London
Frust bei Volleyballern

Die deutsche Auswahl unterliegt Bulgarien im Viertelfinale glatt mit 0:3

09.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

Endstation Viertelfinale: Die deutschen Volleyballer scheitern gegen Bulgarien mit 0:3. Somit ist die Chance auf die erste Volleyball-Medaille seit 40 Jahren vertan. - Foto: Roberson/dapd

London (DK) Der Olympia-Höhenflug der deutschen Volleyballer ist beendet. Die Auswahl von Bundestrainer Vital Heynen unterlag im Viertelfinale Bulgarien mit 0:3. Damit sind auch die Träume von der ersten Olympia-Medaille seit 40 Jahren geplatzt. Es bleibt aber Platz fünf.

Normalerweise dauert ein Volleyballspiel so lange, bis eine Mannschaft in mindestens drei Sätzen mindestens je 25 Punkte erzielt hat. Die Partie zwischen Deutschland und Bulgarien im olympischen Viertelfinale hingegen war schon früher zu Ende. Die ersten beiden Spielabschnitte gingen mit 25:20 sowie 25:16 an die Bulgaren, und Mitte des dritten Satzes hätten sich die Spieler bereits die Hände geben und zurück ins Olympische Dorf fahren können. Beim Stand von 7:15 aus deutscher Sicht schüttelt Max Günthör vom VfB Friedrichshafen den Kopf, beim 8:16 zuckt Georg Grozer mit den Schultern und lässt den Kopf hängen. „Man sieht ja schnell an den Gesichtern der Leute, ob sie noch an sich glauben“, sagte später der deutsche Coach Vital Heynen. Seine Spieler taten dies offensichtlich nicht mehr. Sie resignierten. Da wusste Heynen, genau wie die zahlreichen bulgarischen Fans, die bereits feierten, dass hier nichts mehr zu holen sein würde.

Als sich die Bulgaren die trotzdem noch nötigen neun Punkte erspielt und den dritten Satz klar mit 25:14 gewonnen hatten, taten sich die Deutschen schwer mit einer Analyse. „Wir haben zu keiner Zeit ins Spiel gefunden. Warum, das weiß ich nicht“, sagte Libero Markus Steuerwald und schaute genervt an die Hallendecke. „Ich bin sehr enttäuscht. So zu verlieren tut einem weh“, sagte Georg Grozer, der seinen Irokesen besonders angriffslustig nach oben frisiert hatte. „Ich habe zwar versucht, ruhig zu bleiben, war aber sehr, sehr nervös am Anfang.“

Das Team wirkte insgesamt recht fahrig im Vergleich zu den anderen Auftritten, mit denen es sich bis in die Runde der letzten Acht gespielt hatte. Dabei hatte der Trainer „versucht, den Druck wegzuhalten von der Mannschaft. Ich habe das Wort Halbfinale nicht einmal in den Mund genommen“, sagte Vital Heynen. „Aber dass nach dem Viertelfinale nun einmal das Halbfinale kommt, das weiß man. Mit diesem Druck muss man leben. Das ist auch ein Prozess.“ Mit Druck meint der Belgier diese Erwartungshaltung, die mit jedem Erfolg steigt. Die deutschen Volleyballer hatten die letzte Chance genutzt, um sich überhaupt für dieses Turnier zu qualifizieren. Dann starten sie mit zwei klaren 0:3-Niederlagen gegen Russland und die USA. Sie rappelten sich auf und schafften wider Erwarten den Einzug ins olympische Viertelfinale. „Und genau darauf waren wir nicht vorbereitet“, sagte der Trainer. „Wenn man über sein Ziel hinausgeht, dann hat man ein Problem.“ Plötzlich standen sie da, vor sich dieses große Halbfinale, das Wort, das nicht ausgesprochen werden durfte, diese „Chance, die du vielleicht nur einmal im Leben bekommst“, wie Günthör sich ausdrückte. Die junge deutsche Mannschaft verkrampfte, was die ausgebufften Bulgaren, die „das Turnier ihres Lebens spielen“ (Günthör), prompt bestraften.

„Irgendwann merkt man dann, bei denen klappt alles und bei uns nichts – und dann kommt der Frust durch“, sagte Grozer. „Auf so was kann man sich nicht vorbereiten, das kommt mit der Erfahrung, die müssen wir noch sammeln.“ Zu diesem Prozess gehört auch die eine oder andere schmerzhafte Niederlage. „Wenn man verliert, dann ist es besser, klar zu verlieren“, sagte Trainer Heynen. „Davon lernt man. Das schlechteste wäre für uns gewesen, wenn wir 2:3 verlieren, mit 17:19 im fünften Satz.

Dann hätten doch alle gedacht, sie hätten gut gespielt und mit Pech verloren. Nun kann ich den Jungs genau sagen, was sie falsch gemacht haben. Wir sind noch nicht in der Weltspitze. Aber wir können viel daraus lernen.“ Wenn die Fehler aufgearbeitet sind und mit ein wenig Distanz zum ersten Ärger werden es wohl alle so sehen, wie der Mannschaftskapitän. „Wir brauchen uns nicht ärgern, wir haben einen guten Sommer gespielt“, sagte Björn Andrae.

„Wir sind Fünfter geworden bei den Olympischen Spielen. Damit hatte doch vorher keiner gerechnet.“ Und Max Günthör ergänzte: „Jeder wollte mehr, das tut natürlich allen weh, aber der fünfte Platz ist schon okay für uns.“ Sie sagten es erhobenen Hauptes.