Neuburg
Freundin terrorisiert

40 Monate Haft für vorbestraften 25-Jährigen

02.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:06 Uhr

Neuburg (vb) "Man kann ja mal kurz das Hirn ausschalten, aber das sind zwei Aktenordner voller Zeug." Richterin Celina Nappenbach hatte für die Erklärungen des 25-jährigen Angeklagten gestern am Amtsgericht Neuburg wenig Verständnis. Er sei in einer Phase gewesen, wo sein Leben aus den Fugen geraten sei, versuchte Anwalt Andreas Schlögel zu erklären.

Doch das, was sich sein Mandant da alles hat zu Schulden kommen lassen, das war schon ein bisschen mehr als "etwas aus den Fugen geraten".

Über einen Zeitraum von drei Monaten hat er regelmäßig seine damalige, 38 Jahre alte Freundin geschlagen. Staatsanwältin Katharina Meyer warf ihm konkret vier Fälle vor, bei denen er die Frau mit der flachen Hand auf das nackte Gesäß geschlagen, sie an den Haaren aus der Dusche gezogen und sie mit den Fäusten an den Oberarmen malträtiert hat. Zudem soll der 25-Jährige ihren Laptop auf den Fußboden geworfen, sie ins Gesicht geschlagen und einen Kinderstuhl nach ihr getreten haben. Außerdem hat sich der junge Mann, der sich seiner Freundin gegenüber als Rennfahrer ausgegeben hat, in Wahrheit aber arbeitslos war, einmal mit ihr gemeinsam übers Wochenende in ein Wellnesshotel einquartiert - ohne zu bezahlen. Und um dorthin zu gelangen, hat er sich ein Auto der hochpreisigeren Art gemietet, dessen Rechnung er ebenfalls nicht beglichen hat - was nichts anderes als Betrug ist. Die vier Mal Fahren ohne Fahrerlaubnis - der Angeklagte hat schon seit 2008 keine Berechtigung mehr dazu - sehen angesichts der anderen, schwerwiegenden Delikte da fast schon harmlos aus, sind es aber freilich auch nicht.

Die 38-Jährige schilderte vor Gericht ein dreimonatiges Martyrium. Anfangs sei alles bestens gewesen, doch dann fingen die Gewalttätigkeiten an. Mehrmals habe sie ihm gesagt, dass sie das nicht wolle und er gehen solle. "Aber dann hat er immer gesagt, dass er mir dann irgendwelche Russen oder Hell's Angels schickt. Ich hatte richtige Angst vor ihm." Immer wieder habe er sie bedroht, sie mit angeblichen Kontakten zur Polizei und zur Staatsanwaltschaft eingeschüchtert. Er habe ihr ganzes Leben kontrolliert, entschieden, wann und wie oft sie duschen darf, wann sie schlafen geht und wann sie aufwachen darf. "Er hat immer meinen Wecker gestellt", berichtete sie. Nach drei Monaten schließlich fasste sich die Mutter eines kleinen Sohnes ein Herz und ging zur Polizei.

Für den 25-Jährigen, dessen kriminelle Karriere bereits im Alter von 17 Jahren begonnen hat, heißt das nun: drei Jahre und vier Monate Gefängnis. Die Richterin: "Was Sie da gemacht haben, das musste die Geschädigte erst einmal körperlich und psychisch wegstecken. Da bleiben bestimmt seelische Narben bestehen."