Ingolstadt
Fünf Kilometer Klimaschutz

22.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:54 Uhr

Hindernis Mailinger Bach: Um die Fernwärmerohre zu vergraben, mussten die Stadtwerke das Gewässer vor einigen Tagen kurzzeitig trocken legen. Diese Baustelle ist aber inzwischen abgeschlossen. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Wasser marsch!

Beim neuen Wärmeverbund der Stadtwerke mit der Raffinerie Petroplus wird es jetzt ernst. Seit einigen Tagen wird das Rohrnetz mit aufbereitetem Wasser gefüllt. "In der zweiten Maiwoche wollen wir das gesamte System betriebsbereit haben", kündigt Hubert Stockmeier an.

Der Chef der Stadtwerke-Tochter Netze ist für das größte Investitionsvorhaben in der Geschichte des Energieversorgers verantwortlich. Die Erleichterung ist ihm anzumerken, dass bisher alles unfallfrei und im Kostenrahmen (23 Millionen Euro) abgelaufen ist. Am 6. Juli wird voraussichtlich Bayerns Umweltminister Markus Söder das ökologische Vorzeigeprojekt offiziell starten.

Das Prinzip des Wärmeverbundes: Die bisher ungenutzte Abwärme der Raffinerie wird in Form von heißem Wasser durch ein doppeltes Rohrnetz in Richtung Stadtmitte zu den Abnehmern gepumpt. Der größte von ihnen ist die Audi AG. Insgesamt kann von Petroplus die Riesenmenge von jährlich 130 Gigawattstunden eingespeist werden. Die Nutzung der Abwärme aus der Müllverbrennungsanlage und der Raffinerie soll im Jahr 67 000 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid einsparen.

Für Stockmeier ist es ein echter Durchbruch, wenn auch noch das letzte Stück Leitung an der Schultheißstraße verlegt ist: "Wir ersetzen das bisherige Inselnetz durch ein Wärmenetz, das von Petroplus bis raus zum Klinikum reicht." Dadurch können in den vier bestehenden Blockheizkraftwerken der Stadtwerke die Heizkessel deutlich heruntergefahren werden. "Wir substituieren Erdgas durch Fernwärme", beschreibt der Netze-Geschäftsführer den positiven Nebeneffekt. "Die Blockheizkraftwerke brauchen wir aber weiterhin für die Versorgungssicherheit. Wir haben künftig weniger Gasverbrauch."

Ein Jahr lang haben die Stadtwerke an der neuen Leitungstrasse gebaut. Zuletzt gab es noch etwas Probleme, weil die Rohre nicht über eine Brücke am Mailinger Bach verlegt werden konnten, wie ursprünglich geplant, sondern direkt im Bachbett. "Wir mussten ihn zwischendurch trocken legen", so der Geschäftsführer.

Derzeit wird das Rohrnetz über eine provisorische Leitung aus dem E.on-Kraftwerk mit 1400 Kubikmeter Wasser gefüllt. Laut Stockmeier ist es speziell aufbereitetes, entionisiertes Wasser, das Korrosionsschäden verhindern soll. "Das dauert ein paar Tage." Nächster Schritt in der Testphase ist die Filterung. Der ganze Schmutz, der sich während der Bauarbeiten in den Leitungen angesammelt hat, muss raus, damit der teure Wärmetauscher auf dem Petroplus-Gelände nicht beschädigt wird. Danach wird der Druck hoch gefahren. Noch im Mai können die Stadtwerke mit der Belieferung der Wärmekunden beginnen. Im Sommer bleibt jedoch genügend Zeit zur Feinjustierung, denn erst zur nächsten Heizperiode wird der Absatz kräftig nach oben gehen. Das Gröbste ist aber geschafft. Stockmeier: "Wir haben immerhin fünf Kilometer mitten durch die Stadt gegraben."