Pfaffenhofen
Schauen, kaufen, ratschen

22.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:54 Uhr

Saisonal und möglichst regional können die Kunden am Pfaffenhofener Wochenmarkt einkaufen. Gemüsefachmann Helmut Pfab (links), Marktsprecher, hält zusammen mit vielen weiteren Händlern immer die frischestens Gemüse- und Obstsorten für die Kundschaft bereit. Südländische Spezialitäten gibt es aber auch – sowie Honig, Marmelade, Fisch, Käse, Oliven und vieles mehr.

Pfaffenhofen (PK) Wer den Hauptplatz betritt, verlangsamt automatisch seine Schritte. In der Luft liegt der Duft von Erdbeeren und frisch gebackenem Brot. Jeden Dienstag und Samstag ist Wochenmarkt in Pfaffenhofen. Der PK widmet dem traditionellen Treiben, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen, jetzt eine Serie.

Die warmen Sonnenstrahlen des Frühlings wecken jetzt auch die letzten müden Kreisstädter aus ihrem Winterschlaf. Die ersten Händler sind schon zwischen sechs und sieben Uhr in der Früh geschäftig und bauen ihre Stände auf, arrangieren Waren, stapeln Kisten und rangieren mehrachsige Verkaufsanhänger. Auch bei Wind und Wetter.

Schnell noch Obst und Gemüse kunstvoll drapieren, es soll ja nach etwas aussehen. Dann werden noch ein paar Kisten hin- und hergeschleppt. Auch wenn es auf den Beobachter chaotisch wirken mag, jeder Handgriff sitzt, jeder weiß aus langjähriger Erfahrung, was er zu tun hat und wo er hier seinen Platz hat. So mancher ist nicht nur in Pfaffenhofen, sondern gleich auf mehreren Wochenmärkten vertreten.

Der Markt in Pfaffenhofen hat eine tief verwurzelte Tradition. Ihre Ausläufer reichen bis ins Mittelalter zurück. Weit über die Grenzen Pfaffenhofens hinaus bekannt war auch der Ferkelmarkt, übrigens anno dazumal einer der größten in Bayern, auf dem 1977 fast 60 000 Ferkel feilgeboten wurden. Dort gab es alles – aber eben auch viel Kleingetier zu kaufen. Angeboten wurde damals alles, was von der Größe her bis zu der einer Sau reichte: Kaninchen, Hasen, Enten, Gänse und so fort.

Über 40 Händler

Vieles hat sich seither geändert. Geblieben ist die Attraktivität des Wochenmarkts. Das Einzugsgebiet für die Kundschaft reicht bis nach Freising. Dienstags und samstags bieten über 40 Händler aus der Region hier ihre Produkte feil. "Vor allem im Frühjahr und Sommer", weiß Marktsprecher Helmut Pfab aus Erfahrung, "gehen die Geschäfte besonders gut." Und da werde so mancher Familienausflug gleich noch mit einem Marktbummel verbunden. Nachdem der Marktplatz verkehrsberuhigt ist, können die Kinder nach Lust und Laune umhertoben. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, gerade für junge Eltern. Vor allem an den Samstagen trifft man auf den einen oder anderen Bekannten, viele Berufstätige schätzen das frische Warenangebot – oder eben ganze Familien. Am Dienstag sind es eher Ruheständler, die nach zarter Petersilie Ausschau halten. So oder so, wichtig sei, sagt Pfab, "dass die Leute die Stände immer an der gleichen Stelle finden". Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.

Dann, einem inneren Drang folgend, noch schnell zwischendurch in eines der Cafés am Platz; auch so etwas macht das Flair dieses Wochenmarktes aus. Aber so mancher vermisst seit einiger Zeit das Gedränge und Geschiebe aus der zeit, als der Markt sich noch an die Südseite des Hauptplatzes drückte. Nach dem Umbau und der Verlegung vor das Rathaus ist er weitläufiger, großzügiger. Das ist den vorgeschriebenen Rettungswegen geschuldet. Im Notfall dankt man es. Erst im Winter geht es wieder enger zu, wenn die Weihnachtsstandl vor dem Rathaus aufgebaut werden und die Marktleute nach Westen ausweichen müssen.

Ein Stück urige Behaglichkeit im ansonsten hektischen Alltag bedeutet so ein Marktbesuch allemal. Gemütlich laufen Herrschaften unterschiedlichsten Alters mit ihrem Einkaufszettel umher, bleiben mal hier, mal dort stehen. Das Angebot ist vielfältig und bietet hauptsächlich Lebensmittel. Stände mit Gemüse, Obst, Fisch, Käse, Wurst und Backwaren. Alles, was das Herz begehrt, und manches frisch vom Feld, wie gerade jetzt der Spargel. Hier verliert man fast den Überblick vor lauter guten und schönen Sachen; mancher fragt sich, unterwegs zwischen Schnittblumen und Haushaltsbesen, was er denn eigentlich kaufen wollte. Es landet immer mehr als geplant im Korb, heißt es in Händlerkreisen.

Es ist Frühling. Das erkennt man auch an dem frischen Obst und Gemüse in den Holzkisten. Schrobenhausener Spargel lockt neben delikaten Erdbeeren. Bärlauch grüßt seinen Nachbarn, den Kerbel. "Können Sie mir das Grünzeug von den Radieserln abschneiden", bittet eine ältere Dame. "Aber bitteschön", antwortet die Standlfrau und ist rasch mit einem kräftigen Scherendruck zur Stelle. Das ist es, wofür es sich erst recht lohnt, wieder einmal auf den Markt zu gehen.

Beruhigungslutscher

Wenn man beim Eiermann im Schatten des Rathauses einkauft und das Kind gerade quengelt, gibt es vom Verkäufer einen Beruhigungslutscher. Und schon kann die Tour in Ruhe weitergehen. Bioprodukte sind sehr gefragt. Und wenn sie kein offizielles Gütesiegel tragen? Macht nichts, Hauptsache aus eigener Herstellung, möglichst direkt vom Bauernhof. Gerne lässt man sich da beim Einkaufsbummel einfach so treiben. Von Stand zu Stand, von Bude zu Bude. Neugierig, prüfend und manchmal staunend, was es schon wieder Neues gibt.

Der Wochenmarkt hat immer eine interessante Warenmischung an den Ständen. Die Preise sind durchaus unterschiedlich, manchem ist es eine Freude, zwischen den Händlern zu vergleichen – Schnäppchenjäger sozusagen. Die Preise liegen meist über denen der Supermärkte, doch viele Kunden schätzen die Auswahl und Qualität.

Wer frische oder auch ökologisch angebaute Lebensmittel will, der sollte hier unbedingt vorbeischauen. Auch die anderen Stände werden schnell interessant – wenn auch nur für einen Nebenbeikauf von ein paar Scheiben Käse. Wer hungrig dort ankommt oder es nicht rechtzeitig nach Hause schafft, findet je nach Gusto an einem der Imbissstände sicher auch noch einen schnellen Happen.

Kundennähe wird hier großgeschrieben. Und wer das kommunikative Miteinander besonders pflegen will: Meist ist auch Zeit für einen gemütlichen Ratsch. Das will Marktsprecher Pfab auch fördern und kündigt für nächstes Jahr an: "Wir werden wieder mehr Aktionen auf dem Wochenmarkt veranstalten, vielleicht eine Dixie-Band spielen lassen, der Auftritt eines Zauberers ist möglich oder Probiertage mit tollen Brotaufstrichen." Der Markttag in der Kreisstadt als überraschendes Ereignis, zu gut neudeutsch ein Event eben, das ist er auch heute schon.