Neuburg
Frauen setzen ihre Idee um

10.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Selbstständig: Adriana Nowara-Roszak (r.) erläutert interessierten Besucherinnen ihr Bildungsangebot.

Neuburg (ahl) Am Anfang war das Projekt "Stärken vor Ort" im Rahmen der Sozialen Stadt. In den vergangenen zwei Jahren habe sich viel getan, sagt Eva Engnoth, als sie den ersten Neuburger Gründerfrauentag eröffnet.

Zwölf Unternehmerinnen, denen es seitdem gelungen ist, eine selbstständige Existenz aufzubauen, zeigten am Samstag im Bürgertreff, welche Leistungen sie anbieten, standen interessierten Frauen aber auch für Fragen rund um Existenzgründung zur Verfügung.

Wie es funktioniert? Dafür gibt es kein Patentrezept, soviel wurde schnell klar. Jede Frau hat ihre eigenen Stärken und Interessen, die es zu finden und auszubauen gilt. Schon seit zehn Jahren selbstständig ist Helga Jüngling, die einst in einem Kurs bei Engnoth feststellte, dass sie gerne selbstständig arbeiten würde und eine spezielle Vorliebe für Füße hätte. So machte sie sich als Fußreflexzonenmasseurin selbstständig.

Die erste Gründerin aus dem Programm Stärken vor Ort war Pham Thu Thuy, die ihren Näh- und Bügelservice im Jahr 2008 aufmachte. Sie arbeitet an drei Vormittagen die Woche, damit ihr noch genügend Zeit für die Familie mit zwei Kindern bleibt. Auf reges Interesse bei den ersten Besucherinnen stößt das Lernangebot "entspannend lernen" für Vorschulkinder, Kinder und Jugendliche. Adriana Nowara-Roszak, studierte Musikpädagogin und Wirtschaftssprachlerin, hat sich nach eineinhalbjähriger Zusatzausbildung zur Entspannungspädagogin mit Sozialpädagogin Petra Metz zusammengetan. Die beiden bieten auch für Erwachsene Lerncoaching und Entspannung an.

"Ich freue mich, dass die Frauen den Mut gefunden haben, an die Öffentlichkeit zu gehen", lobt Engnoth. Das eine sei, eine Idee zu haben und sie erfolgreich umzusetzen, was sich allerdings meist im geschützten Raum zu Hause in Praxis oder Büro abspiele. Etwas ganz anderes dagegen sei es, damit nach draußen zu gehen und sich zu präsentieren. "Da haben viele Frauen Hemmungen", weiß Engnoth aus Erfahrung, "Männer sind da ganz anders". Hinzu komme, dass Frauen immer doppelt belastet seien, wenn sie Kinder haben, denn die Verantwortung bliebe bei ihnen, ob berufstätig oder nicht. Häufig belächelten Familie und Umfeld die Arbeit der Mutter als Hobby. Deshalb bräuchten Frauen verstärkt Netzwerke – "Männer haben Netzwerke von Haus aus", behauptet Engnoth und verweist auf steinzeitliche Jagdszenarien, die nur gemeinsam funktionierten, während Frauen ihre Beerensammelstellen geheim halten mussten.

Das Netzwerk der Gründerfrauen ist dank Nowara-Roszak im Internet zu finden, und zwar unter www.gründerfrauen.de. Ausdrücklich mit Umlaut. "Das ist jetzt so möglich", erklärt sie. In vier unterschiedlichen Bereichen arbeiten die Mitglieder, ob Dienstleistungen, Bildung oder Kreativ, wobei sich hinter dem letztgenannten die Schneiderin Anna von Riffelstein verbirgt. Die meisten sind unter dem Stichwort Gesundheit zu finden. Therapieangebote mit mehrheitlich ganzheitlichem Ansatz gibt es hier. Kostproben von Yoga, Gesichtsmassage, Entspannungstraining, Shaolin QiGong finden auch beim Gründertag immer wieder zum Schnuppern statt. "Wer macht mit beim Autogenen Training" hallt dann beispielsweise der Ruf durchs Bürgerzentrum Ostend. Wer mag, geht eine Etage höher. Unten berät derweil die Mitarbeiterin einer Bank zu Versicherungsfragen im Gründerfall und auch Dieter Bellgardt von den Aktivsenioren Bayern steht mit Rat und Tat bereit, wenn es darum geht, einen Businessplan zu erstellen oder Tipps zu geben, wer wo wie weiterhilft.