Pfaffenhofen
"Früher wurde mehr gerauft"

Ingrid Stelzer betreibt seit 50 Jahren einen Brotzeitstand auf dem Volksfest

12.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:05 Uhr

Seit 50 Jahren auf dem Volksfest: Ingrid Stelzer hat als 15-Jährige den Stand von ihrer damals verstorbenen Mutter übernommen. Frischer Emmentaler in Scheiben ist zu jeder Tageszeit gefragt , da kommen auch immer wieder Volksfest-Stammkunden vorbei, um sich vor dem Besuch des Bierzeltes noch einmal zu stärken - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (PK) Seit 50 Jahren ist sie auf dem Pfaffenhofener Volksfest eine Institution: Ingrid Stelzer, die Chefin eines Brotzeitstandes direkt vor dem Eingang zum großen Festzelt, hat viel gesehen und erlebt.

„Seit 50 Jahren steh’ ich hier auf dem Pfaffenhofener Volksfest“, erzählt die 65-Jährige, die vielen Pfaffenhofenern auch von ihrem Käsestand am Wochenmarkt bekannt ist.

15 Jahre alt war Ingrid Stelzer, als sie den Brotzeitstand auf dem Volksfest übernahm. Schon seit etwa 1952, so genau weiß sie das nicht mehr, hatte ihre Mutter den Stand auf dem Volksfest betrieben. Als ihre Mutter starb, musste Tochter Ingrid einspringen. „Mein Vater und ich haben den Stand weiter geführt“, erinnert sich die Wirtstochter, deren Eltern früher den Amberger Keller und die Brauereigaststätte Amberger geführt haben. „Seinerzeit hatten wir im Volksfeststand keinen elektrischen Kühlschrank, wir bekamen damals große Eisblöcke, mit denen auch die Brauereien das Festbier gekühlt haben. Wir als Kinder hatten die Aufgabe, vom Metzger frische Würste zu holen.“ Gab es früher auch Wiener und Schweinswürstel, so hat sie sich jetzt mehr auf Käse und frische Brezen spezialisiert. Frische ist ein Markenzeichen der Imbissbude Stelzer, genau wie auch bei ihrem Verkaufsstand auf dem Wochenmarkt, den sie dort seit 16 Jahren betreibt: „Während des Volksfestes wird der Stand direkt am Marienbrunnen allerdings nicht aufgebaut.“ Ihren Emmentaler Käse und alle anderen Spezialitäten aus Milch bezieht sie immer frisch von der Käse-Alm Schönegger im Allgäu.

„Früher hatten im Bierzelt viele Orte und auch viele Vereine ihre Stammtische – und auch ihre Stammbedienungen, die kannten sich alle“, erinnert sich Stelzer, die immer adrett und freundlich hinter der Theke steht. „Dann gab es allerdings auch Gruppen, die haben immer wieder gerauft, das kann ich heute so nicht mehr beobachten.“ Früher sei auch mal in ihren Stand eingebrochen worden, da wurde nach Bargeld gesucht. Doch das lässt sie nie dort: „Aus gutem Grund.“

Nach dem Tod ihres Vaters führte Ingrid Stelzer den Stand dann allein weiter: „Früher war ich mehr in der Mitte des Platzes, doch als ich gefragt wurde, ob ich näher ans Zelt will, habe ich Ja gesagt.“ Und nun gehen die, die den linken Eingang vom Stiftlzelt ansteuern, direkt bei ihr vorbei und können sich bei ihr, bei ihrem Mann Sebastian, ihrer Tochter Astrid und einer Aushilfe frischen Käse und Brezen kaufen. In Spitzenzeiten bedienen sie zu viert.

„Irgendwann einmal wird meine Tochter das hier allein weiterführen“, erklärt die Chefin. Ein wenig Wehmut schwingt da schon ihrer Stimme mit.