München
Frischer Wind an der Grünwalder Straße

Der neue Löwen-Coach Torsten Fröhling erinnert mit seiner forschen Art an Ex-Trainer Werner Lorant

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

München (DK) Es weht ein anderer Wind, seit Torsten Fröhling als Cheftrainer das Ruder beim TSV 1860 übernommen hat. Seine zweite Partie führt ihn nun nach Ingolstadt. „Gleich ein Derby, auswärts beim Tabellenführer – das hat schon was“, sagt der ehemalige U 21-Coach der Löwen.

Der Ton an der Grünwalder Straße ist rauer geworden. Als einige Profis in dieser Trainingswoche eine Übung nicht mit der vom neuen Coach gewünschten Intensität betrieben, ging Fröhling sofort entschieden dazwischen: „Das ist doch leblos, was ihr macht, das ist doch Alibi!“, brüllte Fröhling über den Platz. Und dem nicht genug: „Wenn das so weitergeht, steht ihr morgen noch hier. Dann machen wir das, bis ihr kotzt. Ich will Krieger sehen!“, forderte der neue Löwen-Coach mit hochrotem Kopf, fast schon in Werner-Lorant-Manier.

Mit dem gebürtigen Ostdeutschen in verantwortlicher Position ist ein anderer, ein frischerer Wind in den Alltag der Münchner Löwen eingekehrt. Ob er für den nötigen sportlichen Erfolg sorgen kann, wird sich erst noch zeigen. Doch so viel hat Fröhling mit seiner Art bereits verdeutlicht: Er möchte alles dafür tun, um keine Bequemlichkeit in Reihen der Sechziger aufkommen zu lassen. Volle Anspannung, bis das ausgegebene Ziel Klassenerhalt auch tatsächlich erreicht ist.

„Normalerweise hast du als neuer Trainer ja 100 Tage Schonfrist“, sagt Fröhling. „Doch das wird sich bei mir nicht ganz ausgehen. Es ging von null auf hundert in wenigen Stunden.“ Der 48-Jährige selbst lebt dieses Engagement aktiv vor. Mal als verständnisvoller Kumpel für seine verunsicherten Spieler, mal als Wüterich auf dem Trainingsplatz oder an der Seitenlinie.

Beim Premierenspiel gegen St. Pauli trat er bei einem missglückten Angriff gegen eine Werbebande. Und der neue Coach wirkt gerade in dieser Hinsicht auch so erfrischend anders als Vorgänger Markus von Ahlen, der manchmal eher den Eindruck erweckte, als würde er die Dinge still über sich ergehen lassen.

Fröhling stand bei seiner Premierenpartie 90 Minuten unter Strom. Er klatschte, gestikulierte, dirigierte und schimpfte. Als neuer Löwen-Dompteur möchte er aktiv auf seine Mannschaft einwirken, wird deshalb auch nicht müde, ihr Selbstvertrauen einzureden. „Ihr könnt doch alle kicken, ihr müsst Mut haben“, rief er seinen Spielern im Training zu. Immer an seiner Seite: Der eher ruhige Gegenpol und ehemalige Löwen-Profi Collin Benjamin. „Er muss im Spiel genauso einwirken, wie ich“, erklärt Fröhling. Die Übungen im Training seien, wie Mittelfeldspieler Julian Weigl verrät, „jetzt eher kürzer, aber dafür knackiger“. „So ist automatisch viel mehr Power drin“, betont der 19-Jährige, für den es aber gleichermaßen wichtig ist, „dass wir wieder mehr am Spielaufbau arbeiten, uns fußballerisch weiterentwickeln.“

Am Montagabend tritt Fröhling mit seinem Team nun gleich in seinem zweiten Spiel beim Tabellenführer an. Als Favorit würde Ingolstadt aufgrund der Tabellensituation in die Partie gehen. Doch Fröhling ist sich sicher: „Auch mithilfe unserer tollen Fans werden wir nicht chancenlos sein. Da geht was!“

Seine Spieler scheinen Fröhlings Appell an Kampfgeist und Einsatzbereitschaft jedenfalls verinnerlicht zu haben. Weigls bedächtige Ansage: „Man spürt, wie ernst die Lage ist. Es hängt vieles daran: die Jugendarbeit, die Arbeitsplätze. Man fühlt sich verantwortlich – für die ganzen Leute, für 1860.“