Neuburg
Von Klassik bis zur "oidn Kath"

10.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Philippe Loli und die Well-Kinder Maresa, Matthias und Maria (v.l.) boten ein mitreißendes Konzert auf hohem Niveau im Rittersaal des Neuburger Schlosses. - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Jodeln kann er auch, der Monegasse Philippe Loli. Aber das kommt erst viel später – als zweite Zugabe mit "unser oid Kath". Zunächst steigen der geniale Klassik-Gitarrist und die begabten Musikstudenten, die Well-Kinder Maria (Cello), Maresa (Geige) und Matthias (Geige), richtig klassisch ein.

Beim Concerto D-Dur für Laute und Streicher von Antonio Vivaldi spielen Gitarre und Cello die erste Geige, während die Geiger weitgehend als Begleiter auftreten. Eingängig melodiös beginnt der zweite Satz, um kurz darauf in ebenso mitreißende Melancholie zu verfallen. Was das vierköpfige Ensemble im Rittersaal des Neuburger Schlosses vor leider nur knapp 50 Zuhörern zu Gehör bringt, kann sich wahrlich hören lassen. In bunter Mischung aus Soli und Quartettwerken, mal klassisch, dann wieder höchst modern, begeistern die jungen Musiker genauso wie der virtuose Gitarrist.

Diesmal ist sogar eine Welturaufführung dabei. Zingaro heißt die rhythmische Komposition, die Loli eigens für das Ensemble und den Auftritt in Neuburg geschrieben hat. Ein eigenwilliges Stück, für das Cellistin und Gitarrist ihre Instrumente zunächst in Perkussionsinstrumente umfunktionieren und auch die Geiger immer wieder zupfen statt streichen.

"Zum Spaß für Sie und anstrengend für mich" bietet der erst 17-jährige Matthias Well mit der Caprice Nr. 5 eine wahre Teufelsnummer von Paganini so virtuos dar, dass er Bravorufe einheimst. Seine Schwester Maria (21) lässt die Solosuite (Preludio-Fantasia) von Gaspar Cassado zur Entspannung folgen. Meisterschüler und preisgekrönt alle beide, begeistern die Wellkinder auf hohem Niveau. Nach temperamentvollem "Gitarren-Quintett" von Luigi Boccerini haben sich die Musiker eine Pause verdient, ehe Loli mit drei Soli zurückkehrt, darunter "Canarius" von Gaspar Sanz, eine arabische Caprice von Francisco Tarrega, deren Gitarren- an Mandolinenklänge erinnern, nahezu fühlbar werden und durch den Rittersaal zu perlen scheinen. Nicht zu vergessen die Eigenkomposition "Remember Barocco", ein Bossa Nova, den er schrieb, als ihm für den zehnten Auftrags-Bossa-Nova nichts mehr einfiel. Wunderschön der "Tango del Mar", der in ruhigere Gewässer entführt und ebenfalls aus Lolis Feder stammt.

Einen wunderbaren Konzertabend bieten Loli und die Well-Kinder im Rittersaal, aus dem die Konzertbesucher sie natürlich nicht ohne Zugaben entlassen. Kräftige, verdiente Ovationen entlocken den Musikern zwei Zugaben, den "Bossa da bahia" und die eingangs erwähnte "Oide Kath".