören. "Alle Gespräche verlaufen vernünftig und sachlich und wir kommen gut miteinander aus", plaudert er aus dem Nähkästchen. Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) habe einen schwierigen Job übernommen, aber er habe dabei die Unterstützung der Bürgerliste, kündigt Meyer an. Unzufriedenheit herrsche derzeit verständlicherweise nur in der CSU-Fraktion. Doch sollten die Christsozialen die Hand zur Zusammenarbeit ausstrecken, dann werde diese nicht ausgeschlagen.

Sorgen bereiten dem Stadtrat Meyer die hohen Schulden. "Die Stadt ist momentan finanziell handlungsunfähig, wir müssen sparen", weiß er. Es sei während der vergangenen Wahlperiode ein Fehler gewesen, jede mögliche staatliche Förderung abzugreifen. Da die Stadt Eigenmittel zuschießen musste, sei zu viel Geld ausgegeben worden. "In der Grund- und Mittelschule bauen wir wegen der Förderung einen Aufzug und gleichzeitig regnet es zum Dach hinein", wundert er sich. Aber trotz knapper Kassen müsse man die Modernisierung und Sanierung dieser Schule angehen.

Der neue BGR-Stadtrat freut sich, dass es bei der Kommunalwahl gelungen ist, die über Jahrzehnte wie zementiert wirkende politische Landschaft mit CSU und CWG an der Spitze aufzubrechen. Nun sei man in der glücklichen Lage, Veränderungen anzugehen. "In der Riedenburger Kommunalpolitik ist es interessant geworden", lautet sein Fazit.

rat